Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Klippe

Das Haus an der Klippe

Titel: Das Haus an der Klippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
aus Tausendundeiner Nacht,
und wie einst deren Schöpferin, so rettete die merkwürdige Faszination, die sie auslösten, auch ihn mehr als einmal vor einem gewaltsamen Tod.
    »Ja, Hector«, sagte Dalziel. »Burton spricht mit Kelly Cornelius, Hector sieht sich um. Es kommt ziemlich viel Lärm aus dem Schlafzimmer, und am Ende geht Kelly Cornelius rein, um nachzusehen, was da los ist. Ihr Kleiderschrank steht offen, ihre Klamotten und ihr Zeug liegen überall verstreut, außerdem hat Hector, der auf ihrem Bett sitzt, noch in ihrer Flugtasche rumgewühlt, einen Slip rausgekramt und kaut darauf herum.«
    »Er kaut auf einem Slip herum?«
    »Ja. Er hat einen Artikel über Drogenschmuggler gelesen, die Kleider in einer Kokainlösung tränken, sie trocknen lassen und das Zeug rauswaschen, wenn sie durch den Zoll sind, sagt er. Er behauptet, er wolle nur einen Geschmackstest machen.«
    »Glaubst du ihm das, Chef?«
    »O ja. Sexuelle Perversion geht über Hectors Horizont. Aber als Kelly Cornelius sieht, daß ihm ihr Schlüpfer aus der Schnauze hängt, kriegt sie zuviel. Sie hat ihm eine saubere Rechte verpaßt. Hat ihm die Nase an die Stelle gerückt, wo eigentlich sein Gehirn sein sollte. Dem Mädel hätte man ’nen Orden geben sollen. Statt dessen wird sie wegen tätlichen Angriffs auf einen Polizeibeamten verhaftet. Als nächstes taucht ein Superintendent vom Betrugsdezernat auf, unterhält sich eine halbe Stunde lang mit Pascoe und gibt ihm dann die Anweisung, bei Gericht eine Verlängerung der Untersuchungshaft zu beantragen, bis sie mehr finden. Das hat er dann letzte Woche noch einmal gemacht. Und heute wird er es zum dritten Mal tun.«
    »Ein ziemlich kleiner Fisch für den Chief Inspector, oder?« meinte Novello. »Tätlicher Angriff auf einen Beamten. Es sei denn, das Betrugsdezernat will sie auf Eis legen, damit sie in aller Ruhe Nachforschungen anstellen können. Wie kommen die überhaupt voran?«
    »Bei ihrem Boß George Ollershaw scheint was faul zu sein, doch sie hat offenbar eine reine Weste. Aber man hat so eine Art Warnung auf ihrem Computer in der Bank und auch auf ihrem PC zu Hause gefunden: ›Zeit zu verschwinden‹ oder so, was vielleicht erklären könnte, warum sie sich absetzen wollte.«
    »Aber das heißt nicht zwangsläufig, daß eine Unterschlagung dahintersteckt«, meinte Novello. »Und warum wird da ein Chief Inspector zum Gericht geschickt, wo das doch auch jeder andere machen könnte?«
    Der Dicke kratzte sich die Nase, als wollte er sie loswerden.
    »Hab ich mich auch gefragt«, sagte er. »Aber ich bin auch nur auf diesen roten Reiter gestoßen, als ich nachgestochert habe.«
    »Vielleicht wollte das Betrugsdezernat nur jemanden mit genug Stehvermögen haben, um das Gericht zu beeinflussen«, meinte Shirley Novello zweifelnd.
    »Kann sein. Na, dann schaun wir mal, ob ihnen auch mit einem echten Schwergewicht gedient ist, was? Paß gut auf den Laden hier auf, Ivor. Ich verschwinde mal zum Gericht. Wird nicht so spät werden. Oder wenigstens nicht allzu spät.«
    Er grinste zähnefletschend wie ein Saurier.
    Was hat der alte Halunke vor? fragte sie sich, als er mit wabernden Arschbacken und Hüften davonwackelte. Von hinten sah er aus wie ein Rhinozeros. Wie wohl der Sex mit ihm war? Das war ein Thema, zu dem das weibliche Personal von Mid-Yorks Polizei bei privaten Unterhaltungen gerne seine Phantasie spielen ließ. Nachdem man eine Unmöglichkeit an die nächste gereiht hatte, endeten die Spekulationen gewöhnlich in hysterischem Gelächter. Allerdings wußte man, daß er durchaus noch aktiv war. Seine derzeitige Geliebte war eine Frau namens »Cap« Marvell, die ähnlich großzügig gebaut war wie er, wenngleich sie seine Gewichtsklasse bei weitem nicht erreichte. Ist wahrscheinlich wie der Kampf der Mastodons in
Jurassic Park
, dachte sie. Bei der Vorstellung mußte sie kichern. Aber es machte sie auch ein klein wenig an, mußte sie sich eingestehen. Herrgott, sie mußte besser aufpassen. Vielleicht war es an der Zeit, der heiligen Uncumber ein wenig Hafer zu opfern.
    Andy Dalziel machte sich langsam auf den Weg zum Gericht, ahnunglos über die lüsternen Spekulationen, deren Objekt er war, die ihn aber auch kaum gekümmert hätten. Er kam nicht wirklich zu spät, aber hinreichend spät, um Irritation auszulösen. Und das nicht nur beim Beisitzer, dessen dünne Lippen sich zusammenzogen wie das Arschloch eines Katers, als Dalziel entschuldigend erklärte, Mr. Pascoe sei leider

Weitere Kostenlose Bücher