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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ein wenig entfernt davon in Mrs Crofts Nähe. Und jetzt nahm Charles Vyse mit einem abschließenden Kopfnicken den Vorsitz am Kopfende der Tafel ein, Poirot schlüpfte unauffällig auf einen Platz neben Lazarus.
    Ganz eindeutig hatte Poirot als selbst ernannter Regisseur nicht vor, eine Hauptrolle in dem Stück zu übernehmen. Charles Vyse war offensichtlich der Verantwortliche. Ich überlegte, welche Überraschungen Poirot für ihn wohl bereithielt.
    Der junge Anwalt räusperte sich und stand auf. Er wirkte wie immer, nüchtern, förmlich und sachlich.
    «Wir haben heute Abend hier eine recht ungewöhnliche Zusammenkunft», begann er. «Aber die Umstände sind gleichfalls sehr ungewöhnlich. Ich meine damit natürlich die Umstände des Todes meiner Cousine, Miss Buckley. Es wird selbstverständlich eine Autopsie geben – es scheint ja erwiesen, dass sie durch Gift umgekommen ist und dass man ihr das Gift mit der Absicht verabreicht hat, sie zu töten. Aber das ist die Angelegenheit der Polizei und ich möchte darauf nicht näher eingehen. Das ist sicher auch im Sinne der Polizei.
    Bei einem normalen Todesfall wird das Testament des Verblichenen nach dem Begräbnis eröffnet, aber in Anbetracht des besonderen Wunsches von Seiten Monsieur Poirots schlage ich vor, dieses Testament vor dem Begräbnis zu verlesen, und zwar werde ich es hier und jetzt verlesen. Deshalb sind Sie hierher gebeten worden. Wie ich bereits sagte, sind die Umstände ungewöhnlich und rechtfertigen eine Abweichung vom üblichen Vorgehen.
    Sogar das Testament selbst ist auf seltsamem Wege in meinen Besitz gelangt. Obwohl letzten Februar verfasst, erhielt ich es erst heute Morgen mit der Post. Es ist jedoch zweifellos die Handschrift meiner Cousine und ist, wenngleich recht informell, doch durch Zeugen beglaubigt.»
    Er machte eine Pause und räusperte sich nochmals.
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
    Aus einem großen Umschlag zog er einen Bogen Papier. Wir alle konnten erkennen, dass es sich um einen normalen Bogen Briefpapier von End House handelte, der beschrieben war.
    «Es ist ziemlich kurz», sagte Vyse. Nach einer wirkungsvollen Pause begann er zu lesen:
     
    « Dies ist der letzte Wille und das Testament von Magdala Buc k ley. Ich wünsche, dass alle Ausgaben für mein Begräbnis beglichen werden, und ernenne meinen Cousin, Charles Vyse, zum Vol l strecker. Ich hinterlasse alles, was ich im Augenblicke meines T o des besitze, Mildred Croft in dankbarer Anerkennung der Dienste, die sie meinem Vater, Philip Buckley, erwiesen hat; Dienste, die mit Geld eigentlich nicht gutzumachen sind.
    Unterschrift – Magdala Buckley
    Zeugen: Ellen Wilson
    William Wilson. »
     
    Ich war wie vom Donner gerührt. Und ich glaube, die anderen auch. Nur Mrs Croft nickte in stillem Einverständnis mit dem Kopf.
    «Es ist wahr», sagte sie mit ihrer ruhigen Stimme. «Nicht, dass ich es je erwähnen wollte. Philip Buckley hielt sich in Australien auf, und wenn ich nicht gewesen wäre – ach, darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Es war bis jetzt ein Geheimnis und das soll es auch bleiben. Sie hat allerdings davon gewusst. Nick, meine ich. Ihr Vater muss es ihr erzählt haben. Wir sind hierher gekommen, weil wir uns diesen Fleck Erde ansehen wollten. Ich war schon immer neugierig auf dieses End House gewesen, von dem Philip Buckley so viel gesprochen hat. Und das liebe Mädchen wusste davon und konnte gar nicht genug für uns tun. Wollte, dass wir bei ihr wohnten. Aber das kam für uns nicht infrage. Also bestand sie darauf, dass wir ins Pförtnerhaus zogen – nahm nicht einen Penny Miete. Wir zahlten nur zum Schein, um keinen Gerüchten Nahrung zu geben, aber sie gab uns das Geld heimlich zurück. Und nun – dies! Da soll doch jemand behaupten, es gebe keine Dankbarkeit auf der Welt. Ich werde ihn eines Besseren belehren! Hier ist der Beweis.»
    Es herrschte noch immer verblüfftes Schweigen. Poirot sah Vyse an.
    «Hatten Sie eine Ahnung davon?»
    Vyse schüttelte den Kopf. «Ich wusste, dass Philip Buckley sich in Australien aufgehalten hatte. Aber mir ist nie etwas von einem Skandal dort zu Ohren gekommen.»
    Er sah Mrs Croft fragend an.
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Aus mir kriegen Sie kein Wort heraus. Ich habe niemals darüber gesprochen und werde es auch jetzt nicht tun. Dieses Geheimnis nehme ich mit ins Grab.»
    Vyse sagte nichts darauf. Er saß ruhig da und klopfte mit einem Bleistift auf den Tisch.
    «Ich nehme an, Monsieur Vyse» –

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