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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Gefühl von Holz in seinen Händen. Holz hatte sowohl
eine Art Eigensinn wie eine naturgegebene Würde. Er hatte von
sich selbst ein weitgehend ähnliches Bild.
    Jetzt, da Ufergrundstücke ein Vermögen wert waren, zahlte es
sich aus, die bescheidenen Häuser zu renovieren, die auf solchen
Grundstücken gelegen waren. Das Haus am Strand, an dem sie
gerade arbeiteten, gehörte dazu. Es war etwa vierzig Jahre alt,
und sie bauten es praktisch von Grund auf um. Ein Teil des Projekts war es, die Küche auseinanderzunehmen und diese für Billigbauweise typischen Preßspanschränke durch eine eigens angefertigte Einrichtung aus Kirschholz zu ersetzen.
    Fred hatte eigentlich ein Haus gegenüber von dem, in dem
er gerade arbeitete, im Auge, ein wahres Schnäppchen für
einen Bastler wie ihn, mit Strandprivilegien und einem großartigen Blick. Er hatte beobachtet, wie verschiedene Makler
mit Kaufinteressenten zur Besichtigung kamen, aber keiner
davon war lange geblieben. Die Leute blickten nicht über die
Tatsache hinaus, daß das Haus in katastrophalem Zustand
war. Wenn er es kaufte und sechs Monate harter Arbeit hineinsteckte, sagte sich Fred, dann würde er letzten Endes eines
der schönsten Häuser, das sich irgend jemand wünschen
konnte, sein eigen nennen und hätte dazu noch eine gute Investition gemacht.
    Nur noch zwei Wochen bis Ende August, dachte er. Dann
würde der Preis fallen. Der Immobilienmarkt kam während des
Winters auf dem Cape so ziemlich zum Erliegen.
    Fred saß mit seinen Arbeitskollegen zusammen und machte
Mittagspause. Sie arbeiteten gut miteinander, und wenn sie eine
Pause einlegten, gab es öfter was zum Lachen.
    Sie fingen an, über die Anhörung zu Vivian Carpenter Coveys
Tod zu sprechen. Matt, der Elektriker, hatte im Mai einige Arbeiten für Vivian verrichtet, kurz nach ihrer Hochzeit. »Keine
einfache Dame«, erzählte er. »An dem Tag, als ich dort war,
ging ihr Mann was besorgen und blieb eine Weile weg. Sie hat
ihn total runtergeputzt, als er wiederkam, und erklärt, daß sie
sich nicht von ihm zum Narren machen läßt. Hat ihm gesagt, er
soll seine Koffer packen. Dann fing sie an zu heulen und hat
sich an ihn rangeschmissen, als er sie daran erinnerte, daß sie
doch wollte, daß er noch zur Reinigung geht, und er deswegen
aufgehalten wurde. Glaubt mir, die Frau war ein schwieriger
Fall.«
    Sam, der erst seit kurzem zum Arbeitstrupp gehörte, fragte:
»Heißt es denn nicht, daß Covey eine Freundin hat, eine Kellnerin von hier aus der Gegend, die eine wirklich scharfe Braut
ist?«
    »Vergiß es.« Matt machte ein finsteres Gesicht, während er
von der Seite auf Fred blickte.
Fred stopfte die Serviette in seinen Lunchbehälter. »Richtig.
Vergiß es«, sagte er scharf; seine ursprünglich gute Laune war
im Nu verflogen. Er schubste seinen Stuhl aus dem Weg und
verließ den Tisch.
Als er sich wieder an die Arbeit machte, dauerte es eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Eine Menge Dinge lagen
ihm auf dem Magen. Tina hatte am Abend zuvor, nachdem der
Kriminalbeamte gegangen war, zugegeben, daß sie Covey noch
den ganzen Winter über gesehen hatte und mehrmals nach Florida gereist war.
Spielt es denn eine Rolle? fragte sich Fred, während er die
Küchenschränke aufhängte. Wie Tina hervorgehoben hatte, war
sie damals ja nicht mit Fred ausgegangen. Doch warum mußte
sie mich deshalb anlügen? fragte er sich. Dann begann er zu
mutmaßen, ob sie wohl auch log, was ihre Kontakte mit Covey
nach seiner Heirat anging. Und wie stand es im vergangenen
Monat, seit seine Frau tot war?
Am Ende des Tages, als er heimkam und Adam Nichols zu
dem verabredeten Termin erwartete, quälte er sich noch immer
mit der Frage ab, ob er jemals wieder dazu fähig sein würde,
Tina zu vertrauen.
Coveys Anwalt würde er nichts davon sagen. Vorläufig wollte
er sich hinter Tina stellen und ihr den Verlobungsring überreichen, damit sie ihn vor Gericht tragen konnte. So wie dieser
Kriminaler daherredete, hätte die Polizei wohl nichts dagegen,
Tina in ein Mordkomplott mit hineinzuziehen. Sie schien gar
nicht zu begreifen, wie ernst das alles geworden war.
Nein, vorläufig würde er zu ihr halten, aber wenn dieses ungute Gefühl weiter zunahm, dann konnte er Tina nicht heiraten,
auch wenn er noch so verrückt nach ihr war, das wußte er. Ein
Mann hatte schließlich seine Würde zu wahren.
Brütend grübelte er über all die hübschen Geschenke nach,
die er ihr in diesem Sommer

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