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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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ihre Freundin Valerie besucht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass du auch weiterhin mein Alibi sein wirst! Im Gegenzug werde ich deines sein, wenn du dich heimlich mit James triffst. Verstanden?«
    »Du meinst, wir sollten unsere Ehemänner betrügen und uns gegenseitig decken?«
    »Genau das! Und wenn du die Hunter-Geschwister sehen würdest, du würdest es verstehen. Ben ist ein teiggesichtiger Koloss, aber mit dem größten Vermögen der Insel gesegnet und in Mutters Augen eine gute Partie. Seine Vorfahren waren berüchtigte Sklavenhändler. Und Paula ist eine herrische Person, die meinem Bruder nun hoffentlich gesunde Kinder schenkt …«
    »Hör auf!«, rief Valerie empört. »Hör endlich auf! Tu, was du willst, aber zieh mich nicht mit hinein. Ich werde meinen Mann nicht betrügen. Ich liebe ihn nämlich!«
    Cecily machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schon gut, schon gut, keiner will dich dazu zwingen. Ich dachte nur, es könnte dir gefallen. Ich habe es nur gut gemeint. Aber ich brauche dich trotzdem. Ich war heute mit Gerald am Strand verabredet. Wir haben da ein lauschiges Plätzchen, weil es ja auffällt, wenn ich zu oft auf eurer Plantage aufkreuze. Und nun hatten wir uns dort verabredet, weil wir uns seit dem Streit nicht mehr gesehen hatten …«
    »Worüber habt ihr gestritten?«, fragte Valerie und versuchte, aufrichtig interessiert zu klingen, wenngleich sie mit den Gedanken immer noch bei James war.
    »Ich habe ihm von der Heirat mit Ben erzählt, und er war furchtbar gekränkt. Ich habe ihn über einen unserer Diener zu unserem Platz bestellt. Stell dir vor, er hat mich einfach versetzt! Jetzt wollte ich dich bitten, ob du vielleicht mit mir zur Plantage …«
    »Da muss ich dich enttäuschen«, gab Valerie hastig zurück. »Ich wollte Gerald Franklin heute aufsuchen wegen der Destillerie, aber Jerome weigert sich, die Pferde anzuspannen.«
    »Ach ja, das ist der dumme Aberglaube. Die Schwarzen munkeln, dass heute ein vernichtender Sturm über die Insel fegen wird, als Rache, weil in Kingston ein weißer Seemann im Suff einen Schwarzen erschlagen und das Gericht ihn freigesprochen hat. Unsere Schwarzen sind völlig außer Rand und Band. Du glaubst doch nicht an so was, oder?«
    Valerie trat ans Fenster und ließ ihren Blick über das Anwesen schweifen. Draußen wehte es heftig.
    »Sieh selbst! Es hat nichts mit Aberglauben zu tun. Wenn das noch schlimmer wird, dann …«
    »Ach, komm, du bist sonst nicht so ängstlich!«
    Valerie war unschlüssig. Sie würde die Besichtigung der Destillerie gern hinter sich bringen. Hanne hatte in einem letzten Willen an sie eindringlich darauf hingewiesen, dass sie sich das Wissen um den Hensen-Rum zeitnah aneignen solle. Aber der Himmel sah nicht gut aus.
    »Bitte, Vally, ich mache mir solche Sorgen. Er hat mich noch nie versetzt. Nachher ist ihm etwas zugestoßen.«
    »Oder er ist wegen des Sturmes auf der Plantage geblieben!«
    »Doch nicht Gerald. Er fürchtet sich nicht vor so einem kleinen Lüftchen. Nein, nichts auf der Welt kann ihn je davon abbringen, sich mit mir zu treffen.«
    »Gut, dann komm! Aber wir sehen nur kurz nach ihm, ich lasse mir von ihm die Destillerie zeigen, und dann reiten wir zurück! Kein langes Stelldichein! Verstanden?«
    »Gut, gut. Ich tue alles, was du willst, wenn du mich nur begleitest.«
    Jerome aber wollte ihr zunächst den Zugang zum Stall verweigern. »Misses Valerie, das dürfen Sie nicht. Der große Sturm wird kommen und alles verwüsten.«
    »Wir machen nur einen kleinen Ausflug auf die Plantage. Ich muss nachsehen, ob dort alles in Ordnung ist.«
    »Aber das macht doch Mister Gerald!«
    »Bitte, Jerome, ich schwöre, ich komme gesund und munter zurück.«
    »Sie haben den Dickkopf von Ihrer Großmutter. Ich weiß noch, die windige Nacht, in der sie …« Er stockte.
    Valerie aber nahm sich fest vor, sobald es ihre Zeit erlaubte, mit dem Lesen von Hannes Tagebüchern fortzufahren. Doch nun sattelte sie erst einmal Black Beauty und ritt hinunter zur Palmenallee, wo Cecily bereits auf ihrem Pferd wartete. Die beiden Frauen trugen Capes und bis tief ins Gesicht gezogene Hüte, um sich vor dem Regen zu schützen.
    Valerie war noch nie bei solch stürmischem Wetter ausgeritten. Der Regen, der ungewöhnlich kühl auf der Haut war, peitschte ihr ins Gesicht, und der Wind zerrte derart an ihrem Haar, dass es sich aus den Spangen löste. Mit einem Seitenblick stellte sie fest, dass es auch Cecily nicht besser erging.

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