Das Haus auf den Klippen
gemacht hatte, wie zum Beispiel
die goldene Uhr, die Perlen und die Anstecknadel von seiner
Mutter. Tina bewahrte sie in diesem ausgehöhlten Buch auf, das
eigentlich ein Schmuckkasten war, auf einem Regalbord in ihrem Wohnzimmer.
Wenn diese Anhörung vorbei war und er sich dazu durchringen sollte, Schluß mit Tina zu machen, würde er den Verlobungsring und auch diese Sachen wieder einsammeln.
E
war ein betriebsamer Nachmittag in der Immobilienagentur. Elaine erhielt zwei neue Angebote von Kunden, die von
der Straße hereinkamen, und fuhr los, die Anwesen zu überprüfen. Das eine der beiden fotografierte sie sofort, eine ansehnliche Nachahmung eines Rahseglers am Ryders Pond. »Das sollte
schnell weggehen«, versicherte sie den Eigentümern.
Das andere Haus war stets vermietet worden und bedurfte einer Überholung. Taktvoll legte sie nahe, daß sich der Gesamteindruck doch erheblich verbessern ließe, wenn man den Rasen
mähte und die Hecken stutzte. Das Haus hatte auch eine gründliche Reinigung nötig. Widerstrebend schlug sie vor, Carrie Bell
hinzuschicken – sie hatte ihre Schwächen, aber niemand arbeitete besser als sie.
Sie rief Marge von ihrem Mobiltelefon aus an. »Ich fahre direkt nach Hause. John und Amy kommen heute zum Abendessen, und ich möchte noch die neuen Fotos entwickeln, bevor ich
mit dem Kochen anfange.«
»Sie entwickeln ja häusliche Eigenschaften«, frotzelte Marge.
»Wenn schon, denn schon.«
Als sie heimkam, erledigte Elaine noch einen weiteren Anruf,
der diesmal Scott Covey galt. »Warum kommst du nicht auch
zum Essen rüber?«
»Wenn ich was mitbringen kann. Ich bin gerade mit einem
Eimer voll Hummer vom Boot zurückgekommen.«
»Ich wußte doch, daß es einen Grund gibt, dich anzurufen.
Hast du das Bild bekommen?«
»Ja, hab ich.«
»Du hast dich nicht mal bedankt«, zog sie ihn auf. »Aber du
weißt ja, weshalb ich’s geschickt hab.«
»Zur Erinnerung, ich weiß schon.«
»Bis später, Scott.«
C
arrie Bell staubsaugte gerade im Obergeschoß, als Jan Menley absetzte. Menley ging zu ihr hinauf. »Amy ist mit der
Kleinen im Wagen rausgegangen, Mrs. Nichols«, erklärte sie.
»Lieb wie ein Goldschatz is’ die, das sag ich Ihnen.«
»Sie war nicht immer so gut zu haben.« Menley lächelte. Sie
blickte sich um. »Alles glänzt ja. Danke, Carrie.«
»Nun ja, ich hab’s gern, daß alles genau richtig ist, wenn ich
geh. Ich bin jetzt so gut wie fertig. Wollen Sie, daß ich nächste
Woche komme?«
»Ja, unbedingt.« Menley öffnete ihre Tasche, nahm die Geldbörse heraus und begann mit einem stillen Gebet da’s Gespräch
dorthin zu steuern, wo sie es haben wollte. »Carrie, ganz im
Vertrauen, was hat Ihnen damals Angst eingejagt, als sie letztesmal hier waren?«
Carrie sah bestürzt aus. »Mrs. Nichols, ich weiß, daß ich mir
das nur einbilde, und wie Miss Atkins, sagt, hab ich so einen
schweren Gang, daß ich wahrscheinlich auf eine lose Bohle getreten bin und dadurch die Wiege zu schaukeln anfing.«
»Vielleicht. Aber Sie dachten doch auch, Sie hätten gehört,
daß oben jemand herumgeistert. Jedenfalls hat das Amy gesagt.«
Carrie beugte sich vor und dämpfte ihre Stimme: »Mrs. Nichols, Sie versprechen mir, daß Sie Miss Atkins kein Wort davon sagen?«
»Ich versprech’s.«
»Mrs. Nichols, ich hab damals wirklich was gehört, und heute
hab ich extra mit den Füßen aufgestampft, als ich ins Kinderzimmer bin, und die Wiege hat sich nicht vom Fleck gerührt.«
»Dann ist Ihnen heute nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Nein, nichts Komisches. Aber ich mache mir etwas Sorgen
wegen Amy.«
»Wieso? Was ist passiert?«
»Ach, passiert ist eigentlich nichts. Ich meine, direkt, bevor
Hannah vor ’ner kleinen Weile von ihrem Schläfchen aufgewacht ist, hat Amy in dem kleinen Salon gesessen und gelesen.
Die Tür war zu. Ich dachte, ich hätte sie weinen gehört. Ich
wollte nicht aufdringlich erscheinen, also bin ich nicht zu ihr
reingegangen. Ich weiß, daß es sie beunruhigt, daß ihr Vater
Miss Atkins heiratet. Später hab ich sie dann gefragt, ob ihr irgendwas auf der Seele liegt, und sie hat’s abgestritten. Sie wissen ja, wie das junge Volk ist. Manchmal schütten sie einem ihr
ganzes Herz aus. Und dann sind sie wieder verschwiegen wie
die Austern.«
»Ja, wohl wahr.« Menley reichte Carrie die gefalteten Geldscheine. »Vielen Dank.«
»Ich danke Ihnen. Sie sind eine nette Lady. Und ich muß Ihnen sagen, ich hab ein dreijähriges Kind, und ich kann
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