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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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etwas schiefgeht, mit einer Geste des Entsetzens demonstrieren können, daß unter ihren Fingernägeln kein Schmutz klebengeblieben ist.«
    »Hören Sie mal, Sunnyboy«, meinte Dalziel, der gerade seine Puddingschüssel auskratzte. »Wenn ich mit Essen fertig bin und dann immer noch nichts Brauchbares gehört habe, werde ich Axness flächendeckend mit blinkenden Blaulichtern ausleuchten. Also kommen Sie zur Sache.«
    »Sie sprechen von Kelly Cornelius«, bemerkte Pascoe. »Und Sie glauben, daß sie auch hier ist?«
    »Da bin ich mir sicher«, erwiderte Sempernel. »Ihrer Flucht wurde, wie Sie offensichtlich herausgefunden haben, durch Miss Macallum Vorschub geleistet. Wenn ich Ihnen sage, daß zu den vielen raffinierten Kanälen, durch die Leute wie Kelly Cornelius ihr schmutziges Geld schleusen, Wohltätigkeitsorganisationen gehören, die in der Dritten Welt arbeiten, dann sehen Sie den Zusammenhang. Manche dieser Organisationen sind sogar eigens zu diesem Zweck geschaffen worden.«
    »Aber Liberata ist ständig pleite«, protestierte Pascoe.
    »Das sagt Ihre Frau, nicht wahr? So, so. Nein, schauen Sie nicht so wütend drein, Mr. Pascoe. Ich will niemanden beschuldigen. Dennoch. Sie ist doch hier in Gunnery House. Und auch Kelly Cornelius ist hier. Und würde es Sie überraschen zu erfahren, daß gestern nachmittag auf dem Konto von Liberata, das, wie Ihnen Ihre Frau versichert, in den Miesen ist, ein Plus von drei Millionen Pfund Sterling verbucht war?«
    »Ohne handfeste Beweise würde ich an Ihrer Stelle keine weiteren Anschuldigungen vorbringen«, sagte Pascoe leise.
    »Interessant«, erwiderte Sempernel ebenso leise. »Sie behaupten nicht einfach, wie es die meisten Ehemänner tun würden, es sei unmöglich, daß Ihre Frau in illegale Machenschaften verwickelt ist. Vielmehr fordern Sie Beweise. Könnte es sein, daß Sie es für möglich halten, wie ja auch Mrs. Pascoes bisheriger Werdegang vermuten läßt, daß Ihre Frau unter gewissen Umständen annimmt, der Zweck heilige die Mittel?«
    »Schluß mit dem Mist«, sagte Pascoe. »Beweise.«
    »Nun gut. Mein Beweis stützt sich, wie ich zugeben muß, lediglich auf Indizien, ist aber ziemlich schlüssig. Die Liberata-Aktivitäten Ihrer Frau in Kolumbien. Auch Kelly Cornelius arbeitet hauptsächlich für verschiedene kolumbianische Gruppen – Freiheitskämpfer oder Terroristen, je nachdem, welche Einstellung Sie dazu haben –, deren wichtigste Einkommensquelle Kokain darstellt, weshalb sie die Dienste dieser Expertin benötigen. Wie ich Ihnen im Cottage bereits sagte, war es Cornelius, die das Waffengeschäft eingefädelt hat, und sie war es auch, die Miss Macallum veranlaßt hat, Bruna unter die Fittiche von Liberata zu nehmen. Und wie Sie wissen, hat Miss Macallum wiederum dafür gesorgt, daß Mrs. Pascoe sich um sie kümmerte. Natürlich kann das in aller Unschuld geschehen sein, und die Beteiligung Ihrer Frau war reiner Zufall.«
    Offensichtlich sagte er das nur, um Pascoe zu beschwichtigen, aber damit war er an die falsche Adresse geraten.
    »Und vermutlich ist es auch dem Zufall zu verdanken, daß sie jetzt diesen Terroristen in die Hände gefallen ist?« höhnte Pascoe. »Ich würde sagen, der Zufall hat ein Gesicht wie ein alter Gaul und weiße Haare, Mr. Sempernel.«
    Am liebsten hätte Dalziel applaudiert. Jahrelang hatte Pascoe die Manieren eines Drei-Sterne-Kellners an den Tag gelegt, aber anscheinend hatte er inzwischen endlich kapiert, wie die Besten ihres Fachs in die Suppe spuckten!
    »Der Junge hat recht, Gaw«, sagte er. »Sie haben das alles gewußt. Warum haben Sie nicht schon früher etwas unternommen?«
    »Weil wir nur wenig wußten und weitgehend auf Vermutungen angewiesen waren. Und manche wichtigen Dinge wußten wir gar nicht. Zum Beispiel, wo die Waffen versteckt sind. Und nach wie vor ist uns unbekannt, was mit Chiquillo geschehen ist und wo sich seine Schwester aufhält. Aber ein Rätsel hat sich, wie ich meine, gelöst.«
    »Und das wäre?«
    Sempernel wandte sich um und betrachtete das Portrait von Mr. und Mrs. Macallum.
    Draußen begann plötzlich der Sturm an dem Haus zu rütteln, als wollte er es aus dem Fundament reißen. Der Wind griff nach der Vordertür, schlug sie zu, zerrte sie wieder auf … zu … auf …. so daß das gespenstisch flackernde Licht der halb von Wolken verdeckten Sonne über das Gemälde huschte, bis Pascoe meinte, der Mann starre mit echtem Haß auf sie herab, während um die Lippen der Frau ein

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