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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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den Menschenmassen am Kai entlangtreiben ließ. Erst als sich eine kräftige Hand auf ihre Schulter legte, fiel ihr ein, dass sie ja nicht allein war.
    »Nehmen Sie meinen Arm«, befahl Gerald lachend. »Sonst gehen Sie mir noch verloren und landen auf einem Mädchenhändlerkahn.«
    Valerie zögerte kurz, doch dann hakte sie sich bei ihm unter. Und musste zugeben, dass es angenehm war, von dem stattlichen Schwarzgelockten beschützt zu werden, denn sie fiel in diesem Umfeld auf. Die Frauen, die sich am Hafen herumtrieben, waren aus anderem Holz geschnitzt. Eine Lady aus der feinen Gesellschaft war eine Seltenheit. Sie wurde von allen Seiten mit neugierigen Blicken taxiert.
    »Ich warte unten«, sagte sie, als Gerald vor dem Handelshaus stehen blieb, in dem er die neuen Fässer zu bestellen gedachte. Zu groß war die Versuchung, die fremdartigen Menschen im Getümmel zu beobachten, doch Gerald schüttelte den Kopf. »Nein, Sie wildes Ding, Sie begleiten mich. Nachher komme ich zurück, und man hat Sie längst in den Bauch eines Schiffes gepfercht, um Sie in den Orient oder in ein Bordell auf Kuba zu bringen.«
    Seufzend folgte Valerie dem Verwalter. Vor dem Kontor blieb sie allerdings stehen. »Vom Flur wird mich wohl keiner stehlen«, spottete sie.
    »Auf Ihre Verantwortung«, konterte er scherzhaft.
    Er hat Humor, das mag ich an ihm, dachte sie, während sie sich von seinem Arm losmachte und stattdessen die Bilder bewunderte, die an den holzvertäfelten Wänden hingen. Es waren Zeichnungen von Handelsschiffen. Interessiert ließ Valerie ihren Blick schweifen. Es waren prächtige Schoner, Barken, ja, sogar eine Viermasterbark gab es zu sehen. Und sie hatten alle wohlklingende englische Namen, bis auf eine … Hanne von Flensburg … Valerie stockte der Atem. Sie trat näher an das kleine Schild heran, das Daten zu dem Schiff preisgab. Hanne von Flensburg, Bark. 1830 – 1832 Westindienroute Flensburg – Christiansted, Kapitän: Heinrich Andresen.
    Das Schiff war nach Grandma benannt und offenbar nach dem Untergang der Brigg Else von ihrem Schwager kommandiert worden. Was hatte das zu bedeuten? Und wieso hing es hier im Flur des Handelshauses, das Fässer verkaufte?
    Valerie zuckte zusammen, als sie hinter sich ein Räuspern ertönte. Wie ein Blitz fuhr sie herum und war mehr als überrascht, in das ebenfalls verblüffte Gesicht ihrer ehemaligen Freundin Cecily zu blicken.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Valerie, nachdem sich die beiden einen Moment lang fragend angesehen hatten.
    »Das wollte ich dich gerade fragen, denn das hier ist das Handelshaus meines Vaters.«
    »Ich denke, ihr stellt Rum her!«
    Ein Lächeln huschte über Cecilys Gesicht. »Vater macht aus allem Geld. Und als ihm die Fässer zu teuer wurden, hat er einen Küfer gewonnen, der ausschließlich für ihn Fässer herstellt.« Sie durchbohrte Valerie förmlich mit ihrem Blick. »Das beantwortet aber noch lange nicht die Frage, was du in Vaters Handelshaus suchst. Hast du gehofft, James zu treffen?«
    »Nein! Dein Bruder interessiert mich nicht mehr«, schnaubte Valerie. »Was sollte ich wohl von Mary Tensons Verlobtem wollen?«
    »Du würdest auch kein Glück haben, ihn hier anzutreffen. James ist nämlich in Kingston«, erklärte sie geheimnisvoll.
    Valerie zuckte die Achseln. »Mir ist es völlig gleichgültig, wo sich dein Bruder befindet …«, aus dem Augenwinkel sah sie Gerald aus dem Büro kommen, »… denn ich habe bereits einen Begleiter«, fügte sie in überheblichem Ton hinzu und hakte sich herausfordernd bei dem Verwalter unter. »Können wir?«, säuselte sie.
    Gerald aber rührte sich nicht vom Fleck, sondern starrte wie gebannt Cecily an. Die Freundin errötete.
    »Kennt ihr euch?«, stöhnte Valerie.
    »Nein, noch nicht!«, erwiderten beide wie aus einem Mund.
    »Das ist Mister Gerald Franklin, Grandmas Verwalter, und das ist Miss Cecily Fuller, die Tochter des Hauses.« Valerie konnte sich bei der Vorstellung den spöttischen Unterton kaum verkneifen. Schließlich starrten die beiden einander weiterhin an, als wäre der jeweils andere soeben vom Himmel gefallen.
    »Ich glaube, wir müssen jetzt weiter, Mister Gerald. Ich möchte noch viele Geschäfte besuchen, bevor Sie mich wieder sicher bei Grandma abliefern.«
    Bei Valeries Worten huschte ein Strahlen über Cecilys Gesicht. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich begleiten würde?«
    »Im Gegenteil, ich bin hocherfreut, dass du dich wieder mit mir auf der

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