Das Haus an der Klippe
Weg mit guten Werken. Aber du konntest es nicht lassen, das Sichere doppelt abzusichern und gewisse Leute zu schmieren, die behaupteten, dir für Gold und Silber den Weg in den Adelsstand ebnen zu können. Und so starben all deine Hoffnungen mit dem Skandal um käufliche Adelstitel im Jahre 1933.
Ein Plan war gescheitert, ein weiterer drohte zu scheitern. Drei Ehefrauen hatten dich (durch Tod, nicht durch Scheidung) mit nur einem Kind zurückgelassen. Doch es war nicht der Sohn, den du zur Gründung deiner Dynastie gebraucht hättest.
Ein Mann kann auch mit einer willfährigen Tochter manches, sogar vieles erreichen.
Nur leider, bedauernswerter Mungo, warst du nicht mit einer willfährigen Tochter gesegnet.
Sondern mit Serafina, geboren am Ende des einen, volljährig am Anfang des nächsten Krieges.
Serafina, die Leidenschaftliche.
Und eine Weile wenigstens: Serafina, eine der Unsrigen.
Denn eine Zeitlang gehörten sie alle zu den Unsrigen, zu den tapferen Jungen und Mädchen, die im Hinterhof des Feindes ihre fröhlichen Spiele spielten. So viele gingen, so wenige kehrten zurück. Aber vor diesen wenigen lag eine goldene Zukunft, eine Welt des Profits und des Vergnügens blühte auf in den Jahren danach, als die Kampfhandlungen eingestellt waren und der wahre Krieg, unser Krieg, begann.
Doch zu dieser Zeit warst du, Serafina, schon zu lange fortgewesen, hattest dir eine ausländische Krankheit geholt, hattest dich mit den Eingeborenen verbrüdert.
Was du vor dir sahst, war nicht etwa eine Welt großartiger und notwendiger Umwälzungen, mit neuen Völkerwanderungen, neuen Fronten, neuen Bündnissen, in der sich die Möglichkeit bot, im letzten und größten Kreuzzug zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Nein, du sahst Menschen, die Schmerz und Mangel litten, die alles verloren hatten, Menschen, denen Unrecht geschah. Du sahst keine Bevölkerungsstrukturen, sondern Flüchtlinge, keine demographischen Trends, sondern Waisenkinder. Du sahst nicht den Wald, nur die Bäume.
Hier habe ich das alles gesammelt, Serafina, in deinem kleinen Sarg. Die Wohltätigkeitsverbände, die Initiativen, die Aktionsgruppen, die Bewegungen, die großen Fragen, und kaum eine war darunter, bei der nicht wir – oder Leute, die uns geistig nahestanden – die Fäden zogen.
look at her spending …
Und Mungo, der kaum noch Hoffnungen in dich setzte, hegte nach der Restauration von 1951 erneut Hoffnungen auf einen Adelstitel, bis deine lautstarke Empörung über unser mangelndes Engagement beim Ungarn-Aufstand und über unsere mißglückte Intervention im Suez-Krieg Kopfschütteln auslöste. Wie sollte unsere geliebte Königin einen Mann in den Adelsstand erheben, der nicht einmal sein eigenes Kind zügeln konnte? Wütend stellte er dir ein Ultimatum. Halt den Mund, oder dein Erbe geht für wohltätige Zwecke drauf. Ebenso wütend gabst du zurück, er solle sein schmutziges Geld ruhig den Armen und Bedürftigen überlassen, denn etwas anderes hättest du auch nicht damit getan. Seine wohltätigen Spenden, die paternalistische Fürsorge für seine Arbeiter mittels Sparplänen und Bauspardarlehen bedeuteten dir nichts. Für dich waren das Ablaßzahlungen eines Sünders, der um sein Seelenheil bangte, und als solche keinen Pfifferling wert.
Wem Mungo sein Vermögen hinterlassen hätte, werden wir nie erfahren. Der Wagen seines Anwalts hielt gerade vor seiner Tür, als er den Schlaganfall erlitt, der ihm das Leben kosten sollte. In den nächsten Tagen unternahm er mehrmals Anstrengungen zu sprechen, aber was er äußerte, konnten auch die parteiischsten Hörer nicht als Anweisung deuten. Wir traten mit dem Ansinnen an den Anwalt heran, ein Testament zu fabrizieren, das Mungos Willen am ehesten entsprochen hätte, versehen mit einer Unterschrift unseres besten Kalligraphen. Aber es zeigte sich, daß der Anwalt für Korruption zu altmodisch, für Bestechung zu reich und für Erpressung zu standhaft war. Und als du schließlich aus einem fernen Winkel des Globus angereist kamst, Serafina, warf Mungo einen letzten Blick auf dich und starb.
Sehen wir mal, was aus dem Geld geworden ist.
Erstaunlich, wie schwer es ist, ein Vermögen zu verprassen, das ein kluger Mann geschickt angelegt hat, um aus viel Geld mehr Geld zu machen, das sich wiederum vermehrt bis in die vierte und fünfte Generation.
Aber du hast es versucht, Serafina. Über vierzig Jahre lang hast du dich redlich darum bemüht.
pouring her pelf into bottomless pits of
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