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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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machte. Zudem tratschte sie schrecklich gern und konnte,
wie Elaine scherzte, den neuesten Klatsch aus der Luft saugen.
»Es gehen eine Menge Gerüchte über Scott Covey um.«
    Elaine machte eine rasche Geste, stets ein Zeichen, daß sie
ungeduldig wurde. »Warum lassen sie denn den armen Kerl
nicht in Ruhe? Wäre Vivian nicht an den Treuhandfonds rangekommen, dann würden sie ihn alle bemitleiden. Das ist das Problem mit den Leuten hier in der Gegend. Sie können es aus
Prinzip nicht vertragen, wenn Geld aus dem Familienerbe an
einen Außenseiter geht.«
Marge nickte. »Das stimmt bei Gott.«
    Sie wurden von dem Klingeln der Glocke an der Eingangstür
unterbrochen, die einen potentiellen Kunden ankündigte. Danach waren sie den ganzen Vormittag in Anspruch genommen.
Um ein Uhr stand Elaine auf, ging ins Bad und kam mit frisch
geschminkten Lippen und schicker Frisur wieder heraus.
    Marge betrachtete sie. Elaine trug ein weißes Leinenkleid und
Sandalen, was einen hübschen Kontrast zu ihren tief gebräunten
Armen und Beinen bildete. Ein Band faßte ihr dunkelblondes,
mit hellen Strähnen versehenes Haar hinten zusammen. »Falls
ich es nicht schon gesagt habe, Sie sehen phantastisch aus«, sagte Marge. »Verlobt zu sein steht Ihnen offenbar gut.«
    Elaine wackelte mit ihrem Ringfinger hin und her, und der
große Edelstein daran funkelte. »Stimmt. Ich treffe John zum
Lunch in der Impudent Oyster. Halten Sie die Festung.«
    Als sie eine Stunde später zurückkehrte, sagte Marge: »Es gab
eine Reihe von Anrufen. Der erste ist am interessantesten.«
Er kam von Detective Nat Coogan. Es sei unabdingbar, daß er
mit Miss Atkins so bald wie möglich spreche.
18

I
    m Lauf des Vormittags hatte Menley sich allmählich davon
überzeugt, daß der Horror, der sie geweckt hatte, einfach nur
ein intensiver Traum gewesen war. Mit Hannah eng an sich geschmiegt, ging sie hinaus zum Rand des Hochufers. Der Himmel
war leuchtend blau und spiegelte sich im Wasser, das sanft gegen die Küste brandete. Es herrschte Ebbe, und der langgestreckte Sandstrand lag ruhig da.
Sogar ohne den Ozean ist dies ein wunderbarer Grundbesitz,
    dachte Menley, während sie sich umsah. In den vielen Jahren,
als das Haus leer gestanden hatte, waren die Robinien und Eichen wild weitergewachsen. Jetzt schwer mit Laub beladen,
waren sie in natürlicher Harmonie mit der samtenen Fülle der
Kiefern.
    Der üppige Anblick des Hochsommers, dachte Menley. Dann
bemerkte sie hier und da ein Blatt, das bereits rostfarben verfärbt
war. Auch der Herbst würde hier wunderschön sein, überlegte
sie.
    Ihr Vater war gestorben, als ihr Bruder Jack elf und sie erst
drei war. Eine gute Ausbildung sei wichtiger als ein Haus, hatte
ihre Mutter entschieden, und hatte daher alles, was sie sich von
ihrem Gehalt als Oberschwester am Bellevue Hospital absparen
konnte, dafür benützt, beide Kinder zur Georgetown University
zu schicken. Sie wohnte noch immer in demselben VierZimmer-Apartment, wo Menley und Jack aufgewachsen waren.
    Menley hatte sich schon immer gewünscht, in einem Haus zu
wohnen. Als kleines Mädchen malte sie Bilder von dem Haus,
das sie eines Tages haben würde. Und es sah ziemlich ähnlich
wie das hier aus, dachte sie. Sie hatte soviel mit dem Haus vorgehabt, das sie und Adam in Rye gekauft hatten. Doch nach
Bobbys Tod war es mit zu vielen Erinnerungen verbunden. »In
Manhattan zu wohnen ist genau richtig für uns«, sagte sie laut
zu Hannah. »Daddy kann in zehn Minuten von seiner Arbeit
heimkommen. Grandma kümmert sich gern um Kinder, und ich
bin eine Stadtpflanze. Aber Daddys Familie war schon immer
auf dem Cape. Sie gehörten zu den ersten Siedlern. Es wär wirklich ganz toll, dieses Haus für den Sommer und für Feiertage
und lange Wochenenden zu haben. Was findest du?«
    Das Baby drehte den Kopf, und gemeinsam blickten sie auf
das Anwesen hinter ihnen. »Es gibt noch eine ganze Menge dort
zu tun«, sagte Menley. »Aber es würde Spaß machen, es wirklich wieder so herzurichten, wie es früher einmal war. Wahrscheinlich lag es nur daran, daß wir hier beide alleine waren, daß
der Traum mir so echt vorkam, als ich aufgewacht bin. Findest
du nicht auch?«
    Hannah fing an zu zappeln und einen Schmollmund zu machen. »Also gut, du wirst wohl müde«, sagte Menley. »Mein
Gott, bist du ein mürrisches Baby.« Sie machte sich auf den
Rückweg zum Haus, blieb dann stehen und betrachtete es erneut. »Es strahlt eine wunderbare

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