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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ihren versteckt werden können, möchte ich noch eines festhalten: Obwohl ich mich längst damit abgefunden habe, daß mein Telefon angezapft und meine Post abgefangen wird, hätte ich doch nicht vermutet, daß unsere sogenannte Demokratie inzwischen so heruntergekommen ist und die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger derart unverblümt zweimal innerhalb von fünfzehn Minuten einschränkt.«
    »Zweimal?« fragte Novello verblüfft.
    »Als ich mein Fahrzeug auf dem Parkplatz der Gaststätte
Gateway
abstellte, wurde ich von einem uniformierten Kind unter dem Vorwand angesprochen, es wünsche zu wissen, ob ich vielleicht heute schon einmal da gewesen sei.«
    Das klang plausibel. Novello hatte gehört, daß der Wirt des
Gateway
vormittags einen weißen Mercedes gesehen hatte, auf dessen Fahrer Daphne Aldermanns Täterbeschreibung paßte.
    Bestimmt hatte Wield dafür gesorgt, daß jemand überprüfte, ob die Abendgäste bereits mittags dort gewesen waren und irgend etwas gesehen oder gehört hatten.
    »Und waren Sie dort?«
    »Gewiß nicht. Glauben Sie, ich hätte nichts Besseres zu tun, als meine Zeit in Wirtshäusern zu vergeuden?«
    »Aber Sie haben doch jetzt auch dort geparkt«, argumentierte Novello. »Warum sind Sie eigentlich nicht weitergefahren und haben Ihr Auto hier in der Straße abgestellt?«
    »Ich fahre, wenn auch ungern, auf den Hauptverkehrsstraßen und auf Landstraßen. Wenn ich aber das Stadtgebiet erreiche, schätze ich die größere Bewegungsfreiheit, die das Radfahren gewährt, und überdies lege ich keinen Wert darauf, den Lebensraum anderer Leute zu verpesten.«
    Total plemplem, dachte Shirley. Aber deshalb kann sie ja trotzdem Pascoes Großmutter sein. Vielleicht ist das sogar eine notwendige Voraussetzung.
    Andererseits hielt sie die Pascoe nicht für besonders religiös, und etwas anderes fiel ihr zu Liberata nicht ein. Aber heutzutage konnte man nie wissen.
    »Liberata – hat das was mit der heiligen Wilgefortis zu tun?« fragte sie.
    Die alte Dame sah sie scharf an. »Sehr erfreulich, daß eure Lehrer euch überhaupt noch etwas beibringen.«
    »Keine Lehrer, Lehrerinnen. Ich war auf einer Klosterschule. Eine Zeitlang jedenfalls. Die Nonnen waren sehr darauf bedacht, uns einzubleuen, was wirklich zählt, zum Beispiel Heiligenlegenden. Meine gebrochenen Fingerknöchel legen Zeugnis davon ab.«
    Warum erzähle ich der Alten Geschichten aus meiner Schulzeit, fragte sich Novello. Als nächstes binde ich ihr noch auf die Nase, warum ich rausgeschmissen wurde.
    Unvermittelt sagte sie: »Also werden Sie von Mrs. Pascoe erwartet?«
    »Selbstverständlich, auch wenn Sie zweifellos die Schikane noch auf die Spitze treiben werden, indem Sie sich in aller Form selbst davon vergewissern.«
    Da hat sie recht, dachte Novello, und folgte der alten Frau, die ihr Fahrrad zum Eingang schob.
    Sie läutete, während Miss Macallum ihre Tüten vom Fahrrad nahm. Sie waren angefüllt mit Karteikarten, Schreibblöcken, Zeitungsausschnitten und anderem Papierkram. Novello stellte amüsiert fest, daß die Namen der Supermärkte auf den Tüten mit schwarzem Filzstift unkenntlich gemacht worden waren.
    Miss Macallum, die ihren Blick auffing, erklärte: »Ich sehe nicht ein, warum die Mogule des Mammons mich zum Instrument ihrer Verherrlichung machen sollten.«
    Die Tür ging auf, und Ellie Pascoe erschien.
    Ihrem Gesichtsausdruck entnahm Novello alles, was sie wissen mußte, und nicht nur das. Fragen erübrigten sich.
    Ja, Miss Macallum hatte die Wahrheit gesagt, es gab eine Versammlung, aber Ellie Pascoe hatte die Sache vollkommen vergessen und fand die Aussicht darauf so faszinierend wie ein Spiegelei von gestern, ein Vergleich, der sich Novello unwillkürlich aufdrängte, da es das einzig Eßbare gewesen war, was sie am Morgen in ihrer Wohnung zum Frühstück aufgetrieben hatte.
    Sie riskierte ein schelmisch-mitfühlendes Lächeln und bereute sogleich, daß sie sich die Mühe gemacht hatte. Ohne ihr die geringste Beachtung zu schenken, setzte die Pascoe ein strahlendes Gesicht auf und sagte: »Feenie, schön, dich zu sehen. Komm rein. Ich nehme dir ein paar Tüten ab.«
    Novello wartete, bis Ellie die Tür schließen wollte, und fragte dann: »Kommen noch viele Leute, Mrs. Pascoe?«
    »Drei, vielleicht vier. Alles Frauen. Und es wäre mir angenehm, wenn Sie nicht alle bis an meine Haustür begleiten.«
    »Ich muß sie überprüfen«, erwiderte Novello. »Vielleicht könnten Sie mir ein kleines Zeichen geben, bevor Sie

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