Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:

Wochen nach ihrer Niederkunft »die ehbrecherin Mehitabel
Freeman vorgeführt werde, um vierzig hiebe weniger einen zu
empfangen«.
Mein Gott, dachte Menley. Wie grauenhaft. Sie konnte damals nicht älter als achtzehn gewesen sein und war, um ihren
Mann zu zitieren, »von zartter gestalt und krafft«.
In Phoebe Spragues Handschrift war ein Vermerk eingetragen: »Die Godspeed kehrte am 1. März von einer Seereise nach
England zurück und segelte am 15. März wieder los. War der
Kapitän bei der Geburt des Babys zugegen? Da die Geburt am
30. Juni registriert ist, als Kind von Mehitabel und Andrew
Freeman, scheint man nicht in Frage gestellt zu haben, daß er
der Vater war. Er kam Mitte August zurück, um die Zeit herum,
als man wohl die Strafe an ihr vollzog. Stach umgehend wieder
in See und nahm den Säugling mit, war fast zwei Jahre weg. Der
nächste Eintrag über die Rückkehr der Godspeed ist August
1707.«
Und die ganze Zeit wußte sie nicht, wo ihr Baby war oder ob
es überhaupt am Leben war, dachte Menley.
»He, du, du steckst ja wirklich in deinen Sachen da.«
Menley blickte überrascht auf. »Adam!«
»So heiße ich.«
Er war ganz offenbar guter Dinge und lächelte. Der Schirm
seiner Mütze überschattete die Augen, aber sein blaues Sporthemd stand am Kragen offen und legte einen Anflug frischen
Sonnenbrands bloß, wie er auch an Armen und Beinen zu sehen
war. Er beugte sich über Menley und legte die Arme um sie.
»Wenn du bis zur Nase in deinen Recherchen steckst, ist es
sinnlos zu fragen, ob ich dir gefehlt habe.«
In dem Bemühen, sich wieder in der Gegenwart zurechtzufinden, lehnte Menley ihren Kopf an seinen Arm. »Ich hab jede
Minute gezählt, die du weg warst.«
»Also, das klingt nicht schlecht. Wie geht’s dem Spatz?«
»Schläft fest.«
Menley schaute auf und bemerkte, wie er auf das Babyphon
blickte. Er vergewissert sich, ob der Apparat auch angestellt ist,
dachte sie. Ein Aufschrei, leidenschaftlich und herzzerreißend,
lief ihr blitzschnell durch den Kopf: »Oh, Liebster, warum
kannst du mir nicht vertrauen?«
36

A
    ls Fred Hendin mit seinem Wagen auf die Einfahrt seines
bescheidenen Cape-Hauses einbog, erfuhr er schnell, daß
der Mann in dem Auto, das gegenüber an der Straße geparkt
war, auf ihn wartete.
Mit dem Polizeiabzeichen in der Hand fing ihn Nat Coogan
am Eingang ab. »Mr. Hendin?«
    Fred warf einen Blick auf den Ausweis. »Ich hab schon was
im Büro gespendet.« Sein flüchtiges Lächeln lag im Widerstreit
mit der Andeutung von Sarkasmus.
    »Ich verkaufe keine Eintrittskarten für den Polizeiball«, sagte
Nat geduldig und machte sich ein schnelles Bild des Mannes vor
ihm. Ende Dreißig, dachte er. Norwegische oder schwedische
Abstammung. Der Mann erreichte kaum Durchschnittsgröße,
hatte muskulöse Arme, einen starken Hals und angegrautes
blondes Haar, das einen Haarschnitt nötig hatte. Er trug eine
Latzhose aus grober Baumwolle und ein verschwitztes T-Shirt.
    Hendin steckte seinen Schlüssel in das Türschloß. »Kommen
Sie herein.« Seine Bewegungen und Sprache waren bedächtig,
so als durchdenke er stets alles, bevor er sprach oder handelte.
    Der Raum, den sie nun betraten, erinnerte Nat an das erste
Haus, das er zur Zeit der Eheschließung mit Deb gekauft hatte.
Es bestand aus im wesentlichen kleinen Zimmern, aber der
Grundriß hatte eine solide Gemütlichkeit an sich, die ihm schon
immer gefiel.
    Fred Hendins Wohnzimmer hätte gut aus einem Katalog bestückt sein können. Kunstledersofa und dazu passender verstellbarer Sessel, Beistelltische aus Nußholz mit entsprechendem
Couchtisch, ein Arrangement aus künstlichen Blumen, abgenutzter beigefarbener Teppich und steife Vorhänge in derselben
Farbe, die nicht ganz bis zu den Fenstersimsen reichten.
    Das offenbar teure elektronische Unterhaltungsset im extra
dafür eingerichteten noblen Regalmittelteil aus Kirschholz
schien nicht zur übrigen Einrichtung zu passen. Es bestand aus
einem Fernsehapparat mit 1-Meter-Bildschirm, einem Videorecorder und einem CD-Apparat. Es gab Regale voller Videokassetten. Nat musterte sie mit offener Neugier und pfiff dann. »Sie
haben ja eine großartige Sammlung klassischer Filme«, sagte er.
Dann schaute er sich die Tonkassetten und CDs an. »Sie mögen
wohl die Musik aus den vierziger und fünfziger Jahren. Meine
Frau und ich sind auch ganz verrückt drauf.«
»Automatenmusik«, sagte Hendin. »Die sammle ich schon
seit Jahren.«
    Auf den obersten

Weitere Kostenlose Bücher