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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kniete neben ihm nieder.
    «Ich wollte nicht…»
    Sein Kopf fiel auf die Seite. Der Satz blieb unvollendet.
    Frederica sah zu Poirot auf.
    «Ja, Madame, er ist tot», bestätigte er sanft.
    Sie erhob sich langsam von den Knien, blieb stehen und blickte auf ihn nieder. Mit einer Hand berührte sie seine Stirn – anscheinend voller Mitleid. Dann seufzte sie und wandte sich an den Rest von uns.
    «Er war mein Mann», sagte sie ganz ruhig.
    «J.», murmelte ich.
    Poirot schnappte meine Bemerkung auf und nickte bestätigend.
    «Ja», sagte er leise. «Ich habe immer gewusst, es muss noch ein J. geben. Das habe ich von Anfang an gesagt, n’est-ce pas? »
    «Er war mein Mann», wiederholte Frederica. Ihre Stimme klang schrecklich müde. Sie sank förmlich in den Stuhl, den ihr Lazarus brachte. «Jetzt kann ich Ihnen genauso gut alles erzählen.
    Er war voller – Laster. Er war rauschgiftsüchtig. Er hat auch mich dazu gebracht, Rauschgift zu nehmen. Ich habe die Sucht bekämpft, seit ich ihn verlassen habe. Ich glaube, ich bin – endlich – fast darüber hinweg. Aber es war schwer. So wahnsinnig schwer. Keiner weiß, wie schwer!
    Ich konnte ihm nie entkommen. Immer wieder tauchte er auf und verlangte Geld – drohte mir. Eine Art Erpressung. Wenn ich ihm nicht das Geld gäbe, würde er sich erschießen. Das war seine ständige Drohung. Dann drohte er, mich zu erschießen. Er war nicht zurechnungsfähig. Er war wahnsinnig – verrückt.
    Ich nehme an, er hat Maggie Buckley erschossen. Natürlich wollte er nicht sie erschießen. Er muss uns verwechselt haben.
    Ich sollte sagen, ich nehme an, er hat uns verwechselt. Denn schließlich war ich mir nicht sicher. Nicks seltsame Unfälle – da habe ich immer wieder gedacht, er war es vielleicht doch nicht. Es könnte auch jemand ganz anderes gewesen sein.
    Und dann – eines Tages – sah ich auf Monsieur Poirots Tisch ein zerfetztes Blatt Papier mit seiner Handschrift. Es war der Teil eines seiner Briefe an mich. Da wusste ich, dass Monsieur Poirot ihm auf der Spur war.
    Seitdem hatte ich das Gefühl, alles sei nur noch eine Frage der Zeit…
    Aber das mit den Pralinen ist mir noch immer nicht klar. Er hätte doch kein Interesse daran gehabt, Nick zu vergiften. Und überhaupt verstehe ich nicht, wie er da seine Hände im Spiel gehabt haben könnte. Ich habe überlegt und überlegt.»
    Sie schlug beide Hände vors Gesicht, nahm sie wieder weg und bemerkte mit einer seltsamen, feierlichen Endgültigkeit: «Das war dann alles…»

Einundzwanzigstes Kapitel
    Die Person – K
     
    L azarus eilte sofort an ihre Seite.
    «Mein Liebes», sagte er. «Mein Liebes.»
    Poirot ging zum Wandschrank, goss ein Glas Wein ein und brachte es ihr. Er blieb bei ihr stehen, während sie es austrank.
    Sie reichte ihm das Glas zurück und lächelte.
    «Jetzt geht es mir wieder gut», sagte sie. «Was – was sollten wir jetzt am besten tun?»
    Sie blickte in Japps Richtung, aber der Inspektor schüttelte den Kopf. «Ich mache Ferien, Mrs Rice. Habe lediglich einem alten Freund einen Gefallen getan – das ist alles. Die Polizei von St. Loo ist für den Fall zuständig.»
    Sie sah Poirot an.
    «Und Monsieur Poirot ist für die Polizei von St. Loo zuständig?»
    «Oh, quelle idée, Madame! Ich bin nur ein kleiner, bescheidener Ratgeber.»
    «Monsieur Poirot», sagte Nick. «Können wir nicht Stillschweigen darüber bewahren?»
    «Wenn Sie das wünschen, Mademoiselle.»
    «Ja. Und schließlich bin ich ja am meisten betroffen davon. Und jetzt wird es keine Angriffe mehr geben – jetzt nicht mehr.»
    «Nein, das ist wahr. Jetzt wird es keine Angriffe auf Ihr Leben mehr geben.»
    «Sie denken an Maggie. Aber Monsieur Poirot, nichts kann Maggie mehr lebendig machen! Wenn Sie dies alles der Öffentlichkeit preisgeben, bringen Sie lediglich schrecklich viel Leid und Rummel über Frederica – und das hat sie nicht verdient.»
    «Sie glauben, das hat sie nicht verdient?»
    «Natürlich nicht! Ich habe Ihnen gleich zu Anfang erzählt, dass sie ein Scheusal von Ehemann hat. Heute Abend konnten Sie sich mit eigenen Augen überzeugen. Nun ist er tot. Soll das doch die Sache beenden. Soll die Polizei ruhig weiter nach Maggies Mörder suchen. Sie werden ihn bloß nicht finden, das ist alles.»
    «Also das ist Ihr Vorschlag, Mademoiselle? Alles schön vertuschen?»
    «Ja. Bitte. Oh bitte! Bitte, lieber Monsieur Poirot.»
    Poirot sah sich langsam um.
    «Was meinen Sie alle dazu?»
    Jeder gab der Reihe nach seine

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