Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
Vom Netzwerk:
dem Haus näherte. Es war Grandmas Verwalter Gerald. Der Schürzenjäger, wie Großmutter behauptet hatte. Trotzdem war er ein anziehender Mann, wie er da so kerzengerade auf seinem Pferd saß. Er trug ein weißes Hemd, unter dem sich deutlich seine muskulösen Arme abzeichneten. Es war ein reizvoller Kontrast zu seinem dunklen Lockenkopf. Einem spontanen Impuls folgend verließ Valerie ihren Fensterplatz und eilte die Treppen hinunter. Sie erreichte die Diele genau in dem Moment, als Asha den Verwalter ins Haus gebeten hatte.
    »Ach, Mister Gerald, was führt Sie denn zu uns?«, fragte sie mit gespielter Überraschung.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich habe ein paar Besorgungen im Ort zu machen und benötige die finanziellen Mittel von Ihrer Frau Großmutter«, erwiderte er.
    »Na, dann möchte ich Sie nicht länger aufhalten«, erwiderte Valerie, während sie fieberhaft überlegte, unter welchem Vorwand sie ihn wohl in den Salon begleiten konnte.
    »Lass nur, Asha, ich begleite Mister Gerald, denn ich werde heute in den Ort gehen. Vielleicht kann ich Großmutter etwas mitbringen«, flötete sie scheinheilig.
    Zusammen mit dem Verwalter betrat Valerie den Salon.
    Hanne war erstaunt, die beiden zusammen zu sehen. Nachdem sie Mister Gerald begrüßt hatte, wandte sie sich an ihre Enkelin. »Ich habe etwas Geschäftliches mit Mister Gerald zu besprechen. Ich glaube, das wird dich furchtbar langweilen. Vielleicht kommst du nachher zu mir und wir trinken einen Tee, mein Kind.«
    »Ich wollte nur fragen, ob ich dir etwas mitbringen soll. Ich werde ein wenig einkaufen gehen und …« Valerie machte eine kleine Pause. Lang genug, damit Mister Gerald ihr seine Begleitung anbieten konnte. Valerie musste sich ein Lächeln verkneifen, als sie den Verwalter wie erhofft sagen hörte: »Wenn es Ihnen recht ist, Misses Sullivan, dann leiste ich Ihrer Enkelin Gesellschaft.«
    »Ich habe nichts dagegen«, erwiderte Hanne und warf ihrer Enkelin einen warnenden Blick zu. »Aber wie ich Valerie kenne, wird sie Ihr reizendes Angebot ablehnen«, fügte sie seufzend hinzu.
    »Nein, nein, Grandma, keine Sorge, ich schlendere lieber mit Mister Gerald durch Montego Bay als ganz allein.«
    »Da hast du recht. Mir ist es gar nicht lieb, wenn du ohne Begleitung durch Montego Bay gehst. Hast du noch Geld? Aber du kannst auch anschreiben lassen. Und kauf dir etwas Schönes. Ein Kleid, einen Hut, ein Paar Schuhe … Und Sie, Mister Gerald, werden sicher auf sie aufpassen, nicht wahr?« Das klang streng. Offenbar hatte der Verwalter verstanden, was ihm Hanne damit durch die Blume zu verstehen geben wollte: Meine Enkelin ist für Sie tabu!
    Er erwiderte steif. »Ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst.« Dann wandte er sich an Valerie. »Aber erst müsste ich zum Hafen, und ich weiß nicht, ob es das richtige Pflaster für junge Damen ist.«
    Valerie klatschte bei der Vorstellung, sich ins pralle Leben zu werfen, vor Begeisterung in die Hände.
    »Gern begleite ich Sie zum Hafen. Ich war so lange nicht mehr dort. Grandma meint immer, das sei nichts für mich, aber wenn Sie dabei sind, hat sie sicher nichts dagegen«, säuselte Valerie.
    »Gut, dann werden wir erst Fässer bestellen. Und dann brauchen wir für die Destille noch …« Mister Gerald unterbrach sich, als Hanne ihm ein Zeichen machte zu schweigen.
    Valerie entging dieser stumme Dialog nicht, und sie verdrehte die Augen. »Eines Tages werde ich ohnehin erfahren, was in der Destillerie vor sich geht. Also tut nicht so geheimnisvoll!«
    »Das ist zu deinem eigenen Schutz«, erwiderte Hanne ungerührt. »Was meinst du, was einige raffgierige Schurken anstellen würden, um in den Besitz unseres Erfolgsrezepts zu gelangen?«
    »Du übertreibst«, widersprach Valerie.
    »Leider nicht!«, erklärte Mister Gerald entschieden. »Schon mehrmals wurde versucht, in unsere Brennerei einzubrechen, um die Destille zu stehlen. Einmal haben die Diebe es fast geschafft, aber mein Hund konnte sie im letzten Augenblick in die Flucht schlagen. Beim nächsten Versuch haben sie ihn getötet …« Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihn die Erinnerung an diesen Verlust schmerzte.
    »Zum Glück kam rechtzeitig einer der Arbeiter, und sie haben die Flucht ergriffen«, fuhr er hastig fort. »Jetzt wird die Destillerie nachts unauffällig von zwei meiner Männer bewacht.«
    »Aber wer kann ein Interesse daran haben, die Apparate in seinen Besitz zu bekommen?«, fragte Valerie.
    Hanne

Weitere Kostenlose Bücher