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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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entfernte sich. Pascoe fragte sich, ob es ihm leid tun sollte, daß er seinen neuen Verbündeten humpeln sah.
    »Dieser Lastwagen«, fragte Dalziel, »wofür ist der?«
    »Für den Transport, was sonst? Irgendwo hier auf dem Gelände, Mr. Dalziel, befindet sich, wie Sie bestimmt schon erraten haben, Popeye Ducannons geheimes Waffenlager. Außerdem ist hier höchstwahrscheinlich das Kokain versteckt, das Chiquillo zur Bezahlung mitgebracht hat. Bevor Sie ungehalten werden, lassen Sie sich eines gesagt sein: Hätten wir geahnt, daß die Aussicht auf die Drogen oder die Waffen den beschaulichen Polizistenalltag von Mid-Yorkshire so aus den Fugen bringen könnte, hätten wir selbstverständlich auf Ihre Sachkenntnis zurückgegriffen. Aber Mr. Trimble, Ihr Chef, war der Überzeugung, je weniger Leute von ihrer Existenz wüßten, desto geringer sei die Gefahr, daß etwas durchsickert. Insbesondere, weil wir uns bis vor kurzem selbst über den genauen Standort nicht völlig im klaren waren. Wir wollten verhindern, daß in zwielichtigen Kreisen eine Art Goldrausch ausbricht.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß das Zeug in Gunnery House versteckt ist? Und Sie wußten das bereits, als Sie uns diesen ganzen Mist aufgetischt und behauptet haben, Ellie sei in Sicherheit?« fragte Pascoe.
    »Nicht im Haus«, präzisierte Sempernel, der es für besser hielt, auf den zweiten Teil der Frage nicht einzugehen. »Im sogenannten KP , dem Kommandoposten. Ich habe Grund zu der Annahme, daß es sich hierbei um den Namen handelt, den die Familie Macallum dem Pavillon an der Klippe gab, und dort halten sich derzeit tatsächlich Mrs. Pascoe und ihre Freundinnen auf, was ich zutiefst bedaure. Die gute Nachricht ist, wenn sie da raus wollen, müssen sie erst einmal an uns vorbei.«
    Pascoe, der diese Information erst einmal verdauen mußte, meinte schließlich in dem freundlich-vernünftigen Tonfall, der manche Menschen veranlaßte, ihn zu unterschätzen: »Großartig. Dann wäre es doch der beste Plan, sie genau das machen zu lassen. Das heißt, sie abziehen zu lassen.«
    Sempernels Augenbrauen schossen in die Höhe wie Harrier-Jets.
    »Sie abziehen lassen? Dieser Plan ist keineswegs durchführbar, geschweige denn der beste!«
    »Tatsächlich? Vielleicht liegt das daran, daß Sie dank Ihrer einsamen Strategiespielchen inzwischen blind sind«, höhnte Pascoe. »Jeder Idiot kann sich doch denken, daß es besser ist, diese Kerle mit ihrem Zeug wegfahren zu lassen, statt sie dort mit meiner Frau und anderen Geiseln in der Falle sitzen zu lassen. Sie haben Meilen schmaler, menschenleerer Landstraßen vor sich, bevor sie irgendwo hinkommen. Sie können sie doch jederzeit mit einer Straßensperre abfangen und hochnehmen, ohne irgend jemanden in Gefahr zu bringen.«
    »Hört sich vernünftig an«, meinte Dalziel.
    »Finden Sie? Ich fürchte, Sie haben noch nicht ganz begriffen, mit was für Leuten wir es hier zu tun haben«, entgegnete Sempernel. »Zweifellos werden sie einige der Damen mitnehmen, um ein Druckmittel zu haben, falls unterwegs etwas schiefgeht. Außerdem haben die Zurückgebliebenen dann einen weiteren Anreiz, nicht die Polizei zu rufen.«
    »Was meinen Sie mit
weiterer
Anreiz? Welchen anderen Anreiz hätten sie denn noch?«
    »Den verständlichen Widerwillen des Kriminellen, sich selbst zu belasten.«
    Da wären wir wieder, dachte Pascoe. Hinterhältige Verleumdung. Ein Tatvorwurf, durch die Blume ausgedrückt.
    Höflich bat er: »Könnten Sie uns in klaren und unzweideutigen Worten erklären, welche der Frauen im Pavillon in dieser Sache unter Tatverdacht steht?«
    Eins mußte man Sempernel lassen, er ging gleich in die Vollen.
    »Feenie Macallum«, sagte er. »Sie ist die Begründerin und Vorsitzende von Liberata –«
    »Ich weiß, wer sie ist«, unterbrach ihn Pascoe. »Und Sie wollen mir erzählen, Sie wäre eine Gaunerin? Quatsch.«
    Sempernel blieb gelassen.
    »Jemand, der in seinem Beruf so beschlagen ist wie Sie, ist sich doch sicher darüber im klaren, daß große Fische und insbesondere Drogenhändler meist vor dem Problem stehen, daß sie mit schmutzigem Geld bezahlt werden. Deshalb nehmen viele die Dienste professioneller Geldwäscher in Anspruch, in der Regel Computer-Experten, deren Fähigkeiten im legalen Finanzgeschäft ebenso hoch geschätzt werden. Und die hohen Tiere der Finanzwelt sehen es, wie ich befürchte, meist recht gerne, wenn große Summen schmutzigen Geldes durch ihre Systeme wandern, solange sie, falls

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