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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Hölle.
    »Ich komme mit Ihnen«, flüsterte ich.
    »Wie bitte? Was haben Sie gesagt?«, fragte Mister Sullivan. Dabei war ich mir ganz sicher, dass er mich sehr gut verstanden hatte, aber ich ahnte, was er wollte. Was hatte ich für eine Wahl?
    »Ja, ich werde Sie heiraten«, stöhnte ich unwillig.
    »Das ist aber mal eine gute Nachricht.« Der spöttische Unterton in seiner Stimme war kaum zu überhören. »Steigen Sie auf!« Er machte eine einladende Handbewegung in Richtung seines Pferdes. Kaum saß ich, sprang er hinter mich und gab dem Pferd die Sporen. Ich hätte zu gern das dumme Gesicht von Jakob gesehen, aber dazu hatte ich keine Gelegenheit.
    Mister Sullivan ritt zu meiner Erleichterung nicht geradewegs zum Standesamt, sondern zur Plantage. Noch hegte ich eine leise Hoffnung, dass er mich nicht zu dieser Eheschließung zwingen würde. Ich hatte mich jedoch zu früh gefreut, denn er brachte mich auf mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab, um mich wenig später wieder aus meinem Käfig zu befreien. Ich staunte nicht schlecht, als uns in der Halle zwei Paar Augen anstarrten. Aus Misses Leylands sprach die reine Verwunderung, aus Jeremiahs hingegen tiefes Mitgefühl. Er trug einen Verband um die Stirn und sah bedauernswert aus. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen und mich von ihm trösten lassen.
    »Das sind unsere beiden Trauzeugen«, riss mich Mister Sullivan aus meinen Gedanken. »Lassen Sie uns gehen.« Doch dann musterte er mich von Kopf bis Fuß. »Hätten Sie wohl ein anderes Kleid, Hanne?«
    Meine Wangen glühten vor Verlegenheit. »Ich gehe ja schon«, knurrte ich. Während ich in mein schönstes Kleid schlüpfte, musste ich an meine erste Hochzeit denken. Hatte ich diese Ehe nicht auch äußerst widerwillig angetreten und meinen Mann dann noch sehr lieb gewonnen? Und Pit war längst nicht so stattlich wie dieser Mister Sullivan gewesen … Mister Sullivan? Ich konnte ihn schlecht länger Mister Sullivan nennen. Wie er wohl mit Vornamen hieß? Ich stieß einen tiefen Seufzer aus, weil der Gedanke an ihn nun mit Macht von der Erinnerung an den Kuss mit Jeremiah verdrängt wurde. Dieser tapfere und aufrichtige Mann hatte mein Herz berührt und meinen Körper in Wallung gebracht. Wenn ich mit einem Mann ein Kind möchte, dann mit ihm, dachte ich schwärmerisch, um mir diesen absurden Gedanken rasch strengstens zu verbieten.
    Ich betrachtete versonnen mein Spiegelbild und fragte mich, ob ich wohl dazu verdammt war, bis an mein Lebensende in Sullivans Haus zu bleiben, zusammen mit einem Mann, den ich nicht einmal besonders mochte, geschweige denn liebte. Aber würde ich meine Meinung nicht ändern, sobald ich eigene Kinder bekommen hätte? Ich erschrak bei dem Gedanken. Hatte nicht schon Pit Hensen vergeblich darauf gehofft, dass ich ihm einen Erben schenken würde? Was, wenn ich gar keine Kinder bekommen konnte?
    Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mich in derartige Spekulationen zu verzetteln, sagte ich mir und riss mich von meinem Spiegelbild los.
    »Ja, so gefällt mir meine Braut schon viel besser«, rief Mister Sullivan kurz darauf begeistert aus.
    Ein Blick zu Jeremiah zeigte mir, dass er die Meinung seines Herrn durchaus teilte. In seiner Miene lag etwas Bewunderndes. Ich würde alles darum geben, wenn ich ihn heiraten konnte. Als sich unsere Blicke trafen und ich in seinem las, war klar, dass er genau denselben Gedanken hatte wie ich. Ich schlug die Augen nieder und trat auf Mister Sullivan zu.
    »Vielleicht sagen Sie mir vorher, wie Sie mit Vornamen heißen«, raunte ich. »Es wäre doch dumm, wenn ich gar nicht wüsste, wie mein zukünftiger Mann heißt.«
    Mister Sullivan lächelte verschmitzt. »Sie werden es gleich erfahren. Gedulden Sie sich. Ich möchte nicht, dass Sie noch einen Rückzieher machen.«
    »Ihr Name ist mein geringstes Problem«, rutschte es mir spöttisch heraus.
    Mister Sullivan verzog keine Miene und reichte mir seinen Arm. Misses Leyland und Jeremiah folgten uns in einigem Abstand. In der Hauptstraße war um die Mittagszeit nicht viel los, weil sich die Einwohner des Ortes bis zum späten Nachmittag in ihre schattigen Häuser zurückzogen. Ich mochte diese Straße sehr. Die Buntheit der Häuser, ihre Balkone zur Straße und die säulenartigen Vorbauten, die sie hochherrschaftlich erscheinen ließen.
    Das Amtsgebäude war daran zu erkennen, dass davor der Dannebrog, die dänische Fahne, wehte. Mein Missmut verschwand, als der Beamte uns auf

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