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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Bennett
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mir ein junger Mann sein Pferd geschenkt hat, statt es zu erschießen?«
    Grandma stöhnte auf. »Ja, dieser Dummkopf aus Kingston!«
    »Er war nicht aus Kingston, sondern aus Montego Bay. Es war James Fuller!«
    »Und warum hast du mich belogen?«, fragte Grandma in scharfem Ton.
    »Was hättest du wohl gesagt, wenn ich dir erzählt hätte, dass mir James Fuller ein teures Rennpferd geschenkt hat?«
    »Ich hätte gesagt, das gibst du sofort zurück!«
    »Eben!«
    »Du gibst es sofort zurück. Verstehst du?« Grandma war einen Schritt auf Valerie zugetreten und funkelte ihre Enkelin bedrohlich an.
    Valerie aber verschränkte die Arme vor der Brust und zischte: »Nein, ich werde mich nicht von Black Beauty trennen. Und wenn es dir hundertmal nicht passt, dass ich ihn von James Fuller bekommen habe. Was weiß ich, warum du etwas gegen diese Familie hast. Wahrscheinlich noch so ein Geheimnis, das dich umgibt, wie der blaue Nebel die Gipfel der Blue Mountains. Aber ich habe es satt, darauf Rücksicht zu nehmen. Ich gebe das Pferd nicht her!«
    Grandma und sie standen einander gegenüber wie zwei Kämpferinnen, eine stolzer als die andere.
    »Und was ist dir dort im Hause der Hamiltons widerfahren?« Grandmas Ton war eiskalt.
    »Willst du das wirklich wissen?«, gab Valerie wütend zurück.
    »Ich höre!«
    Valeries tapfere Fassade brach plötzlich wie ein Kartenhaus zusammen. Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Sofort gab auch Grandma ihre unversöhnliche Haltung auf. Sie zog die Enkelin an ihre Brust und drückte sie zärtlich.
    »Nicht weinen, mein Engel. Merke dir: Kein Hamilton bringt uns je zum Weinen!«
    »Aber was redest du immer von Hamiltons?«, schniefte Valerie.
    Grandma seufzte. »Das ist eine lange Geschichte. Hamilton ist der Geburtsname von Misses Fuller. Wie dem auch immer sei, bitte gräme dich nicht. Und vergieß keine Träne wegen dieser Leute. Also, was hat sie dir angetan?«
    Grandma trat einen Schritt zurück, legte ihre Hand unter Valeries Kinn und blickte sie durchdringend an.
    »Sie hat mich eingeladen. Ein Dienstbote hat mir die Nachricht überbracht, dass ich heute zum Tee kommen solle. Sie wolle gern die Frau kennenlernen, die James’ Blamage in einen Sieg umgewandelt habe. Ich habe dir doch erzählt, dass alle jungen Frauen diesem Mann applaudiert haben, nicht wahr?«
    »Ja, ja, aber nun erzähl schon. Was ist vorgefallen?«
    »Sie hat mich die ganze Zeit neugierig und voller Skepsis gemustert: Ich glaube, am liebsten hätte sie mir ein Stück Haut herausgekratzt, um es zu untersuchen. Da habe ich sie gefragt, ob mir ein Krümel ihres Kuchens im Mundwinkel klebt. Sie hat mich angefahren, dass ich wohl ein Mischling sei und dass etwas faul sei im Haus der ›nordischen Lady‹.«
    Valerie erwartete nun eine Strafpredigt Grandmas, stattdessen nahm die alte Dame sie erneut in den Arm.
    »Wenn man ein netter Mensch wäre, würde man zu ihrer Entschuldigung vorbringen, dass sie nichts dafür kann, weil sie die Erziehung ihres Vaters unreflektiert übernommen hat …«
    Valerie befreite sich aus der Umarmung und blickte ihre Großmutter verwundert an. »Das hat James auch gesagt!«
    Den Einwurf überhörte Grandma geflissentlich. »Was Elizabeth Hamilton angeht, bin ich allerdings nicht nett. Sie hat sich nie die Mühe gemacht, die Ansichten ihres Vaters zu hinterfragen so wie ihre Tante. Keiner hat sie gezwungen, dümmlich nachzuschwätzen, was die Männer im Haus von sich gegeben haben!«
    »Dann kennst du sie also näher?«
    »Sagen wir mal lieber so: Ich kannte Hamiltons Schwester, also, die Schwester ihres Vaters, Tante Jane«, erwiderte Grandma ausweichend.
    Valerie verdrehte die Augen. »Immer das Gleiche! Wenn ich etwas anspreche, bekomme ich einen Brocken hingeworfen. Wovor hast du Angst? Dass ich dich nicht mehr bewundere, wenn ich erfahre, wie du als junge Frau gewesen bist? Dass Geheimnisse gelüftet werden, die dich in schlechtem Licht erscheinen lassen?«
    »Jane Hamilton war meine Freundin. Die einzige, die ich jemals hatte, seit es mich nach Jamaika verschlagen hat!« Grandma senkte den Kopf.
    »Oder hast du davor Angst, ich könne jemals erfahren, dass schwarzes Blut in meinen Adern fließt?«
    Grandma sah erschrocken auf. »Wie kommst du darauf?«
    Valerie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Erklär mir endlich, warum ich nicht deine blonden Locken geerbt habe!« Sie griff nach einer gerahmten Fotografie ihrer Eltern und deutete mit dem Finger darauf. »Mutters Haar ist auch

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