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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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typisch sarkastischen Schnoddrigkeit hinzu: » Ist auch besser so. Wenn wir einen Eröffnungstag finden wollten, an dem in den letzten Jahren in eurem oder meinem Leben nicht irgendein Mist passiert ist, müssten wir wohl oder übel bis zum Sankt Nimmerleinstag warten. «
    Elsa warf ihr einen mürrischen Seitenblick zu. » Heute wollen wir wohl lustig sein. Sag mal, Iolana, wie heißt das Café eigentlich? «
    Die Polynesierin zuckte mit den Schultern. » Ich dachte einfach › Café ‹ . «
    Â» Das ist … knapp « , sagte Elsa.
    Â» Knapp ist noch eine Untertreibung « , ergänzte Paulette. » Im Hinblick auf die Absatzförderung ist der Name schlecht gewählt. «
    Â» In meiner Heimat ist es nicht üblich, den Versammlungsorten Namen zu geben. «
    Â» Liebes, ich will dir ja nicht zu nahe treten « , sagte Paulette. » Aber in deiner Heimat gibt es überhaupt keine Cafés, sondern bloß Feuerstellen. Wir sprechen hier nicht vom dritten Baum links, wo die Leute ihr Geschäftchen verrichten, sondern von einem besonderen Ort. «
    Â» Max hat seiner Praxis auch keinen Namen gegeben, obwohl sie ein besonderer Ort ist. «
    Elsa erwiderte: » In seiner Praxis wird Wundbrand behandelt und Penicillin verabreicht. Keiner geht gerne zum Arzt. In deinem Café sollen die Leute ein paar schöne Stunden verbringen. «
    Â» Das habe ich doch gerade gesagt, oder nicht? « , wandte Paulette ein. » Absatzförderung. «
    Iolana gab nach. » Dann nenne ich es eben ›Café Pacifico‹. «
    Sie beschlossen, vorzeitig hinzufahren, um es zu besichtigen und vor Ort einen passenden Namen zu finden. Außer den Freundinnen waren auch der kleine Keanu und die Nurse dabei, eine reizende pausbäckige Tolai. Sie gab ihnen allen Unterricht in Kuanua, der Sprache der Einheimischen, wie auch in Unserdeutsch, einer seltsamen, bisweilen lächerlichen Mischung aus dem heimischen Idiom und der Sprache der einstigen Kolonialherren. Keanu liebte sie, womit er quasi mit vier Müttern aufwuchs. Elsa war schon seit einiger Zeit der Meinung, dass ihrem Sohn ein bisschen mehr Umgang mit Männern guttäte, die als Vaterfiguren fungieren könnten. Sie nahm sich für diesen Tag vor, Max zu fragen, ob er nicht häufiger zu ihnen in die Villa kommen wolle, denn sie erwarteten ihn zur Eröffnung. Natürlich war dies auch als erster Schritt in Richtung einer Versöhnung, einer Wiederannäherung gedacht. Die Gelegenheit war günstig: Feierlaune, Cocktails, Musik, die komplette Familie versammelt. Die Familie, das waren für Elsa nicht länger ihre Verwandten in der Heimat, die nie wirklich für sie da gewesen waren, sondern jene Menschen, die sie liebte, sowie deren Liebste.
    Zur Familie gehörten neuerdings auch Lucas und Lucille, Paulettes dreizehnjährige Zwillinge, die vor einigen Wochen endgültig das Internat in Kimbe verlassen hatten und nun in der Villa lebten. Beide sahen wie pubertierende goldblonde Engel aus. Lucille hatte einen ungeheuren Bewegungsdrang und eine Vorliebe für Leibesübungen. Damit sie nicht länger vom Boden aus auf Elsas Baumhaus kletterte, hatten sie einige Turngeräte im Garten aufgestellt. Vielleicht wirkte sie auch wegen ihrer Sportlichkeit älter, als sie war, hauptsächlich aber wegen ihrer bereits deutlich ausgeprägten Brüste, die sie hervorragend in Szene zu setzen wusste. Lucas hingegen war eher ruhig, er las viel, vor allem Kriminalromane, aber auch schwere Kost wie eine Geschichte über die karthagischen Kriege oder die Theaterstücke eines gewissen Jean-Paul Sartre. Er mochte es, sich adrett zu kleiden. Ein Dandy war er jedoch nicht, dafür war er viel zu zurückhaltend.
    Die Zwillinge machten das Haus lebendiger, wenigstens war es tagsüber nicht mehr so still, und Elsa hatte mehr als nur die Schmetterlinge zur Gesellschaft, wenn sie am Spätnachmittag im Garten saß, bis das kristallene Licht sich zurückzog.
    Das Café verschlug Elsa fast den Atem. Vollständig auf Stelzen gebaut, wirkte es im Wechsel der Gezeiten mal wie eine riesige, zur Bucht hin offene Terrasse und mal wie eine Arche, unter der das Meer gluckste. Bei Tage war es in ein vom Pazifik geschicktes bläuliches Licht getaucht, mit umhertanzenden Reflexionen, die sich bei Sonnenuntergang oder Mondlicht entsprechend verfärbten. Dann knipsten sie die roten und gelben Lampions

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