Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
Vom Netzwerk:
Zu Sullivan-House gehört Kinderlachen. Glaub es mir! Du kommst ganz nach deiner Großmutter, bist eine wahre Schönheit …«
    »Mit einem kleinen Unterschied. Sie war eine Weiße, und ich bin es nicht!«
    Der alte Doc stieß einen tiefen Seufzer aus. »Mach dir das Leben nicht unnötig schwer. Früher, da war das ein Makel und hat für viel Elend gesorgt, aber das ist vorbei. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als die Sklaverei abgeschafft wurde. Ich war ein junger Arzt und sehe noch die freien Schwarzen durch die Straßen tanzen. Es war das Jahr 1834. Doch sie wurden nach der Feier zum Teil gejagt, zu Tode gehetzt und wieder eingefangen. Es gab einige Plantagenbesitzer, die das Gesetz zur Abschaffung der Sklaverei einfach ignorierten. Die Regierung in London, die das Gesetz beschlossen hatte, war weit weg. Auf unserer Insel galten andere Regeln. Sie dachten, es wäre wieder nur falscher Alarm. Schließlich hatte es bereits 1831 aufgrund der Gerüchte, die Sklaven seien frei, in dieser Gegend einen schweren Aufstand gegeben. Aber ich will dir keinen Geschichtsunterricht erteilen. Nur so viel: In den Zeiten damals waren die Schwarzen und auch die Mischlinge in den Augen der Weißen keine Menschen. Damals war es schlimm, die falsche Hautfarbe zu besitzen. Aber du bist eine bildhübsche, reiche Lady und kannst darauf spucken, wenn so ein dummes Weib wie Elizabeth Hamilton über dich herzieht. Ihr Vater hat noch Sklaven aufhängen lassen, nachdem das Gesetz längst in Kraft war …«
    Der alte Doc hatte sich regelrecht in Rage geredet. Einmal abgesehen davon, dass Valerie seine Worte wie ein Schwamm aufsog, besonders, was die Rolle der Hamiltons betraf, schien ihn das von seinem Kummer um Ethan abzulenken. Kaum hatte er innegehalten, sprach wieder tiefer Schmerz aus seinen Augen.
    »Die Beerdigung ist übermorgen«, murmelte er.
    »Und du willst wirklich nicht hierbleiben? Nicht einmal bis zur Beerdigung?«
    Wieder huschte der Hauch eines Lächeln über seine traurige Miene. »Nein, es geht nicht. Ich denke, du wirst mich verstehen, wenn du Hannes Tagebuch gelesen hast.«
    »Nun gut«, seufzte Valerie. »Dann lass mich dich wenigstens zur Tür bringen.« Sie wartete keine Antwort ab, sondern hakte den alten Mann unter.
    »Ach noch etwas!«, sagte Doc Brown, als er schon fast draußen war. »Ich … also Ethan … hat ein wenig Geld gespart, und das sollte ich dir übergeben.« Er fasste in seine Jackentasche und zog einen Lederbeutel hervor, den er Valerie in die Hand drückte.
    Sie war zu perplex, um die Annahme zu verweigern, doch schon in diesem Moment war für sie sonnenklar, dass sie das Geld auf keinen Fall behalten würde. Und sie hatte auch schon einen Plan, wer es bekommen sollte …
    Sie sah Ethans Großvater versonnen nach, bis er zwischen den Hibiskusbüschen verschwunden war. Eigentlich war sie jetzt mit Gerald verabredet. Sie haderte mit sich. Am liebsten würde sie sich in den Schatten des Hauses zurückziehen und sich in Großmutters Tagebuch vertiefen. Doktor Browns Worte hatten ihre Neugier erregt. Doch würde sie sich überhaupt darauf konzentrieren können? Würden ihre Gedanken nicht ständig zu Ethan abschweifen und der Frage, ob er noch am Leben wäre, wenn sie über ihren Schatten gesprungen und die unselige Affäre einfach hingenommen hätte?
    Es hilft keinem, wenn ich mir ständig das Hirn zermartere, statt zu handeln, ging es ihr entschlossen durch den Kopf, und sie nahm sich vor, lieber ihre Pflicht als neue Herrin zu erfüllen.
    In ihrem Reiterkostüm betrat sie wenig später den Stall. Montego Lady, wie Valerie ihre Stute getauft hatte, wieherte laut, als sie sich der Box näherte.
    »Na, mein Mädchen«, raunte sie und kraulte das Tier hinter dem Ohr. Black Beauty hatte sich nie gern kraulen und streicheln gelassen. Montego Lady liebte das.
    Als sie die Stute satteln wollte, kam Jerome herbeigeeilt und wollte ihr die Arbeit unbedingt abnehmen. Er war regelrecht verärgert, weil sie darauf bestand, es allein zu erledigen. Schließlich ließ sie ihm seufzend den Vortritt.
    Während er das Pferd sattelte, sagte er leise: »Misses Brown, tut mir ganz leid um Ihren Mann. Hat so vielen meiner Brüder und Schwester in Black River Leben gerettet.«
    Valerie legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Ja, es ist traurig«, seufzte sie und wunderte sich, dass Jerome sie nun von Kopf bis Fuß missbilligend musterte.
    »Ist was?«, fragte sie nichtsahnend.
    »Will nicht vorschreiben

Weitere Kostenlose Bücher