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Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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fand, ein wenig Langeweile sei ein geringer Preis für die Gewißheit, daß Feenie für jede Sache, der sie sich verschrieben hatte, bis zum letzten Blutstropfen kämpfen würde. Jetzt kam ihr in den Sinn, daß bei jeder anderen Frauengruppe, in der sie sich je engagiert hatte, eine Kaffeepause das Signal gewesen wäre, sich zu entspannen und ein bißchen über persönliche Dinge zu plaudern, so daß sie vielleicht Gelegenheit gehabt hätte, von ihren Erlebnissen in den letzten Tagen zu erzählen. Aber so vertraut war sie mit den hier Versammelten nicht, das heißt, in dieser Gruppe war solche Vertrautheit nicht möglich. Auch dafür war Feenie verantwortlich, denn sie hatte von Anfang an darauf beharrt, daß Liberata ihre Aufgabe, weltweit Frauen in Bedrängnis zu helfen, nur dann erfüllen könne, wenn die Mitglieder ihre eigenen kleinen und großen Sorgen und Probleme zu Hause ließen.
    Ellie stand also diesen Frauen, mit denen sie ein gemeinsames Ziel verband, nicht besonders nahe. Während Daphne, die Hilfe im Ausland weitgehend als unberechtigte Einmischung in die Angelegenheiten anderer Länder ansah (»wie diese Euro-Trottel, die uns Briten Vorschriften machen wollen«), es irgendwie geschafft hatte, sich in Ellies Herz einzuschleichen.
    Heute abend, dachte sie, während Feenie einen Tagesordnungspunkt nach dem anderen abhakte, wirkte selbst das gemeinsame Interesse nicht besonders verbindend.
    »Gut«, sagte Feenie. »Korrespondenz?«
    Wie ein Kind, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, wich Ellie dem Blick der Vorsitzenden aus.
    Eine andere ergriff das Wort. Das übliche, sie hatte geschrieben, aber keine Antwort bekommen. Es ist, als würde man Funkbotschaften ins All schicken, dachte Ellie mutlos. Feenie sprach die gewohnten aufmunternden Worte, betonte, es sei wichtig, den Behörden in Erinnerung zu rufen, daß diese Gefangene nicht vergessen war. Niemand ließ sich gern überwachen, am allerwenigsten Tyrannen und Folterer.
    Wenn das Gefühl, beobachtet zu werden, die Unterdrücker nur halb so sehr verstört wie mich, dann hat sie recht.
    War
verstört
ein zu starkes Wort? Sie prüfte ihre Gefühle. Gestern, als die Euphorie nach dem Angriff auf die Eindringlinge und ihrem unrühmlichen Rückzug allmählich abebbte, hatte sich ein bedrohliches Unbehagen eingestellt, das durch die Erinnerung an ihren Triumph gemildert wurde. Aber jetzt, nach dem Zwischenfall mit Daphne …
    Nein, es war nicht zu stark. Nicht mit Rosie im Haus …
    »Ellie!«
    Feenie musterte sie durch das Vergrößerungsglas, das sie anstelle einer Lesebrille benutzte, eine Marotte, die sie so erklärte: »Eine Brille ist Zeichen einer Schwäche, ein Vergrößerungsglas aber ist eine Waffe.«
    »Was? Tut mir leid. Ach ja … Ich meine, nein …«
    Sie war in Gedanken gewesen, hatte nicht mitbekommen, was die anderen gesagt hatten, und jetzt war sie an der Reihe. »Hast du etwas von deinen Mädchen gehört?« fragte Feenie ungeduldig.
    Der Ausdruck
Mädchen
hätte bei jeder anderen ein Streitpunkt sein können, nicht aber bei Feenie.
    »Nein, nichts.«
    »Auch nicht von Bruna?«
    »Nein, tut mir leid, nichts, nicht seit …«
    Seit Rosie krank geworden war. Sie teilte die Zeit ein in die Epoche vor Rosies Krankheit und danach. Das mußte ein Ende nehmen.
    »… seit ich dich zuletzt gesehen habe.«
    So mußte es wohl sein. Während der kritischen Zeit hatte sie keine Kraft für andere Dinge gehabt. Gelegentlich passierte es, daß sie von einer Begebenheit hörte, die ihr nichts sagte, und dann wußte sie, daß sie während der Krisenzeit geschehen war. Es konnte sein, daß irgendwo im Haus eine Karte von Bruna lag, die sie, um sich später damit zu befassen, beiseite gelegt und dann vergessen hatte. Erst kürzlich hatte sie einen Brief erhalten, in dem man ihr androhte, das Gas zu sperren, da sie die »Letzte Mahnung« hatte verstreichen lassen. Sie hatte einen Scheck mit einem Begleitbrief abgeschickt, in dem sie schrieb, da sie nun eine weitere Letzte Mahnung erhalten habe, sei die vorhergehende Letzte Mahnung in Wirklichkeit gar nicht die letzte Letzte Mahnung gewesen, sondern vielleicht lediglich die Vorletzte Mahnung, denn
Letztmaligkeit
sei wie
Einzigartigkeit
eine Eigenschaft, die sich nicht so ohne weiteres noch einmal bestimmen ließe. Bisher hatte sie keine Antwort erhalten.
    »Ich hatte gedacht …«, sagte Feenie, besann sich aber dann eines Besseren und fuhr energisch fort: »Also keine Antwort auf deinen letzten

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