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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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nicht anlügen. Und ich habe Ihnen im Übrigen nie versprochen, dass ich Ihnen zur Flucht verhelfen werde. Das Einzige, worauf ich Ihnen mein Wort gegeben habe, ist, dass ich Ihren Galan zur Rede stellen werde. Und das habe ich versucht. Und davon, dass ich die Wahrheit spreche, sollen Sie sich jetzt mit eigenen Augen überzeugen.«
    »Aber Sie bringen mich jetzt zu Hauke Jessen?«
    »Wir werden sehen!«, erwiderte er ausweichend.
    »Sie sprechen in Rätseln!«
    »Warten Sie es einfach ab!«
    Er würdigte mich keines Blickes mehr, während er gemessenen Schrittes den Weg zur Schiffsbrücke einschlug. Ständig grüßte er vorüberkommende Bürger der Stadt. Ich senkte den Kopf und tat so, als würde ich niemanden wahrnehmen.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich, als wir das Kontorhaus erreichten. Mir war nicht wohl. Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ob er mich in eine Falle lockte und mich in Haukes Zimmer meine Schwester Lene erwartete, um mir Vorwürfe zu machen? Ich hörte sie in diesem Moment förmlich zetern: Hast du einmal darüber nachgedacht, was du Vater damit angetan hättest? Du bist sein Liebling!
    »Und was wollte er mir antun? Mich zwingen, einen alten Mann zu heiraten!«, stieß ich empört hervor. Zu spät wurde mir klar, dass ich laut gedacht hatte.
    Pit Hensen war stehen geblieben und musterte mich amüsiert. »Pardon, ich habe nicht ganz verstanden, was Sie da eben gesagt haben. Ob Sie es noch einmal wiederholen?«
    Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wange stieg. »Ich habe laut gedacht«, erwiderte ich knapp. Und ich fragte mich, warum dieser Mann ständig mein Blut in Wallung brachte, obwohl ich ihn überhaupt nicht leiden konnte!
    Er öffnete die schwere Tür, ließ mich vorgehen und deutete zur Treppe. »Sie wissen ja, wo das Büro von Hauke Jessen ist, nicht wahr?« Dann wandte er sich ab und verschwand.
    Etwas unschlüssig blieb ich in der Diele stehen. Plötzlich hatte ich Angst. Wie würde mir Hauke Jessen erklären, dass er mich im Stich gelassen hatte? Hatte er kalte Füße bekommen? War Pit Hensen deshalb so entgegenkommend und lieferte mir sogar ein Alibi, meinen Geliebten ungestört zu treffen? Zögernd stieg ich die Treppe hinauf und klopfte zaghaft an die Bürotür. Eine energische Stimme hieß mich einzutreten, und eines war sicher: Sie gehörte nicht Hauke.
    Ich straffte die Schultern und richtete mich auf. So wirkte ich noch größer, und kein Mensch würde erahnen, dass ich in diesem Augenblick nichts weiter als ein kleines verängstigtes Mädchen war.
    Entschieden betrat ich das Zimmer, um sogleich wie angewurzelt stehen zu bleiben. Nur ein Schreibtisch war besetzt, und dort saß Christian Hensen, der mich mit unverhohlenem Spott musterte.
    »Guten Tag, Herr Hensen«, brachte ich heiser hervor. »Ich bin mit Herrn Jessen verabredet.«
    Er grinste breit. »Das bin ich auch schon seit heute früh. Wir hatten eine wichtige Besprechung, aber er ist nicht gekommen.«
    Sofort überfielen mich die schlimmsten Bilder. Hauke lag schwer erkrankt in seinem Bett. Deshalb war er nicht gekommen, um mich zu holen. Das war die Antwort auf meine bangen Fragen! Er konnte gar nichts dafür!
    »Dann sagen Sie mir bitte, wo er wohnt. Ich befürchte, ihm ist etwas zugestoßen«, entgegnete ich möglichst gefasst.
    Christian Hensens Grinsen wurde noch unverschämter. »So, so, Sie wollen den Herrn zu Hause besuchen. Gehört sich das denn für eine Dame?«
    »Das geht Sie rein gar nichts an«, entfuhr es mir wütend.
    »Das habe ich mir gedacht. Hinter Ihrer damenhaften Fassade steckt ein unerzogenes Gör. Aber nur zu, besuchen Sie ihn. Kommen Sie.«
    Ich zögerte, folgte ihm dann aber an das Fenster. »Sehen Sie dort im Hinterhaus den Speicher. Ganz oben hat Hauke sein Reich. Und seien Sie so nett und teilen mir gleich mit, was mit ihm ist. Falls er nicht nur seinen Rausch ausschläft …«
    Ich verkniff mir meine Erwiderung. Sie wäre noch weniger wohlerzogen ausgefallen. Aber ich wollte mich auf keinen Fall weiter von diesem widerlichen Kerl provozieren lassen. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Büro und rannte die Treppen hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Unten stieß ich mit Pit Hensen zusammen.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Ich hatte keinen Schimmer, wovon er sprach, und auch keine Lust, es zu ergründen. »Muss es nicht, Herr Hensen! Er ist wahrscheinlich nur erkrankt und konnte deshalb nicht kommen«, erwiderte ich trotzig.
    »Er war nicht im

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