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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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flüsterte ich ihm nur zu, dass ich ihn sehr lieb habe, und wandte mich rasch ab, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. Dann umarmte ich meine Schwester und versicherte ihr, dass ich bald wieder nach Hause zurückkehren würde.
    Bei dem Gang in mein Zimmer war mir schwer zumute. Langsam begriff ich den Ernst der Lage und dass ich weder mein Haus noch meine Familie so bald wiedersehen würde. Und dass sowohl mein Vater als auch mein Mann tot waren. Ich warf einen flüchtigen Blick auf das Schiff, das dort im Hafen auf mich wartete. Das Schiff, das meinen Namen trug. Den Namen einer einst anständigen Tochter der Stadt – nun den einer gesuchten Mörderin!
    Doch wenigstens konnte ich alles aufschreiben. Ja, ich flog nur so über die Zeilen.
    Dann aber waren die Ereignisse dieses Tages zu Ende erzählt, und eine tiefe Traurigkeit senkte sich über mich wie die Dunkelheit einer mondlosen Nacht. Es dauerte allerdings nicht lange, da erlöste mich Heinrich von meinen Qualen. Er sah schlecht aus.
    »Ich habe es mir anders überlegt. Es ist nicht richtig, dich nach Altona zu bringen. Es ist besser, wir stellen uns der Sache.«
    »Das geht nicht!«, entgegnete ich entsetzt. »Christian wird mich ins Gefängnis werfen lassen. Und das darf auf keinen Fall geschehen, denn dann geht sein Plan auf …«
    »Ich weiß, warum er es getan hat«, unterbrach mich Heinrich und blickte an mir vorbei ins Leere. »Vater hat Pit bei eurer Eheschließung sein Haus und alle Schiffe überschrieben. Nun gehört nicht nur das Unternehmen, sondern auch der ganze Hügel Pits Erben, und das sind wohl sein Bruder Jakob und sein Neffe, dieser verschlagene Christian Hensen. Da ihr keinen Nachwuchs habt, kann der Besitz nicht euren Kindern vererbt werden.« Heinrich fuhr sich nervös durch das Haar. »Aber das werden wir diesem Verbrecher nachweisen. Habgier! Das wird jeder Richter einsehen. Warum solltest du ihn umbringen, wo du im Fall seines Ablebens gar nichts davon haben würdest?«
    Ein Schatten huschte über mein von Trauer gezeichnetes Gesicht. Heinrich irrte. Pits größte Angst hatte stets darin bestanden, dass sein Imperium in die Hände seines Neffen fallen würde. Wie oft hatte er mir damit in den Ohren gelegen. Ich hatte es nur nicht hören wollen. Und nun würde mir wahrscheinlich daraus, dass er ein Testament zu meinem Gunsten gemacht hatte, ein Strick gedreht. Jeder Richter würde mich für die Mörderin meines Mannes halten! Und anscheinend hatte Christian davon gewusst und es sich zu Nutzen gemacht. Ein besseres Motiv hätte ich gar nicht haben können. Und wenn dem Richter dann die Gerüchte zu Ohren kommen würden, dass mein Herz angeblich einem anderen gehörte und ich mit Pit Hensen unglücklich gewesen war … dann »Gute Nacht, Marie !« Das war Mutters Lieblingsspruch gewesen, wenn sie mal wieder schwarz in die Zukunft geblickt und das Schlimmste angenommen hatte … Es sprach alles gegen mich, und wenn ich unter Mordverdacht stand, dann war ich auch in Altona nicht sicher.
    »Ich muss fort, Heinrich. Und zwar weit weg. Nimm mich mit nach Saint Croix«, forderte ich mit heiserer Stimme.
    Heinrich tippte sich an die Stirn. »Dirn, was sind denn das wieder für Flausen? Das kommt ja gar nicht in Frage. Niemals! So weit kommt das noch. Dass ich dich bis Altona mitnehme, ist das höchste der Gefühle, aber doch nicht bis nach Westindien! Kein Weiberrock an Bord der Hanne von Flensburg. Basta!«
    »Warte!«, erwiderte ich leise. »Es gibt ein Testament. Ich bin die Erbin seines Teils des Unternehmens und der Häuser. Da ist nur ein kleiner Haken an der Sache. Wenn ich rechtskräftig als Mörderin meines Mannes verurteilt würde, würde ich mein Recht auf das Erbe verwirken. Und das hat der gute Christian nicht nur gewusst, sondern seinen ganzen perfiden Plan darauf aufgebaut. Pit hat ihm, ohne es zu wissen, in die gierigen Hände gespielt. So konnte Christian zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Den Onkel aus dem Weg räumen und mich dafür ins Gefängnis gehen lassen. Und deshalb gibt es nur einen Weg, das Komplott zunichte zu machen.« Ich hatte zu flüstern begonnen. So aufgeregt war ich über meinen eigenen, mindestens ebenso tückischen Plan. »Pass auf, Schwager, ich gebe dir jetzt meinen Hut, und du wirst ihn in die Ostsee werfen.«
    »Deinen Hut in die Ostsee werfen?«, fragte Heinrich sichtlich irritiert.
    »Es muss so aussehen, als ob die arme Hanne Hensen vor Kummer über den Tod ihres Mannes aus dem Leben

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