Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
verstehen, wie entsetzlich es für Sie gewesen sein muß, diesen wunderbaren kleinen Jungen zu verlieren. Mir sind die Tränen gekommen, als ich letztes Jahr das Video von ihm gesehen hab.«
»Sie haben ein Video von Bobby gesehen?«
»Mr. Nichols hatte es dabei, als er das Häuschen gemietet hat.
Wie ich schon zu Amy gesagt hab, er sah so schrecklich traurig
aus, als er sich den Film anschaute. Er war mit Bobby zusammen im Schwimmbecken zu sehen, und dann hat er ihn rausgehoben, und Sie haben ihn gerufen, und er lief zu Ihnen hin.«
Menley spürte einen Kloß im Hals und schluckte mühsam.
»Das Video ist erst zwei Wochen vor dem Unglück entstanden«,
sagte sie so beherrscht wie möglich. »Ich konnte es nie über
mich bringen, es anzuschauen. Es war ein so glücklicher Tag
damals.«
Ich will es jetzt sehen, dachte sie. Jetzt bin ich soweit.
Carrie steckte das Geld in ihre Handtasche. »Miss Atkins war
damals bei Mr. Nichols, und er hat ihr alles über Bobby erzählt
und was für Schuldgefühle er hatte, weil er an dem Tag, als der
Unfall passiert ist, mit Ihnen beiden hätte Zusammensein sollen
und statt dessen Golf gespielt hat.«
73

E
    s war schon ein gutes Tagespensum, was hinter ihm lag,
dachte Adam, als er in die Privatstraße einbog, die zum
Remember House führte. Dummerweise war die Arbeit noch
nicht vorbei. Es war jetzt fast drei Uhr, und um fünf mußte er zu
seiner Verabredung mit Fred Hendin wieder weg.
    Aber wenigstens hatte er die zwei Stunden zu Hause, und es
war ein perfekter Tag für den Strand. Das hieß, wenn Menley
bereit war, mit ihm zum Strand zu gehen.
    Amys Wagen stand in der Einfahrt. Er war zugleich erleichtert
und irritiert. Sie war ja ein nettes, verantwortungsbewußtes Mädchen, aber er wäre jetzt so gern allein mit seiner Familie zusammengewesen, ohne daß einem jemand anders auf den Leib rückte.
    Wenn ich so reagiere, wie muß sich dann erst Menley fühlen,
wenn fortwährend jemand um sie herum ist? fragte er sich. Ihm
wurde ganz elend bei der Erkenntnis zumute, daß sie rasch wieder in den Zustand zurückfielen, wie es vor Menleys Schwangerschaft mit Hannah gewesen war. Einander entfremdet. Beide
gleichermaßen reizbar.
    Es war niemand im Haus. Ob Menley schon zurück war, und
falls ja, ob sie wohl alle am Strand waren? Er ging zum Rand
des Steilufers und blickte hinunter.
    Menley saß im Schneidersitz auf der Decke, mit Hannah an
sie geschmiegt. Das ideale Bild, dachte Adam. Menleys Haare
wirbelten ihr um den Hinterkopf. Ihr schlanker Körper war sonnengebräunt und reizvoll. Sie und Amy schienen tief in ein Gespräch versunken zu sein.
    Amy lag mit aufgestützten Ellenbogen und dem Kinn auf den
Handflächen Menley gegenüber im Sand. Sie hat es bestimmt
nicht leicht, dachte er. Zum College wegzugehen ist immer ein
wenig beängstigend, und laut Elaine macht es ihr noch immer zu
schaffen, daß ihr Vater wieder heiratet. Aber Elaine hatte ebenfalls gesagt: »Sie weiß gar nicht, was für ein Glück sie hat, daß
John es sich leisten kann, sie zur Uni von Chapel Hill zu schikken.«
    Elaine hatte nicht studiert. Am Sommerende vor einundzwanzig Jahren, als all die anderen aus der Gruppe zu Elitehochschulen loszogen, hatte ihre Mutter wieder einmal eine Stelle eingebüßt, woraufhin Elaine sich einen Tipp-Job in einem Maklerbüro besorgt hatte. Zweifellos hatte sie es wirklich weit gebracht,
überlegte Adam. Jetzt gehörte ihr diese Agentur.
    In diesem Augenblick schaute Menley hoch. Adam kletterte
den steilen Pfad hinunter. Als er bei ihnen ankam, hatte er das
Gefühl, ein Eindringling zu sein. »Hallo«, sagte er lahm.
Menley antwortete nicht.
    Amy sprang auf. »Hallo, Mr. Nichols. Bleiben Sie jetzt daheim?«
»Ja, Adam, bleibst du jetzt daheim?« fragte Menley. »Wenn
ja, dann hätte Amy bestimmt gern ein paar Stunden für sich alleine.«
Er beschloß, ihren unpersönlichen Tonfall zu ignorieren.
»Gehen Sie nur, Amy. Danke.« Er ging auf der Decke in die
Hocke und wartete, bis Amy sich von Hannah und Menley verabschiedet hatte.
Als sie außer Hörweite war, erklärte er: »Ich warte eben ab,
damit sie sich umziehen kann, dann geh ich rauf und zieh meine
Badehose an.«
»Wir gehen mit dir rauf. Wir haben schon genug vom Strand
für heute.«
»Verdammt, Menley, hör auf damit.«
»Hör auf womit?«
»Men, laß das nicht wieder mit uns passieren«, flehte er sie an.
Hannah blickte ihn verunsichert an.
»Ist schon gut, mein Schätzchen«, sagte er, »ich

Weitere Kostenlose Bücher