Das Haus an der Düne
Ihnen.»
«Sie – Sie…»
Zitternd stand sie da – und brachte kein Wort mehr heraus. Poirot wandte sich an Japp. «Haben Sie die Polizei verständigt?»
«Ja, sie warten mit dem Haftbefehl in der Halle.»
«Sie sind ja alle wahnsinnig!», höhnte Nick. Sie begab sich schnell zu Frederica. «Freddie, gib mir deine Armbanduhr als Andenken, ja?»
Langsam löste Frederica die juwelenbesetzte Uhr von ihrem Handgelenk und reichte sie Nick.
«Danke. Und jetzt – nehme ich an, müssen wir diese völlig lächerliche Komödie zu Ende bringen.»
«Die von Ihnen in End House geplante und inszenierte Komödie. Ja, aber Sie hätten die Hauptrolle nicht an Hercule Poirot vergeben sollen. Das, Mademoiselle, war Ihr Fehler – ein äußerst verhängnisvoller Fehler.»
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Das Ende der Geschichte
« S oll ich Ihnen alles erklären?»
Poirot sah sich in der Runde um und trug dabei das zufriedene Lächeln und die gespielte Bescheidenheit zur Schau, die ich so gut kannte.
Wir hatten uns in den Salon begeben und unsere Anzahl hatte sich verringert. Das Personal hatte sich taktvoll zurückgezogen und die Crofts waren in Polizeibegleitung abgetreten. Frederica, Lazarus, Challenger, Vyse und ich blieben übrig.
« Eh bien – ich gestehe, ich ließ mich an der Nase herumführen, ganz und gar an der Nase herumführen. Diese kleine Nick hatte mich genau da, wo sie mich haben wollte, wie man in Ihrer Sprache sagt. Ah, Madame, als Sie sagten, ihre Freundin sei eine gerissene kleine Schwindlerin – wie Recht Sie damit hatten! Sie wissen gar nicht, wie Recht!»
«Nick hat immer Lügenmärchen erzählt», bemerkte Frederica ganz gelassen. «Deshalb fiel es mir schwer, an all diese wunderbaren Rettungen zu glauben.»
«Und ich – so ein Esel war ich – tat es!»
«Dann ist das alles gar nicht passiert?», fragte ich. Ich war zugegebenermaßen noch immer hoffnungslos verwirrt.
«Die Rettungen waren alle erfunden – sehr geschickt erfunden – und wirkten dadurch vollkommen echt.»
«Wie war das möglich?»
«Sie erweckten den Eindruck, Mademoiselle Nicks Leben sei in Gefahr. Aber ich werde noch weiter zurückgehen. Ich werde Ihnen die komplette Geschichte erzählen – und nicht unvollständig und bruchstückhaft, wie ich sie mir zusammenreimen musste.
Am Anfang der Geschichte steht dieses Mädchen, diese Nick Buckley, jung, schön und skrupellos, die mit leidenschaftlicher und fanatischer Liebe an dem Haus ihrer Väter hängt.»
Charles Vyse nickte zustimmend.
«Das habe ich Ihnen gesagt.»
«Und Sie hatten Recht, Mademoiselle Nick liebte End House. Aber sie hatte kein Geld. Das Haus war mit Hypotheken belastet. Sie brauchte Geld – sie brauchte dringend Geld – und konnte keines beschaffen. Sie lernt in Le Touquet den jungen Seton kennen. Er fühlt sich zu ihr hingezogen. Sie weiß, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Onkel beerben wird und dass der Onkel steinreich ist. Endlich stehen die Sterne günstig, denkt sie. Aber er entwickelt keine tieferen Gefühle für sie. Er findet sie lediglich amüsant. Sie treffen sich in Scarborough, er nimmt sie in seinem Flugzeug mit und dann passiert die Katastrophe. Er lernt Maggie kennen und verliebt sich auf den ersten Blick in sie.
Mademoiselle Nick ist mehr als perplex. Ihre unscheinbare Cousine Maggie, die in ihren Augen nicht einmal hübsch ist! Aber für den jungen Seton ist sie eben ‹besonders›. Die einzig Richtige. Sein Mädchen! Sie verloben sich heimlich. Nur eine einzige Person ist eingeweiht – zwangsläufig. Diese Person ist Mademoiselle Nick. Die arme Maggie – sie ist froh, dass sie mit jemandem darüber sprechen kann. Zweifellos hat sie ihrer Cousine Stellen aus den Briefen ihres Verlobten vorgelesen. Auf diese Weise erfährt Mademoiselle von dem Testament. Sie schenkt der Information zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Beachtung. Aber sie behält sie im Gedächtnis.
Dann stirbt Sir Matthew Seton plötzlich und unerwartet, und kurz darauf wird Michael Seton als vermisst gemeldet. Und da entsteht im Gehirn unserer jungen Heldin ein teuflischer Plan. Seton weiß nicht, dass auch ihr Name Magdala lautet. Er kennt sie nur als Nick. Ganz eindeutig ist sein Testament sehr formlos – lediglich der Name wird erwähnt. Aber in den Augen der Welt ist Seton ihr Verehrer! Mit ihr ist sein Name immer wieder in Verbindung gebracht worden. Wenn sie behauptete, mit ihm verlobt zu sein, würde das niemanden erstaunen. Aber das kann nur
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