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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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Laderaum ein, durch dessen Luke die Rumfässer in den Keller gerollt wurden. »Ja, dort hinten!«
    Heinrich zog mich mit sich. Ich konnte Pit nicht einmal einen letzten Blick zuwerfen, aber ich hatte keine Wahl. Die Stimmen kamen näher, und ich ahnte, was geschehen würde, denn Christian wollte sicher nichts dem Zufall überlassen. Mit einem Mal wurde mir auch sonnenklar, dass und aus welchem Grund er für die Verbreitung der alten Fluchtgeschichte in ganz Flensburg gesorgt hatte. Jedermann sollte sofort daran denken, wenn er vom Mord an Pit Hensen hörte und dann den einen Schluss ziehen: Das kann nur seine junge Frau gewesen sein!
    Heinrich öffnete die Tür, durch die man nur gebückt gelangen konnte, in dem Moment, als schwere Schritte auf der Kellertreppe laut wurden.
    »Lauf in das Haus deines Vaters. Ich bleibe hier. Sonst mache ich mich verdächtig«, zischte Heinrich, während er mich in den stockdusteren Raum schob und die Tür hinter mir schloss. Während ich nach der Luke tastete, hörte ich Christian mit schriller Stimme fragen: »Wo ist sie hin?«
    »Sie musste einem Bedürfnis folgen und kam nicht zurück«, erwiderte Heinrich, und ich konnte mir seine Unschuldsmiene dabei lebhaft vorstellen.
    »Sind Sie wahnsinnig, die Mörderin meines Onkels laufen zu lassen?«, brüllte Christian.
    »Nu ma langsam, Chrischan Hensen«, dröhnte eine Stimme. Ich erkannte sie sofort. Sie gehörte Wachtmeister Johann Petersen, der manchmal mit meinem Vater Karten spielte. Petersen war ein echter Gemütsmensch mit einem dicken Bauch und einer Glatze. »Asmussens Dirn zu verdächtigen ist ein starkes Stück.«
    »Genau, das meine ich aber auch!«, bekräftigte Heinrich Johann Petersens Worte.
    »Aber sie hockte doch vor seiner Leiche. Und ich habe nicht behauptet, dass sie es getan hat. Aber ich habe Hauke Jessen in der Stadt gesehen.«
    »Dat kannst mi denn vertellen, ober erst ma muss ich mir dat Elend bekicken. De orme Kerl. Dat het he nicht verdient«, sagte der Wachtmeister jetzt bedauernd.
    Ich kämpfte mit mir. Petersen würde bestimmt nicht vorschnell über mich urteilen. Wahrscheinlich würde er mich sogar verteidigen. Aber was, wenn Christian beschwor, Hauke Jessen tatsächlich gesehen zu haben, was ich ehrlich bezweifelte. Und wenn er in der Stadt war, dann bestimmt nicht, um Pit umzubringen … Ich erschrak. Oder doch? Aber dann nicht in meinem Auftrag, sondern als Christians Handlanger.
    »Ich sagte, ich habe Hanne Hensens Geliebten in der Stadt gesehen«, wiederholte Christian mit Nachdruck. »Suchen Sie diese Frau, verdammt noch mal!«
    Ich überlegte immer noch hin und her. Was war besser? Mich jetzt zu stellen und meine Unschuld zu beteuern oder das Weite zu suchen? Ich hatte mich gerade entschlossen, mich aus meinem Verschlag zu wagen, als ich Christian rufen hörte: »Gut, dass du gleich persönlich gekommen bist, Per!«
    Mir wollte schier der Atem stocken, denn ich ahnte, welcher Per soeben am Tatort eingetroffen war. Das bestätigte sich, als ich ihn in seiner unverkennbar durchdringenden Stimme fragen hörte: »Wo ist die Verdächtige?«
    In diesem Augenblick wusste ich, dass es keine gute Idee wäre, freiwillig aus meinem Versteck zu kriechen. Im Gegenteil, ich sah mich bereits im Stadtgefängnis schmoren … Schließlich war Per Hansen unser Polizeidirektor, und es war ein offenes Geheimnis, dass er mich nicht besonders leiden konnte und mit mir wegen meines vorlauten Mundwerks noch eine alte Rechnung zu begleichen hatte.
    Vorsichtig tastete ich mich voran, bis ich gegen die Luke stieß. Es gelang mir, leise den Riegel zu öffnen und ins Freie zu klettern. Mir war entsetzlich kalt. Prüfend sah ich mich nach allen Richtungen um, bevor ich loslief. Ich begegnete keinem Menschen. Um diese Zeit saßen die braven Bürger zu Hause und trieben sich nicht in der stockdusteren Stadt herum. Als ich den Holm überquerte, atmete ich innerlich auf. Nun musste ich nur noch ein Stück bergan rennen, denn dort begann bereits Vaters Grundstück. Ich war so froh, als ich die vertraute Ulmenallee erreicht hatte.
    Erst vor der Tür hielt ich keuchend inne. Als ich mich hineinschleichen wollte, stellte ich allerdings fest, dass der Eingang verschlossen war. Ich überlegte, ob ich nach nebenan in unser eigenes Haus gehen sollte, wenn ich auch fürchtete, dass die Polizei dort als Erstes nach mir suchen würde. Doch ich benötigte ein paar Dinge, falls ich erst einmal untertauchen müsste.
    Ich war zu diesem

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