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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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er und sah die große, attraktive Frau an. Sie hatte schwarzes Haar und ein schönes, energisches Gesicht, dessen linke Wange durch Prellungen und Kratzer etwas verunziert war.
    »Nachricht von Wen«, sagte sie. »Dieser Pavillon an der Klippe, sie nennen ihn Kommandoposten. KP .«
    »Wie schön, wenn einem bestätigt wird, was man schon geahnt hat. Sonst noch was?«
    »Nein. Die Zeit wird knapp.«
    »Sag mir sofort Bescheid, wenn du was von ihr oder Jacobs hörst.«
    Die Frau ging hinaus, kam aber gleich zurück.
    »Ein Auto«, meldete sie beunruhigt.
    »Nun, geh raus und schau, wer da kommt, meine Liebe.«
    Pascoe sah die Frau aus dem Haus kommen, als sein Wagen über den Weg holperte, und sein Herz machte einen freudigen Satz. Im selben Moment aber merkte er, daß es nicht Ellie war. Gleiche Figur, gleiche Haarfarbe, gleiche Frisur, tatsächlich, ähnlich genug, um jemanden zu täuschen, der Ellie nur von einer Beschreibung oder einem schlechten Foto kannte, aber selbst aus doppelter Entfernung nicht ähnlich genug, um einen Ehemann zu täuschen, der jeden Zentimeter ihres Körpers genauestens kannte und liebte …
    Mit großer Verspätung schaltete sein Kopf die Verbindung, die er schon längst hätte herstellen sollen.
    Was war mit seinem scharfen, weit blickenden Polizistenverstand los, der einst scheinbar unüberbrückbare Distanzen überwunden hatte? Der Dicke hatte ihm einen kräftigen Rippenstoß versetzen müssen, bevor ihm die Ähnlichkeit zwischen dem Beobachter im Gerichtssaal und dem angeblichen Mitarbeiter des Schulamts aufgefallen war. Und nun stellte er fest, daß er trotz Ellies Beschreibung der Frau, trotz ihres Traums, in dem sie ihre Doppelgängerin aus dem Auto aussteigen und mit dem Schlüssel in der Hand auf die Wohnungstür zugehen sah, nicht bemerkt hatte, was ihm doch ins Auge hätte springen müssen. Wut und Schmerz hatten seinen Verstand vernebelt.
    Diese Frau war nicht zu ihnen nach Hause gekommen, um Ellie zu entführen. Sie hatte gehofft, das Haus leer vorzufinden und Ellies Rolle zu übernehmen.
    All das wurde ihm in den wenigen Sekunden klar, die er brauchte, um mit hohem Tempo durch das offene Tor mit dem ominösen Schild zu rasen und eine Vollbremsung hinzulegen, die Dalziel und Wield in ihre Sicherheitsgurte preßte.
    »Herrgott, was ist los, mußt du so dringend pissen?« rief der Dicke, als Pascoe die Tür aufriß und aus dem Wagen sprang.
    Die Kratzer im Gesicht der Frau bestätigten seine Vermutung.
    »Drecksau«, sagte er, als er an ihr vorbeischoß. »Ich hoffe, das gibt eine Blutvergiftung.«
    Er ging durch die Haustür in den kleinen Flur. Der Anblick von Rosies gelben Gummistiefeln auf dem Boden wirkte wie ein Schlag in die Magengrube. Er lief ins Wohnzimmer.
    »Ellie!« schrie er. »Rosie!«
    Eine Tür ging auf, und ein hochgewachsener, schlanker, weißhaariger Mann trat mit einem freundlichen Lächeln und ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    »Mr. Pascoe, wie schön, sie wieder einmal zu –«
    Er wurde mit einer solchen Wucht gegen die Wand gedrückt, daß eine ganze Sammlung von edlem Delfter Porzellan aus einem Regal fiel.
    »Wo ist meine Frau, Sie Schwein? Wo ist meine Tochter?«
    Leute zu verprügeln, außer zur Selbstverteidigung, das war für einen Mann von Pascoes Temperament keine Selbstverständlichkeit, aber er hätte es getan, wenn seine Faust, die bereits zum Schlag ausholte, nicht von einem gorillastarken Griff aufgehalten worden wäre.
    »Langsam, Junge«, sagte Dalziel. »Hast du denn nichts gelernt bei mir? Wenn man von jemandem Informationen haben will, darf man ihn nicht auf die Birne schlagen. Das macht ihn blöde. In die Nieren oder in die Nüsse, nur das bringt sie zum Singen.«
    Er zog Pascoe zurück, wobei ihre Füße über zerbrochenes Porzellan knirschten, und als sie die Mitte des Raums erreicht hatten, drückte er ihn mit sanfter, aber unwiderstehlicher Gewalt in ein Sofa.
    »So«, sagte er. »Jetzt, wo du bequem sitzt, wird dir Mr. Sempernel sicher deine Fragen beantworten. Nicht wahr, Mr. Sempernel?«
    Sempernel richtete sich langsam auf. Die Attacke hatte ihm sichtlich zugesetzt, aber er besaß die Fähigkeit, sich rasch zu fangen. Eine leichte Korrektur an Krawatte und Hemd, ein Griff nach seinem schönen, weißhaarigen Kopf, und der Film war bis zum Anfang zurückgespult, sogar das Begrüßungslächeln war wieder da.
    »Cynthia, sei so gut, steck das Ding da weg, bevor jemand zu Schaden kommt«, sagte er.
    Die Frau stand unsicher in

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