Das Haus auf den Klippen
ursprüngliche
Ordnung der Räume, die sie durchsucht hatte, wiederherzustellen.
Doch etwas anderes fiel Adam auf, eine gewisse Leere, die
das Zimmer ausstrahlte. Nirgendwo war etwas Persönliches zu
finden, es gab weder Fotos noch Bücher oder Zeitschriften. Die
Möbel waren nicht schäbig, aber auch nicht attraktiv oder aufeinander abgestimmt. Adam erinnerte sich, daß Elaine ihm berichtet hatte, Vivian habe das Haus möbliert gekauft. Es machte
nicht den Eindruck, als habe sie irgend etwas unternommen,
ihrem Heim einen persönlichen Stempel aufzudrücken, und soweit Scott Coveys Persönlichkeit sich in dem Raum widerspiegelte, konnte Adam es bestimmt nicht entdecken.
Er dachte an die Küche im Remember House. In den zwei
Wochen, seit sie da waren, hatte Menley dem keeping room eine
einladende Atmosphäre verliehen, und dies ohne jede Mühe.
Geranien säumten die Fenstersimse. Die riesige Salatschüssel
aus Holz war bis oben hin mit Obst gefüllt. Menley hatte einen
abgenutzten alten Schaukelstuhl aus dem kleinen Salon rübergeschleift und neben dem offenen Kamin hingestellt. Ein Weidenkorb, der ehemals vermutlich der Beförderung von Holzscheiten
gedient hatte, fand jetzt als Behälter für Zeitungen und Magazine Verwendung.
Menley hatte eine natürliche Begabung, ein Heim angenehm
zu gestalten. Adam dachte mit Unbehagen daran, wie er am
Morgen zu Amy hinausgelaufen war, um ihr einzuschärfen, bei
Menley zu bleiben, bis er zurückkam. Menley hätte Amy nicht
heimgeschickt, sagte er sich jetzt. Sie ist über diese Angstanfälle
genauso beunruhigt wie ich. Sie hat ja gestern Dr. Kaufman
selbst angerufen. Sie hatte sogar vorgeschlagen, Amy den ganzen Tag dazubehalten.
Was hielt nur Covey auf? Wie lange konnte es dauern, ein
Bier einzuschenken? Und was zum Teufel treibe ich eigentlich
hier? fragte sich Adam. Das ist mein Urlaub. Meine Frau
braucht mich, und ich lasse mich dazu überreden, diesen Fall zu
übernehmen.
Er ging in die Küche. »Gibt’s Probleme?«
Scott saß mit verschränkten Armen am Tisch, das Bier vor
ihm unberührt. »Adam«, sagte er ausdruckslos, »ich hab Ihnen
keinen reinen Wein eingeschenkt.«
60
N
at Coogan hielt es für eine gute Idee, wenn er Fred Hendin
ein zweitesmal aufsuchte. Mit den Auskünften gewappnet,
die ihm der Versicherungsexperte gegeben hatte, fuhr er um
halb fünf bei Hendins Haus vor.
Hendins Wagen stand auf der Einfahrt. Nat war nicht erfreut
zu entdecken, daß auch Tinas grüner Toyota dahinter geparkt
war. Andererseits stellte es sich vielleicht als interessant heraus,
die beiden gemeinsam zu beobachten, dachte er.
Er schlenderte den Pfad hinauf und klingelte. Als Hendin an
der Haustür erschien, war er unverkennbar ablehnend. »Habe
ich vielleicht vergessen, daß wir einen Termin haben?« fragte er.
»Nein, wir haben keinen«, erwiderte Nat liebenswürdig, »Ist
es okay, wenn ich reinkomme?«
Hendin trat zur Seite. »Es ist nicht okay, wenn Sie ständig
meiner Freundin auf die Nerven gehen.«
Tina saß auf der Couch und tupfte sich die Augen mit einem
Taschentuch ab. »Wieso belästigen Sie mich dauernd?« brauste
sie auf.
»Ich habe nicht die Absicht, Sie zu belästigen, Tina«, sagte
Nat gelassen. »Wir führen Ermittlungen in einem möglichen
Mordfall durch. Wenn wir Fragen stellen, dient es dazu, Antworten zu erhalten, und nicht, um Leute zu quälen.«
»Sie reden mit Leuten über mich. Sie schauen sich mein Auto
an.« Erneut stürzten ihr die Tränen aus den Augen.
Du bist eine lausige Schauspielerin, dachte Nat. Das ist doch
nur Theaterdonner Fred zuliebe. Er warf einen Blick auf Hendin
und sah Erregtheit und Mitgefühl in seiner Miene. Und die
Show funktioniert, dachte er.
Hendin setzte sich neben Tina, und seine abgearbeitete Hand
umschloß die ihre. »Was soll die Sache mit dem Auto?«
»Haben Sie nicht bemerkt, daß Tinas Auto ziemlich viel Öl
verliert?«
»Ich hab’s bemerkt. Ich schenke Tina ein neues Auto zum
Geburtstag. Das ist in drei Wochen. Lohnt sich nicht, noch Geld
in das andere reinzustecken.«
»Auf dem Boden in der Garage von Scott Covey ist ein ziemlich großer Ölfleck«, erklärte Nat. »Der stammt nicht von dem
neuen BMW.«
»Und der stammt auch nicht von meinem Auto«, sagte Tina
brüsk – ihre Tränen waren plötzlich versiegt.
Hendin erhob sich. »Mr. Coogan, Tina hat mir gesagt, daß
die Sache vor Gericht geht. Coveys Anwalt kommt, um mit
mir zu reden, und ich werde ihm genau dasselbe sagen,
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