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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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weiß nicht, ob er auf sie raufklettern oder sie niedermähen soll.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, mein Junge«, sagte er. »Könnte ich mich nicht ein bißchen aufs Ohr legen? Und morgen früh, wenn die Dinge etwas klarer aussehen, schauen wir beide uns mal ein wenig um und überlegen, was sich machen läßt?«
    Äneas betrachtete ihn voller Verachtung und Argwohn.
    »Ist das alles, was der klügste Kopf der Welt zu bieten hat?« spottete er. »Sich ein bißchen aufs Ohr legen und dann mal sehen? Was hast du wirklich vor, du schlauer Fuchs? Du willst wohl zu Kräften kommen, um dann eine Fluchtmöglichkeit zu ersinnen?«
    »Nee, mein Junge. Ich fühle mich stark genug, und wenn ich einen Fluchtplan bräuchte, den hätte ich schon«, sagte Odysseus. »Hoppla, Entschuldigung.«
    Er hatte nach seinem Becher gegriffen und ihn ungeschickt umgestoßen. Äneas wich vor dem Wein zurück, der auf ihn zulief, und plötzlich spürte er, wie sein Kopf an den Haaren nach hinten gezogen wurde und eine scharfe Metallklinge seine Kehle entlangritzte, so daß warmes Blut zu fließen begann. Irgendwie hatte der fette Grieche seinen massigen Körper im Bruchteil einer Sekunde hinter ihn gebracht. Wo aber ein Mann, den er nackt gesehen hatte, ein Messer versteckt haben konnte, das wollte sich Äneas gar nicht erst vorstellen.
    »Siehst du? Ich schlitze dir die Kehle auf, hau der Amme eins auf die Birne, vielleicht besorg ich’s ihr vorher auch noch, und dann schleiche ich mich so leise aus der Höhle, daß deine Wachen es nicht merken, bis sie deine Leiche finden. Dann suche ich deinen Ankerplatz, liegt sicherlich auf der windwärts gelegenen Seite der Insel, dürfte nicht zu schwer zu finden sein. Ich schwimme raus, suche mir was, das klein genug ist, daß ich es allein steuern kann, versenke den Rest, und ich bin weg und frei, und du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, wie du dich entscheiden sollst.«
    Äneas schloß die Augen und machte sich darauf gefaßt, daß sich die Klinge in seine Kehle bohrte.
    Doch so unerwartet er gekommen war, ließ der Druck nach, der Griff an seinem Haar wurde gelöst, und als er die Augen öffnete, saß Odysseus ihm gegenüber, schaute ihn über einen vollen Becher hinweg an und meinte besorgt: »Alles in Ordnung, Fürst? Sah gerade so aus, als würde was nicht stimmen mit dir. Vielleicht solltest du um Hilfe rufen.«
    Äneas hatte die Hand noch an der Kehle. Er ließ sie los und sah auf seine Finger, die ein wenig von Wein gerötet waren. Wein, kein Blut. Dieselbe Röte, wie sie der scharfe Fingernagel seines Gesprächspartners zeigte.
    Er schaute zum Höhleneingang, wo der treue Achates und seine schwerbewaffneten Männer Wache hielten.
    Dann betrachtete er den Dicken, der ihn anlächelte, sah wieder das Feuer, wie es die Tempel und Paläste von Troja verwüstete, hörte die Verzweiflungsschreie der Besiegten, die mit den Rauchschwaden aufstiegen.
    Alles in Schutt und Asche, nur wegen dieses fetten, lächelnden Mannes.
    Er lächelte zurück und sagte: »Ja, vielleicht sollte ich um Hilfe rufen. Wann willst du morgen früh geweckt werden?«
     
    Ende des Kapitels. Sempernel legte sich auf das Bett und blickte gedankenverloren zur Decke. Interessante Frau, diese Ellie Pascoe. Fast bedauerte er, daß er wahrscheinlich gezwungen sein würde, sie hinter Gitter zu bringen. Natürlich konnte sich herausstellen, daß ihre Verwicklung in die Geschichte mehr auf Zufällen als auf Mittäterschaft beruhte, aber durch seine lange Erfahrung in der Suche nach Zusammenhängen, die andere übersehen hatten, war er sehr skeptisch gegenüber Zufällen geworden. Peter Pascoe hatte er nach seiner »zufälligen« Begegnung mit Kelly Cornelius am Snake Pass genau unter die Lupe genommen und beobachten lassen, und danach war er geneigt gewesen,
seine
Beteiligung als in jedem Sinne rein zufällig anzusehen. Was allerdings bedeutete, daß seine Familie ihr Maß an Zufälligkeiten bereits aufgebraucht hatte.
    Er sah sich die nächste Seite an, neugierig, wie die Geschichte weiterging. Aber alles, was da stand war:
    Kapitel 4
    Sonst nichts. Mist. Erst anmachen und dann abblitzen lassen. Nun, wenn sie, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, eine Weile die Gastfreundschaft Ihrer Majestät genießen würde, dann hätte sie ja genug Zeit, die Geschichte zu Ende zu schreiben.
    Es klopfte an der Tür, und bevor er »herein« sagen konnte, ging sie auch schon auf.
    Muß mal ein Wörtchen mit ihr darüber reden, dachte

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