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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Schmusedecke.
Das Werk war noch unvollendet, aber wen störte das? Am meisten Spaß machte es, immer wieder daran zu arbeiten, manches umzuschreiben, Neues auszuprobieren.
    Schön, wenn das Leben so wäre, dachte sie, als sie ihren Laptop einschaltete. Datei aufrufen,
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anklicken und ausschneiden, kopieren, suchen, ersetzen, löschen …
    Mit einem Mal erschienen aus dem Nichts ihre Worte und füllten den Bildschirm. Sie lächelte. Da Technik ihrem Denken immer fremd geblieben war, erschien es ihr immer noch wie Zauberei.
    Und wie weit war sie in ihrer Überarbeitung gekommen? Ach ja. Hier.
    Kapitel 2
    Als sie von den Klippen herunterkamen, war der Sturm erstorben, nicht langsam wie ein verblutendes Tier, sondern rasch, als hätte ein Pfeil sein Herz durchbohrt. Gerade noch drohte der Meereswind, sie mit sich zu reißen wie die tief hängenden Wolkenfetzen am grauen Himmel, dann war mit einem Mal die Luft reglos und mild, und der Vollmond am sternübersäten Himmel erleuchtete das Lager wie tausend Laternen.
    Hatte sie diesen Vergleich nicht schon einmal benutzt? Na und? Homer hatte auch immer wieder auf dieselben Bilder zurückgegriffen. Wenn man sich der Obsession für das Neue hingibt, hat man bald einen Schrank voller hübscher Kleider, die man nie anzieht.
    Alle, die so müde waren, daß sie trotz des heulenden Sturms geschlafen hatten, wurden nun durch die jähe Stille geweckt. Die Männer schickten sich an, durchnäßte Waffen und Rüstungen trockenzureiben, während die Frauen die kleinen Feuer schürten, die sie trotz der Windböen hatten entfachen können. Aber das rege Treiben hatte ein Ende, als sie die herannahende Prozession gewahrten.
    Voran ging der Grieche, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, die Schwertspitze des Anführers im Nacken. Ungeachtet dessen blickte er drein wie ein Heimkehrender, der nach langer Reise alte Freunde begrüßt, den Kopf trug er hoch, und seine Zähne leuchteten hell aus dem struppigen Bart hervor, während er in alle Richtungen lächelte und angesichts der Essensdüfte, die bereits von ein, zwei Feuerstellen aufstiegen, anerkennend die Nase verzog.
    Seine ruhelosen Augen aber erfaßten alle Einzelheiten des Lagers.
    Als Nachhut folgte der verwundete Wachposten. Er umklammerte sein blutendes Handgelenk mit der Rechten, und sein wettergegerbtes Gesicht war bleich wie der Mond.
    »Was ist los, Kamerad?« rief ihm einer zu.
    »Der verdammte griechische Spion. Um ein Haar hätte mir der Bastard die Hand abgeschlagen!«
    »Wirklich? Keine Angst, wir hacken ihm mehr als nur die Hand ab, bevor wir ihn erledigen.«
    Der Anführer der Wachleute meinte freundlich: »Schön, daß du so einsatzfreudig bist, Soldat. Du kannst die Wache droben auf den Klippen übernehmen. Könnte sein, daß dort gerade ein ganzes Heer von Griechen landet.«
    Das Wort Griechen ging rasch von Mund zu Mund, und bald war der Weg von Männern versperrt, und nicht wenige hatten ihre Waffen gezogen. Der Gefangene aber ging in aller Seelenruhe weiter und zwang sie, zur Seite zu treten, bis jemand von hinten rief »Der Fürst! Der Fürst!«, worauf die Männer zur Seite wichen und den Weg freigaben.
    Zwei Gestalten waren aus dem einzigen brauchbaren Obdach des Lagers getreten, einem kleinen Schutzzelt im Windschatten eines Felsens, der es ein wenig vor dem tosenden Sturm abschirmte. Der eine war ein graubärtiger Greis, gebeugt von der Last der Jahre, der andere ein junger, schlanker, aufrechter Mann mit ruhigen, wachsamen Augen in einem schmalen, glattrasierten Gesicht.
    Plötzlich sank der Dicke auf die Knie, warf sich nieder und drückte das Gesicht auf die Sandalen des jungen Mannes.
    »Gnade, edler Fürst«, flehte er mit dumpfer Stimme, »gleich den Göttern, von denen du abstammst, zeige Mitleid mit diesem armen Elenden, der nur dank deiner unendlichen Großherzigkeit noch auf Leben und Beistand hoffen darf.«
    Den Fürsten schien das wenig zu beeindrucken.
    »Was hast du uns da gebracht, Achates?«fragte er.
    Mit knappen Worten erzählte der Hauptmann seine Geschichte.
    »Ein Grieche, sagst du? Und wahrscheinlich ein Spion?«
    Der Kehle des Hingestreckten entrang sich ein verneinender Schrei, der jäh verstummte, als ihm Achates die Schwertspitze gegen den Nacken drückte.
    »Könnte sein. Soll ich ihn für eine halbe Stunde über der Glut auf dem Rost garen, bis er bereit ist zu reden?«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich unter den Männern, aber der Fürst entgegnete ernst: »Das

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