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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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eigenen Gefühle für andere waren dabei in den Hintergrund getreten, und sie hatte sich sogar Menschen angebiedert, die sie nicht leiden konnte.
    Sie fragte sich: Habe ich mich vielleicht nur deswegen so bedingungslos an Henning gehängt, weil er mich anfangs beachtet hat? Hatte ich mich nicht hauptsächlich deswegen auf Titus eingelassen, weil er mich über den Klee gelobt und mich verwöhnt hat, während Max härter – und ehrlicher – mit mir war, der Anstrengung und schwierige Entscheidungen von mir verlangt hat?
    Als Elsa beim Betreten festen Bodens im Hafen nach den ersten Schritten kurz schwankte, stand dies auch für die Unsicherheit, mit der sie in ihr neues Leben trat. Als sie den kleinen Keanu auf dem Quai erblickte und neben ihm Iolana und Paulette, spürte sie zum ersten Mal in ihrem Leben dessen ganzen Reichtum. Die Zukunft entrollte sich wie ein roter Teppich vor ihr.
    Paulette und Iolana hatten sich während ihrer Abwesenheit so sehr ins Zeug gelegt, dass sowohl das Baumhaus als auch das » Café Pacifico « kurz vor der erneuten Fertigstellung standen. Außer dass Keanu um einen Zentimeter gewachsen war, schien sich kaum etwas verändert zu haben. Eine Woche lang beschäftigte Elsa sich nur mit ihrem Sohn, weshalb die Nurse fast nichts mehr zu tun hatte und häufiger ihre weitschweifige Tolai-Verwandtschaft in der Umgebung besuchen konnte.
    Als Max, der im Süden der Halbinsel zu tun gehabt hatte, in die Villa kam, verspürte Elsa einen Nadelstich in ihrer Brust, den sie mit einem Lächeln überspielte. Sein Blick, wenn er sie ansah, war irgendwie verändert. Oder bildete sie sich das nur ein? Sein Äußeres war es jedenfalls: Er hatte den alten Anzug gegen Khakishorts und ein sauberes Hemd getauscht, und nur der Dreitagebart und die ungekämmten Haare erinnerten noch an den alten, leicht schmuddeligen Max.
    Sobald Iolana hinzukam, schien er regelrecht zu verkrampfen und verabschiedete sich schnell. Waren die beiden sich nähergekommen? Waren sie ein Paar geworden? Waren sie vielleicht schon wieder getrennt? Elsa stellte keine Fragen. Sie verbot sich jegliche Erwartungen oder Befürchtungen. Es war nicht an ihr, den ersten Schritt zu tun, sei es auf Max zu oder von ihm weg.
    Bei einem Umtrunk im » Pacifico « am Abend vor der Eröffnung mehrten sich die Zeichen, dass Elsa Max verloren hatte. Er war sehr charmant zu ihr, lobte ihr gutes Aussehen und ihren Erfolg bei der Überwindung der Sucht, aber er vermied es, mit ihr allein zu sein, obwohl es einige Gelegenheiten gegeben hätte. Elsa beobachtete ihn aufmerksam. Er und Iolana gingen höflich und korrekt miteinander um, es gab keine Berührungen, keine langen Blicke, kein Wort zu viel. Doch gerade das fiel Elsa auf. Im Laufe des vergnüglichen Abends kam ihr der Verdacht, dass sie Zuschauerin einer Inszenierung war, bei der auch Paulette mitspielte.
    Schließlich passierte es. Max, der mit Iolana hinter dem Tresen Erfrischungsgetränke mixte, berührte den Rücken der Polynesierin im Vorbeigehen. Die Geste war flüchtig wie ein Arom, und er selbst war sich ihrer augenscheinlich gar nicht bewusst. Das sagte Elsa alles.
    Am nächsten Morgen im Baumhaus holte Elsa Emma, die einsame Vogeldame, aus dem Käfig. » Ob du willst oder nicht, meine Süße, ab sofort bist du frei. Glaub mir, es muss sein. «
    Sie streichelte das Vögelchen ein letztes Mal, bevor sie die Hand öffnete und ihm die Rückkehr in den Käfig verweigerte.
    Paulette wurde zufällig Zeugin der Szene. Sie wechselte mit Elsa einen Blick, der ihr alles verriet, und meinte dann: » Ich habe den beiden gleich gesagt, dass es so nicht funktionieren wird. «
    Â» Sie wollten es mir leicht machen « , seufzte Elsa.
    Â» Iolana und Max haben lange gezögert. Sie wussten, dass sie entweder dir oder einander wehtun würden. «
    Â» Sie haben sich letztendlich für mich entschieden « , sagte Elsa ohne Bitterkeit oder Vorwurf. » Ich hatte meine Chancen, zwei oder drei an der Zahl, und ich habe sie alle vertan. Keinem von beiden kann ich böse sein. «
    Â» Gut « , sagte Paulette und nahm Elsa in den Arm. » Ich sage dir jetzt mal was, Chérie … Heute lasse ich das Geldverdienen ruhen, und wir machen irgendwas Lustiges zusammen. «
    Â» Nein, heute nicht, Paulette. Ich will lieber allein sein. Trotzdem danke. «
    Â» Sicher? «
    Â» Ganz

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