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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mutter hat ihn mir immer vorgesungen, als ich
klein war.«
Sie muß ständig an ihre Mutter denken, die Arme, dachte
Menley. Amy war pünktlich um neun in der Früh gekommen, so
glücklich, wieder dazusein, daß es Menley geradezu rührte. Sie
wußte, daß Amys Haltung nicht nur dem Wunsch entsprach,
sich Geld zu verdienen. Sie wirkte wahrhaft froh darüber, hierzusein.
»Meine Mutter behauptet, daß sie uns möglichst nichts vorgesungen hat«, sagte Menley, während sie das Spülbecken putzte.
»Sie singt immer falsch und wollte meinen Bruder und mich
nicht damit anstecken. Hat sie aber.« Sie spritzte Wasser über
das Becken.
»Ehrlich gesagt, Hildy ist keine große Hilfe«, klagte sie.
»Diese Putzfrau, die damals gerade wegfuhr, als wir hier ankamen, hat alles blitzsauber hinterlassen. Ich wünschte, sie käme
wieder.«
»Elaine war sauer auf sie.«
Menley drehte sich um und schaute Amy an. »Wieso war sie
sauer auf sie?«
»Ach, ich weiß nicht«, beeilte sich Amy zu antworten.
»Amy, ich glaube, das wissen Sie sehr wohl«, erwiderte Menley, da sie spürte, daß dies wichtig sein konnte.
»Also, es lag bloß daran, daß Carrie Bell damals am Vormittag, als Sie ankamen, verschreckt war. Sie hat gesagt, daß sie
oben Schritte gehört hat, aber niemand da war. Dann, als sie ins
Kinderzimmer ist, hat die Wiege von selber geschaukelt, oder
das hat sie wenigstens behauptet. Elaine fand das einfach lächerlich, und außerdem wollte sie nicht, daß solche Märchen über
das Haus verbreitet werden, weil es zum Verkauf steht.«
»Ah ja.« Menley versuchte ihre Erregung herunterzuspielen.
Jetzt sind wir drei, dachte sie. Amy, Carrie Bell und ich. »Wissen Sie, wie ich Carrie erreichen kann?« fragte sie.
»O sicher. Sie macht schon seit Jahren unser Haus sauber.«
Menley griff nach einem Zettel und notierte sich die Nummer,
die Amy herunterratterte. »Ich will sehen, ob sie wieder herkommen kann, und ich werde Elaine bitten, Hildy abzubestellen.«
Da es noch sehr kühl war, kamen sie überein, daß Amy Hannah warm einpacken und für eine Weile in dem Kinderwagen
spazierenfahren würde. »Hannah kriegt gern mit, was alles los
ist«, sagte Amy mit einem Lächeln.
Und geht es denn nicht uns allen so, dachte Menley, als sie
sich an den Tisch setzte und nach dem Ordner mit der Überschrift Mooncussers langte. Eine Weile lang starrte sie nachdenklich in die Ferne. Heute morgen hatte Adam gar nicht erst
um den heißen Brei herumgeredet. »Menley«, hatte er erklärt,
»ich bin überzeugt, wenn du Dr. Kaufman anrufst, wirst du hören, daß sie meiner Meinung ist. Solange du solche niederschmetternden Angstattacken und Flashbacks hast, muß ich darauf bestehen, daß Amy hier bei dir und Hannah bleibt, wenn ich
nicht da bin.«
Menley mußte an die Anstrengung denken, die es sie gekostet
hatte, nicht wütend zu reagieren. Statt dessen hatte sie schlicht
darauf hingewiesen, daß es ihre eigene Idee gewesen war, Amy
herzuholen, also brauche er sich nicht so aufzuplustern. Trotzdem hatte Adam abgewartet, bis Amys Wagen auf der Einfahrt
erschien, und war dann hingeeilt, um ein paar Worte mit ihr zu
wechseln. Danach hatte er sich zur Vorbereitung für die Anhörung in die Bibliothek zurückgezogen. Um halb eins verließ er
dann das Haus mit den Worten, er werde am Spätnachmittag
zurück sein.
Er hat unter vier Augen mit Amy geredet, weil er mir nicht
einmal zutraut, mein Wort zu halten, dachte Menley. Dann verdrängte sie diese Überlegungen aus ihrem Bewußtsein und
machte sich entschlossen an die Arbeit.
Vor dem Lunch hatte sie versucht, sich ein Bild von dem Material im Mooncusser-Ordner zu machen, indem sie das, was sie
aus Phoebe Spragues Datensammlung herausgefiltert hatte, in
eigenen Notizen festhielt.
Jetzt las sie diese Notizen nochmals durch:
Die fünfundzwanzig Kilometer heimtückischer Strömungen,
verborgener Fahrrinnen und wandernder Untiefen, die sich an
der Küste von Chatham entlangzogen, waren das Verderben
unzähliger Schiffe. Sie gingen in Schneestürmen und Orkanen
unter und brachen auseinander oder liefen auf Sandbänken auf,
so daß der Schiffsrumpf zerschellte und das Gefährt in der heftigen Brandung sank.
»Mooncussers« nannte man damals die Plünderer, die zu den
Wracks zu eilen pflegten, um über die Ladung herzufallen und
sich ihre Beute zu schnappen. Sie segelten mit ihren kleinen Booten zu dem sterbenden Schiff, brachten Hebeeisen, Sägen und
Äxte mit und demontierten

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