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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Kapitän Freeman und Mehitabel gemacht hatte.
    Henry nahm seinen Kaffee mit in Phoebes Arbeitszimmer.
Der Direktor des Pflegeheims hatte ihm geschrieben und vorgeschlagen, er möge einige Erinnerungsstücke für Phoebe zusammensuchen, damit sie sie dann bei sich im Zimmer hatte, wenn
sie dort einzog. Der Direktor schrieb, daß vertraute Objekte,
besonders solche, die mit dem Langzeitgedächtnis verbunden
seien, eine Hilfe zur Belebung des Bewußtseins bei AlzheimerPatienten wären. Ich sollte allmählich entscheiden, was ich für
sie einpacke, dachte er. Hier ist der richtige Ort, um damit anzufangen.
    Wie stets, wenn er an Phoebes Schreibtisch saß, kam ihm
wieder der unglaubliche Unterschied zwischen ihrer jetzigen
Lebenslage im Vergleich zu der Wirklichkeit vor wenigen Jahren messerscharf zu Bewußtsein. Nach Phoebes Emeritierung
hatte sie jeden Vormittag hier in diesem Raum verbracht, glücklich in ihre Forschungen versunken und ähnlich auf ihre Arbeit
konzentriert, wie er sich auch Menley Nichols bei der Arbeit
vorstellte.
    Warte mal, sagte sich Henry. Das Bild des Kapitäns und seiner
Frau, von dem Phoebe gestern sprach, war in dem extragroßen
Ordner. Der war aber nicht bei den Sachen, die ich Menley gegeben habe. Ich wußte gar nicht, daß es noch ein Bild von den beiden gibt. Mir scheint, daß in dem großen Ordner noch eine Menge anderer Dinge über die Freemans und das Remember House
waren. Wo könnte Phoebe den nur hingetan haben? fragte er sich.
    Er schaute sich im Zimmer um, musterte die Regale, die vom
Boden bis zur Decke reichten, und den Sofatisch. Dann fiel ihm
ein: natürlich – die Anrichte in der Ecke.
    Er ging hinüber. Die offenen Fächer des feinen antiken Möbelstücks enthielten seltene Exemplare alter SandwichGlaswaren. Er dachte daran, wie liebevoll Phoebe jedes einzelne
Stück zusammengetragen hatte, und er beschloß, daß einige davon zu den Gegenständen gehören sollten, die sie mit ins Pflegeheim nahm.
    Unterhalb der Fächer war die Anrichte bis oben hin mit Büchern und Papieren und Aktendeckeln vollgestopft. Ich wußte
gar nicht, daß sie all das Zeug hier drin hatte, dachte Henry erstaunt.
    In dem verwirrenden Durcheinander gelang es ihm tatsächlich, den Ordner aufzutreiben, nach dem er suchte, und darin
fand er auch die Darstellung von Kapitän Freeman und Mehitabel. Das Wehen ihres Rocks und die geblähten Segel deuteten
auf einen starken, kühlen Wind hin. Sie stand eher etwas hinter
als neben ihm, so als biete er ihr Schutz. Sein Gesicht war kräftig und entschlossen, ihres dagegen sanft und freundlich; ihre
Hand ruhte leicht auf seinem Arm. Der unbekannte Künstler
hatte die Anziehungskraft zwischen den beiden eingefangen.
Man konnte sehen, daß sie ein Liebespaar waren, dachte Henry.
    Er blätterte durch den Ordner. Wiederholt stach ihm das Wort
»Mooncusser« ins Auge. Das war vielleicht das Material, von
dem Phoebe wollte, daß Menley es las, dachte er sich.
»Oh, hab ich hier vielleicht die Puppe gelassen?«
    Phoebe stand mit zerzausten Haaren und fleckigem Nachthemd in der Tür. Henry fiel wieder ein, daß er die Flasche mit
    den Beruhigungstropfen auf dem Nachttisch stehengelassen hatte. »Phoebe, hast du noch mehr Medizin eingenommen?« fragte
er angstvoll.
»Medizin?« Sie klang überrascht. »Ich glaube nicht.«
    Sie kam zu der Anrichte getaumelt und hockte sich neben ihm
hin. »Da hab ich doch die Puppe vom Remember House hingetan«, erklärte sie voller Aufregung und Freude.
    Sie zog lauter Papiere aus dem tiefen untersten Fach heraus
und ließ sie auf den Boden fallen. Dann langte sie ganz nach
hinten und zog eine antike Puppe hervor, die ein langes vergilbtes Baumwollgewand trug. Eine spitzenbesetzte Haube mit Satinbändern rahmte das wunderschön zarte Porzellangesicht ein.
    Phoebe starrte sie mit gerunzelter Stirn an. Dann reichte sie
Henry die Puppe. »Die gehört ins Remember House«, sagte sie
undeutlich. »Ich wollte sie zurückbringen, hab’s aber vergessen.«
58
N
    ach dem Mittagessen saß Amy vor der Babyschaukel und
spielte mit Hannah. »Händeklatschen, Händeklatschen, bis
der Daddy kommt nach Haus. Daddy hat Moneten, Mommy lebt
in Saus und Braus«, rezitierte sie im Singsang und ließ dabei
Hannahs Händchen aneinanderklatschen.
    Hannah gurgelte vor Vergnügen, und Menley lächelte. »Das
ist ein ganz schön sexistischer Kindervers«, sagte sie.
»Ich weiß«, gab Amy zu. »Aber der geht mir nicht aus dem
Kopf. Meine

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