Das Haus an der Düne
Laut von sich und blieb reglos.
Und dann gellte ein Schrei durch den Raum. Ellen sprang von ihrem Stuhl auf.
«Sie ist es!», kreischte sie. «Sie ist zurückgekommen. Sie geht um. Alle Ermordeten gehen um. Sie ist es! Sie ist es!»
Darauf gingen die Lichter an.
Poirot stand neben dem Schalter wie ein Zirkusdirektor und lächelte. In der Mitte des Zimmers stand Nick in ihren weißen Schleiergewändern.
Frederica sprach als Erste. Ungläubig streckte sie ihre Hand aus – und berührte ihre Freundin.
«Nick», sagte sie. «Du bist – du bist es ja wirklich!»
Ihre Stimme war beinahe nur ein Flüstern.
Nick lachte. Sie trat einige Schritte vor.
«Ja», sagte sie. «Und ob ich es bin. Mrs Croft, ich danke Ihnen für alles, was Sie für meinen Vater taten. Ich fürchte allerdings, dass es noch eine Weile dauern wird, bis Sie sich dieses Testaments erfreuen können.»
«Oh mein Gott», keuchte Mrs Croft. «Oh mein Gott.» Sie rutschte verlegen in ihrem Stuhl hin und her. «Bert, bring mich von hier fort. Bring mich fort. Es war doch alles ein Scherz, meine Liebe – alles nur ein Scherz. Ehrenwort.»
«Seltsamer Scherz», meinte Nick.
Die Tür öffnete sich erneut und ein Mann trat so geräuschlos ein, dass ich ihn erst nicht bemerkte. Zu meiner Überraschung sah ich, dass es Japp war. Er wechselte mit Poirot ein schnelles Zeichen, als wollte er ihm etwas bestätigen. Dann erhellte sich plötzlich sein Gesicht und er trat einen Schritt auf die sich windende Person im Rollstuhl zu.
«Hallo, hallo!», rief er. «Wen haben wir denn da? Eine alte Freundin! Wenn das nicht Milly Merton ist! Und wieder die alten Tricks, meine Liebe.»
Er ignorierte Mrs Crofts schrilles Protestgeschrei und wandte sich an die restliche Gesellschaft, um zu einer Erklärung anzusetzen.
«Darf ich vorstellen? Milly Merton, die gerissenste Betrügerin aller Zeiten. Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen über einen Autounfall bei der letzten Flucht. Aber sehen Sie! Nicht einmal eine Rückgratverletzung hindert Milly daran, ihr Handwerk auszuüben. Sie ist eine Meisterin ihres Fachs, oh ja, das ist sie!»
«Dann war das Testament eine Fälschung?», fragte Vyse.
Er klang erstaunt.
«Natürlich war es gefälscht», sagte Nick mit vorwurfsvoller Stimme. «Du glaubst doch nicht, ich würde ein derartig unsinniges Testament machen? Natürlich hinterließ ich dir End House und den Rest Frederica.»
Während sie das sagte, ging sie hinüber zu ihrer Freundin und genau in diesem Augenblick geschah es!
Vom Fenster her das Aufblitzen einer Flamme und das Zischen einer Kugel. Und noch ein Schuss und draußen ein Stöhnen und ein Fall…
Und Frederica stand da und ein dünnes Rinnsal Blut lief an ihrem Arm herab.
Zwanzigstes Kapitel
J.
A lles kam so plötzlich, dass sekundenlang niemand so recht wusste, was eigentlich geschehen war.
Dann rannte Poirot mit einem heftigen Aufschrei in Richtung Veranda, Challenger ihm auf den Fersen.
Einen Moment später kamen sie zurück und trugen zwischen sich den leblosen Körper eines Mannes. Als sie ihn vorsichtig in einen großen Ledersessel gleiten ließen, konnte man sein Gesicht erkennen und ich ließ einen Schrei los. «Das Gesicht – das Gesicht am Fenster…» Es war der Mann, der am Abend zuvor durch die Fensterscheibe geblickt hatte. Ich hatte ihn sofort erkannt. Gleichzeitig sah ich ein, dass Poirot mir mit Recht vorgeworfen hatte, zu übertreiben, als ich das Gesicht als kaum menschlich bezeichnet hatte.
Und doch lag in seinem Gesicht etwas, das den Ausdruck rechtfertigte. Es war das Gesicht einer verlorenen Seele – das Gesicht eines Menschen, der sich außerhalb der menschlichen Gemeinschaft gestellt hat.
Fahl, schwach, verderbt – eine hohle Maske –, als gäbe es die Seele dahinter schon lange nicht mehr.
Aus der Schläfe sickerte Blut.
Frederica kam langsam nach vorn, bis sie neben dem Sessel stand.
Poirot stellte sich ihr in den Weg. «Sind Sie verletzt, Madame?»
Sie schüttelte den Kopf.
«Nur ein Streifschuss an der Schulter.»
Sie schob ihn sanft beiseite und beugte sich nieder.
Der Mann schlug die Augen auf und erblickte sie, wie sie auf ihn niedersah.
«Hoffentlich bin ich diesmal mit dir endgültig fertig», fauchte er gehässig, dann veränderte sich plötzlich seine Stimme und er klang wie ein Kind, als er sagte: «Oh, Freddie, das hab ich nicht gewollt. Das hab ich nicht gewollt. Du warst immer verdammt anständig zu mir…»
«Ist schon gut…»
Sie
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