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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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schließlich hatte sie ihn damals kaum angeschaut, bevor sie
wieder aus dem Pub geeilt war. »Ja, wir können bestellen«, sagte er.
    Während der ganzen Mahlzeit gab Henry Sprague Kommentare über die Fußgänger, die vorbeikamen, ab. »Schau mal,
Phoebe, da sind die Enkelkinder von Jim Snow. Weißt du noch,
wie wir früher mit den Snows ins Theater gegangen sind?«
    »Hör auf, mich zu fragen, ob ich mich erinnern kann«, sagte
Phoebe brüsk. »Natürlich weiß ich das noch.« Sie wandte sich
wieder ihrem Kaffee zu. Einen Moment später beugte sie sich
geduckt vor und blickte um sich; argwöhnisch wanderte ihr
Blick von einem Tisch zum nächsten. »So viele Leute«, murmelte sie. »Ich will hier nicht sein.«
    Henry seufzte. Er hatte gehofft, der Gefühlsausbruch könnte
ein gutes Zeichen sein. Für manche Menschen war Tacrine ein
erstaunlich hilfreiches Medikament, das den Zerfall bei Patienten mit der Alzheimerschen Krankheit vorübergehend unterband, ja rückgängig machte. Seit man es Phoebe verschrieben
hatte, meinte er ein gelegentliches Aufflackern von klarem Bewußtsein bemerkt zu haben. Oder griff er nach einem Strohhalm?
    Ihre Bedienung kam mit der Rechnung. Als Henry das Geld
hinlegte, schaute er zu ihr hoch. Der Gesichtsausdruck der jungen Frau war sorgenvoll und bedrückt, das überschwengliche
Lächeln von vorher völlig verschwunden. Sie hat mich erkannt,
dachte Henry, und fragt sich nun, ob ich sie mit Scott Covey in
Zusammenhang bringe.
    Er freute sich über die Erkenntnis und war nicht willens, seine
Karten auf den Tisch zu legen. Mit einem unverbindlichen Lächeln erhob er sich und zog Phoebes Stuhl zurück. »Bist du soweit, mein Liebes?«
Phoebe stand auf und betrachtete die Kellnerin. »Wie geht’s
Ihnen, Tina?« fragte sie.
25
N
    at Coogan und seine Frau Debbie besaßen ein 6-MeterBoot mit Außenbordmotor. Sie hatten es gebraucht gekauft, als die Jungen noch klein waren, doch dank Nats hingebungsvoller Pflege war es noch in hervorragendem Zustand. Da
die Jungen den Nachmittag mit Freunden in Fenway Park beim
Spiel der Red Sox verbrachten, hatte Nat Debbie vorgeschlagen,
zu einem Picknick mit dem Boot auszufahren.
Sie hob eine Augenbraue. »Du magst doch keine Picknicks.«
    »Ich sitz nicht gern irgendwo auf dem Feld mit lauter Ameisen, die über alles krabbeln.«
»Ich dachte, daß du nach den Hummerkörben schaust und
dann heimkommst und dir das Baseballspiel ansiehst.« Sie zuckte mit den Achseln. »Da ist doch irgendwas anderes im Busch,
was ich nicht mitkriege, aber was soll’s. Ich mach eben ein paar
Sandwiches.«
Nat schaute seine Frau liebevoll an. Deb kann man nichts
weismachen, dachte er. »Nein, ruh du dich mal ein paar Minuten
aus. Ich kümmer mich schon um alles.«
Er ging zum Feinkostladen und besorgte Lachs, Leberpastete,
Crackers und Trauben. Können wir auch gleich alles so wie die
machen, dachte er.
»Ganz schöner Luxus«, sagte Debbie, als sie die Lebensmittel in den Tragekorb packte. »Hatten sie keine Leberwurst
mehr?«
»Doch. Ich wollte aber das hier haben.« Aus dem Kühlschrank griff er sich die gekühlte Flasche Wein.
Debbie las das Etikett. »Hast du aus irgendeinem Grund Gewissensbisse? Das ist teures Zeug.«
»Das weiß ich wohl. Komm jetzt. Das Wetter soll später umschlagen.«
Sie gingen genau zweieinhalb Kilometer von Monomoy Island entfernt vor Anker. Nat erzählte seiner Frau nicht, daß dies
die Stelle war, wo Vivian Covey ihre letzten Stunden verbracht
hatte. Das hätte sie vielleicht beunruhigt.
»Das macht ja wirklich Spaß«, gab Debbie zu. »Aber was hast
du mit einemmal gegen die Klappstühle?«
»Hab mir einfach gedacht, öfter mal was Neues wär doch
gut.« Er breitete eine alte Stranddecke auf Deck aus und verteilte das Essen darauf. Er hatte Polster mitgenommen, worauf sie
sich setzen konnten. Schließlich schenkte er Wein in zwei Gläser.
»He, mach mal langsam«, protestierte Debbie. »Ich will doch
keinen Schwips kriegen.«
»Warum denn nicht? Wir können ein Schläfchen machen,
wenn wir fertig sind.«
Die Sonne war warm. Das Boot wiegte sich sanft hin und her.
Sie nippten an dem Wein, knabberten an dem Käse und der Leberpastete, pflückten sich Trauben ab. Eine Stunde später blickte
Debbie ganz benommen auf die leere Flasche. »Ich kann nicht
fassen, daß wir das alles getrunken haben sollen«, sagte sie.
Nat wickelte die Essensreste ein und steckte sie in den Picknickkorb. »Willst du dich hinlegen?«

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