Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)
»Aber du liebst ihn doch gar nicht.«
»Na und? Lass uns nicht wieder um dieses leidige Thema streiten. Du bist eine heillose Romantikerin. Und ich bin bequem und liebe das süße Leben. Ich kann nicht in einer Hütte auf einer Plantage leben.«
»Nein, nein, versteh mich nicht falsch. Manchmal muss man im Leben eben Kompromisse machen und kann nicht mit dem Kopf durch die Wand. Und deine Mutter hätte diese Ehe mit Gerald bestimmt nicht gestattet.«
Über Cecilys Gesicht huschte ein Grinsen. »Jetzt verstehe ich. Dein Kompromiss heißt Ethan!«
Valerie errötete. Natürlich nicht. Ich liebe ihn. Er ist der Mann, mit dem ich leben möchte …«
»Ach, meine Süße, wir sind uns ähnlicher, als du es wahrhaben möchtest. Du kannst mir nichts vormachen. Und solltest dir die Möglichkeit für die Zukunft offenhalten, beides zu bekommen.«
Valerie sah Cecily verständnislos an. »Wie meinst du das. Beides?«
»Tu nicht so naiv! Ich bin fest davon überzeugt, dass James nichts lieber täte, als seinem Ehealltag mit Paula Hunter zu entfliehen, wenn er erst ihr Mann ist. Sie ist zwar hübscher als unsere Freundin Mary Tenson, hat aber Haare auf den Zähnen. Du musst die Frau einmal reden hören. Wie ein General. James, tu dies, James, tu das … Glücklich wird er mit der bestimmt nicht. Das Glück wird er sich woanders holen müssen!«
»Hör auf! Bitte, hör auf!«, flehte Valerie. »Das geht mich alles gar nichts an! Soll James heiraten, wen er will«, rief sie aus, während sie mit Schrecken feststellte, dass der Gedanke ihr schier das Herz zerreißen wollte.
»Er macht es doch nur, weil du Ethan geheiratet hast. Insofern hast du damit eine Menge zu tun!«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich dabei war, als er sich mit Mutter gestritten hat. Wenn du schon Mary Tenson einen Korb gegeben hast, wage es nicht, die einzigartige Chance, eine Hunter zu heiraten, törichterweise zu verschenken für diese Mulattin …«
Valerie hielt sich die Ohren zu. Sie wollte nichts mehr davon hören. Doch Cecily schrie ihre Worte regelrecht heraus: »Und da hat James zurückgebrüllt, er würde um deine Hand anhalten, selbst wenn du eine Maroon wärest.«
Fassungslos ließ Valerie die Arme sinken. »Das hat er gesagt?«
»Ja, so wahr ich hier vor dir stehe.«
Valerie wurde schwindlig. Sie setzte sich auf einen Stuhl und starrte gedankenverloren vor sich hin. Wenn sie gewusst hätte, dass James bereit war, für ihre Liebe zu kämpfen, sie hätte doch nie … ob es das gewesen war, was er ihr am Cricketplatz so dringend hatte mitteilen wollen? O nein, das durfte nicht sein! Und selbst wenn, sie sollte sich darüber nicht mehr den Kopf zerbrechen, denn sie hatte sich für Ethan entschieden, daran gab es nichts mehr zu rütteln.
»Er hatte Tränen in den Augen, als ich ihm mitgeteilt habe, dass es zu spät ist, weil du in aller Stille Ethan Brown geheiratet hast. Und Mutter hat eine Flasche Champagner bringen lassen.«
»Du hast es ihm also gesagt?« Valerie kämpfte mit den Tränen.
Cecily zuckte mit den Schultern. »Sollte ich es ihm verheimlichen? Er ist mein Bruder. Stell dir vor, er wäre bei dir aufgekreuzt und Ethan in die Arme gelaufen? Nein, in das Messer konnte ich ihn nicht laufen lassen.«
»Warum erzählst du mir das alles?«, stieß Valerie verzweifelt hervor.
»Damit du es mir gleichtust und nicht gänzlich auf deine Liebe verzichten musst!«
»Verdammt, wovon redest du bloß?«
»Sehnst du dich noch nach ihm?«
»Nein, natürlich nicht. Ethan ist mein Mann. Und ich bin sehr glücklich mit ihm.«
»Auch im Bett?«
Valerie zögerte mit ihrer Antwort. Ja, die ersten Wochen hatte es ihr durchaus Freude bereitet, aber seit das Dengue-Fieber grassierte, war Ethan, wenn er überhaupt nach Hause kam, erschöpft eingeschlafen.
»Also nicht!«, bemerkte Cecily grinsend.
»Weißt du eigentlich, was auf der Plantage los ist? Und nicht nur dort! Ethan ist Tag und Nacht auf den Beinen, um Menschenleben zu retten.«
»Ja, ja, Gerald erwähnte so etwas.«
»Du triffst ihn noch?«, fragte Valerie entgeistert.
Cecily lachte. »Das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu erklären. Gerald ist zwar stocksauer auf mich, weil er mich für ein berechnendes feiges Luxusgeschöpf hält, aber er kann trotzdem seine Hände nicht von mir lassen. Und so werde ich auch als Misses Hunter einen Teil des Jahres bei meinen Eltern in Montego Bay als Besuch weilen müssen. Und jeder wird verstehen, dass die junge Ehefrau
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