Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)
Dänisch begrüßte. Das war mir eine besondere Genugtuung, denn ich ging davon aus, dass mein englischer Bräutigam nichts davon verstand. Ich wollte ihm gerade übersetzen, da antwortete er auf bestem Dänisch, dass es ihm leidtäte, diese Eheschließung nicht vorher angemeldet zu haben, aber es müsse ganz schnell gehen. Dabei stierte er unverschämt auf meinen Bauch, was Mister Jörgsensen, wie sich der Beamte uns vorstellte, zu einem verständnisvollen Nicken veranlasste.
Es kostete mich einige Überwindung, nicht laut zu verkünden, dass ich nicht schwanger sei. Danach ging alles ganz schnell. Die Zeremonie zog wie im Fluge an mir vorbei. Es war mir alles so unendlich gleichgültig, bis Mister Jörgensen mir die entscheidende Frage stellte. »Willst du, Hanne Hensen, den hier anwesenden Plantagenbesitzer Beowulf Jonathan Sullivan zu deinem dir angetrauten Mann nehmen, dann antworte …« Ich aber hörte gar nicht mehr zu, weil ich gegen einen Lachreiz ankämpfte, der mich derart im Hals kitzelte, dass ich befürchtete, sogleich loszuprusten. Wahrscheinlich aber hätte ich mich beherrschen können, wenn mich Beowulf in diesem Augenblick nicht angegrinst hätte. Da brachen alle Dämme, und ich brach in lautes Gelächter aus. Ich war mir sicher, dass mir das mein zukünftiger Mann nie verzeihen würde, aber ein Seitenblick bewies mir das Gegenteil. Er grinste weiterhin breit.
Mister Jörgensen fand das allerdings gar nicht komisch. Er ermahnte mich, mich dem Ernst der Sache entsprechend zu verhalten. Da verging mir das Lachen, und ich schwieg. Bis auf das »Ja«, das ich unwirsch ausstieß, als ich gefragt wurde, ob ich ihn heiraten wolle.
Misses Leyland und Jeremiah mussten zum Abschluss ihre Unterschrift auf das Dokument setzen. Ich litt förmlich mit meiner heimlichen Liebe, als er unterschrieb, denn ich konnte ihm ansehen, wie schwer es ihm fiel. Doch als er aufsah, nickte er mir ermutigend zu. So, als wolle er sagen: Es hätte schlimmer kommen können, Hanne Hensen!
Und vielleicht hatte er gar nicht so unrecht. Schließlich war ich nicht an ein widerliches Scheusal gekettet, sondern an einen Gentleman, der mich offenbar von Herzen mochte. Wenn er nur kein Sklavenhalter wäre, ging es mir durch den Kopf, als er mir ins Ohr flüsterte. »Meine Mutter hat diese alten Heldengedichte geliebt und meinem Vater diesen Namen abgepresst. Unter einer Bedingung hat er zugestimmt. Dass ich einen zweiten Namen bekäme. Er nannte mich zeitlebens Jonathan, und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du es ihm gleichtätest. Dafür werde ich dich Anne nennen. Hanne ist sehr ungewohnt für meine englische Zunge.«
»Versprochen!«, raunte ich zurück und war sehr überrascht darüber, dass ich ihn in diesem Moment wirklich mochte, was sich aber schon gleich darauf wieder ins Gegenteil verkehrte.
»Was machen wir zur Feier des Tages, Jonathan?«, fragte ich wohlwollend.
»Ich habe keine Zeit zu verlieren, werte Hanne. Ich wünsche mir schon so lange einen Erben«, erwiderte er ungerührt, als würde er mit mir die Speisefolge eines Dinners besprechen. Romantik war ganz offensichtlich nicht seine Stärke.
»Gut, bringen wir es hinter uns«, entgegnete ich ebenso kühl.
Jonathan schwieg daraufhin, bis wir das Haus betraten. Als ich mich suchend umsah, musste ich feststellen, dass Misses Leyland und Jeremiah nicht mehr bei uns waren. Wahrscheinlich hatte Jonathan ihnen zu verstehen gegeben, dass er bei dem, was er nun vorhatte, ungestört sein wollte. Ich konnte nur von Glück sagen, dass ich wusste, was mich erwartete. Wenn ich mir vorstellte, ich wäre eine unbedarfte Jungfrau und müsste nun mit diesem Fremden das Bett teilen …
Er ging geradewegs zu seinem Schlafzimmer. Ich folgte ihm. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, begann ich, mich zu entkleiden. Ich wollte nur eines: Die ganze Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen!
Dabei war ich in Gedanken weit weg. Ich musste an Pit denken und daran, wie behutsam er mit mir umgegangen war.
Als ich mich aus dem Unterzeug geschält hatte und nackt war, wollte ich schnell unter die Bettdecke flüchten, doch da bat Jonathan mit belegter Stimme: »Bitte, bleib so stehen!«
Erschrocken hielt ich inne, und unsere Blicke trafen sich. Ich war erschüttert, wie viel Begehrlichkeit aus seinen Augen sprach. Er trat einen Schritt auf mich zu und ließ seinen Zeigefinger über meine nackte Haut gleiten. Ich bekam eine Gänsehaut, aber nicht, weil mir kalt war. Im
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