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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wasser bis zum Hals steht, dann greifst du fest zu.«
    Sie fing an zu schreiben.
    Liebe Bruna,
    Wie geht es Dir? Es tut mir leid, daß ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber seit einiger Zeit ist mein Leben etwas durcheinandergeraten.
    Sie überlegte, wie man
durcheinandergeraten
auf spanisch wiedergeben könnte. Normalerweise versuchte sie, die typisch englischen Redewendungen in ihren Briefen zu übersetzen, aber hier war das vielleicht nicht mehr nötig. Bruna hatte geschrieben, sie würde gern ihr dürftiges Englisch verbessern, und zu diesem Zweck um ein paar Bücher gebeten. Ellie hatte daraufhin ein Bücherpaket losgeschickt, angefangen mit
Pu, der Bär
bis hin zum kompletten Shakespeare. Allerdings hatte sie keine Ahnung, welche Fortschritte Bruna inzwischen gemacht hatte. In einem hastig hingekritzelten Postskriptum unter ihrem letzten Brief stand ein
gracias
für »das Buch«, was wahrscheinlich bedeutete, daß die mißtrauische und repressive Gefängnisverwaltung ihr nur einen Band aus dem Bücherpaket zugestanden hatte. Das war, Ellie rechnete nach, fast ein Jahr her. Seither hatte sie noch mehrmals geschrieben, das letzte Mal ein paar Wochen vor Rosies Krankheit. Reumütig dachte sie, wie rasch die Sorge um diese arme, möglicherweise gefolterte Gefangene in einem fernen Land hinter ihrem unmittelbaren, persönlichen Schmerz zurückgetreten war. Dennoch empfand sie keine Schuldgefühle. Das hatte sie hinter sich. Werde ich jetzt langsam immer selbstsüchtiger?
    Sie wandte sich wieder dem Brief zu.
    Wie ausführlich sollte sie von ihrer traumatisierenden Erfahrung berichten? »Erzähl ihnen alles über dich«, hatte Feenie ihr geraten. »Und sei es noch so tragisch oder banal. Damit sie merken, daß dir wirklich etwas daran liegt und du sie nicht mit tröstenden Worten abspeist. Du mußt ihnen klarmachen, daß es jenseits der Gefängnismauern und jenseits der leeren Gesichter von Wächtern und Folterknechten noch eine Welt gibt, in der normale Menschen ihr Leben führen.«
    Aber als Ellie mehr über Bruna wissen wollte, hatte Feenie den Kopf geschüttelt.
    »Es ist besser, wenn du nichts weißt«, meinte sie. »Diese Frauen leben unter Diktaturen und in Situationen, die du dir nicht vorstellen kannst. Manche sind vollkommen unschuldig, andere haben vielleicht Dinge getan, die für dich in deiner Unwissenheit schwer zu erklären oder zu rechtfertigen wären. Alles, was du wissen mußt, ist, daß sie eine grausame, widernatürliche Behandlung erfahren. Deine Aufgabe ist es, ihnen Hoffnung zu geben. Was sie dir zurückgeben, ist ihre Sache.«
    Ellie tippte weiter.
    Meine kleine Tochter Rosie ist krank gewesen …
    Da klingelte das Telefon.
    Verärgert über die Störung ging sie ins Schlafzimmer nebenan und nahm ab.
    »Hallo?« meldete sie sich unwirsch.
    »Wie charmant. Ich hätte dich lieber nicht bemühen sollen.«
    »Daphne, bist du’s? Was ist los? Hast du etwas vergessen?«
    »Nur, wie schroff du sein kannst. Hör zu, ich rufe lediglich an, um dir mitzuteilen, daß du überwacht wirst.«
    »Das ist mir klar. Dennis Seymour. Du hast doch gesagt, daß er mit dir gesprochen hat …«
    »Sei bitte nicht so schwer von Begriff, Ellie. Den meine ich nicht. Du kennst doch die Platanen auf diesem kleinen dreieckigen Niemandsland an der Straßenecke? Mir ist aufgefallen, daß sich dort ein Kerl herumtreibt, als ich vorhin vorbeigefahren bin. Aber da wußte ich natürlich noch nichts von der gestrigen Schlägerei vor eurer Wagenburg und habe mir weiter nichts dabei gedacht. Aber als ich eben an den Bäumen vorbeikam und sah, daß er immer noch da ist und euer Haus im Auge behält, dachte ich, hoppla, sieht so aus, als sollte eine gute Staatsbürgerin hier zur Selbsthilfe greifen.«
    »Daphne, mach keinen Unsinn! Unternimm nichts. Ich sorge dafür, daß sich der Detective vor meiner Tür darum kümmert.«
    »Und wie willst du das anstellen? Vors Haus rennen und in die Richtung zeigen? Nein, mach dir mal nicht ins Hemd. Du zählst jetzt bis hundert. Und ich werde unterdessen aus dem Auto steigen, die Straße entlang schlendern und ihn in ein geistreiches Gespräch verwickeln. Wenn du bei hundert bist, läufst du nach draußen zu deinem Schutzengel, und der kann mir dann zu Hilfe eilen, so schnell es ihm beliebt. Und wenn der Kamerad hier die Fliege machen will, stelle ich ihm ein Bein und strecke ihn nieder – für die Taktik war ich schon als Mädchen in Mid-Yorkshire-Hockeykreisen bekannt.«
    »Nein«,

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