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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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beschloss aber, die Fahrt zur Plantage zu verschieben. Es hatte keinen Zweck, Jerome zu etwas überreden zu wollen. Er war stur wie ein alter Esel.
    Nun saß Valerie das erste Mal seit Monaten still in einem Sessel und hing ihren Gedanken nach. Bis auf die Tatsache, dass sie Ethan seit Wochen kaum mehr zu Gesicht bekam, hatte ihre Ehe eigentlich gut begonnen. Ethan war zuvorkommend, unterhaltsam und ein guter Liebhaber. Sie besaß zwar keine Vergleiche, aber was wollte sie mehr, als dass sie gern mit ihm das Bett teilte? Er war zärtlich und schien zu wissen, wie man bei einer Frau Leidenschaft entfachte. Auch versicherte er ihr immer wieder, dass er sie liebte.
    Valerie hatte zunächst befürchtet, Ethan würde sich nicht wohl in Sullivan-House fühlen. Doch er schien die Pracht auf dem grünen Hügel sichtlich zu genießen. Sein Großvater war zwar traurig gewesen, dass er nun wieder allein in seinem Haus leben musste, aber seine Freude über die Wahl seines Enkels überwog. Anfangs waren sie noch jeden Sonntag zum Essen dorthin gefahren, auf Ethans ausdrücklichen Wunsch war es seit geraumer Zeit allerdings umgekehrt. Der alte Doktor kam zu ihnen. Ihn hatte Hannes Tod sehr getroffen. Valerie fragte sich des Öfteren, was die beiden wohl wirklich einmal verbunden hatte, doch sie kam nicht einmal dazu, in dem Tagebuch weiterzulesen. Auch den Keller hatte sie bislang gemieden. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, was sie dort wohl vorfinden würde. Ihr war es jedenfalls recht, dass sie ihre Besuche bei Ethans Großvater eingestellt hatten. Das lag allerdings weniger am alten Doc als vielmehr an Rosas Verhalten. Valerie beschlich seit der Heirat mit Ethan bei ihren Besuchen das Gefühl, von ihr mit Blicken durchbohrt zu werden. Inzwischen hatte Rosa, wie sie neulich nebenbei erfahren hatte, ihre Stellung beim alten Doc allerdings aufgegeben. Angeblich hatte sie es in das Dorf ihrer Vorfahren gezogen. Ethan hatte ziemlich unwirsch reagiert, als Valerie neugierig nachgehakt hatte.
    Ashas Stimme riss Valerie aus ihren Gedanken.
    »Misses Brown, Sie haben Besuch.«
    »Wer ist es?«
    »Misses Fuller.«
    »Cecily?«
    Asha nickte. »Darf ich sie vorlassen?«
    »Ja, natürlich, ich freue mich doch über ihren Besuch!« Und das kam von Herzen, denn Valerie hatte ihre Freundin seit Monaten nicht mehr gesehen. Und ihre letzte Begegnung war alles andere als erfreulich verlaufen. Cecily hatte ihr schwere Vorwürfe gemacht, weil sie sie nicht zur Hochzeit eingeladen hatte. Da hatten auch Valeries Versicherungen, ihr wäre nicht nach Feiern zumute gewesen, nicht viel geholfen. Cecily war ehrlich erbost gewesen, auch deshalb, weil Valerie ihr vorher nicht einmal das Datum genannt hatte.
    Nun stand sie lächelnd in der Tür. Valerie breitete ihre Arme aus. Sie war zur Versöhnung bereit. Die beiden umarmten sich, und Cecily entschuldigte sich wortreich für ihr Benehmen. »Tut mir leid, ich hätte Verständnis dafür aufbringen müssen, dass dir nach dem Tod deiner Großmutter nicht danach war. Es war egoistisch, mich darüber zu ärgern, dass ich nicht deine Brautjungfer sein durfte.«
    Ein Lächeln umspielte Valeries Lippen. »Dann wirst du eben Taufpatin.«
    Cecily starrte ihre Freundin entgeistert an. »Du bekommst nicht etwa …«
    »Nein, ich bin nicht schwanger. Noch nicht, sollte ich wohl eher sagen. Erzähl, was gibt es Neues. Wie geht es J-?« Valerie konnte sich noch gerade rechtzeitig bremsen. Sie wurde knallrot. Wie kam sie dazu, Cecily als Erstes nach James zu fragen? Schließlich hatte sie nach Großmutters Tod beschlossen, ihn weder ein letztes Mal aufzusuchen, noch sich überhaupt mit ihm zu beschäftigen. Ein paarmal nur hatte er sich seit der Hochzeit in ihre Träume geschlichen, aber sie hatte es sich am nächsten Morgen verboten, in den Erinnerungen an die nächtlichen Küsse zu schwelgen.
    »Sprich es nur aus. Du fragst nach meinem Bruderherz, nicht wahr? Nur zu! James lebt jetzt in Kingston. Er leitet das dortige Handelshaus, und Mutter wäre es das Liebste, es würde eine Doppelhochzeit geben.«
    »Doppelhochzeit? Ich verstehe nicht.«
    »Deshalb bin ich hier. Obwohl ich nicht deine Brautjungfer gewesen bin und du meine nicht mehr werden kannst, weil du verheiratet bist, möchte ich dich trotzdem dabei haben, wenn wir im Oktober heiraten.«
    »Du heiratest Gerald Franklin?«, stieß Valerie erstaunt aus.
    Cecily fixierte verlegen ihre Schuhspitzen. »Nein, Ben Hunter.«
    »O nein!« Valerie war entsetzt.

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