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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ihre Hämorrhoiden und ihre Eierstockentzündungen.«
    »Und was lässt Mama Isa an uns aus?«, fragte Sweta kaum hörbar. »Was hat sie für Probleme?«
    »Ü-ber-haupt keine.« Ira grinste. »Mama Isa verdient mit uns Geld. Gutes Geld. Ihr winkt ein schönes, gesichertes Alter.Aber Ruslan, der wird garantiert nicht alt, das verspreche ich dir.«
    »Klar, wir hängen ihn auf!« Sweta lachte. »An der Eiche in unserem Wäldchen. Wir veranstalten eine Diskothek mit ihm, die sich gewaschen hat. Und wenn er sich dann in Todeskrämpfen windet wie ein Wurm, dann verzeihe ich ihm die gemeinen Reden über unsere Mutter. Aber nur die, alles andere niemals.«

Dreißigstes Kapitel
    Xenia schob den Kinderwagen die belebtesten Straßen entlang zu den Patriarchenteichen. Die grelle Sonne blendete selbst durch die dunkle Brille hindurch. Sie hoffte, der Weißblonde würde in ihrer Abwesenheit in die Wohnung einbrechen, sich das verdammte Messer holen und für immer verschwinden. Aber sie spürte, dass er ganz in der Nähe war, dass er ihr folgte. Sie drehte sich um und schaute in die spiegelnden Schaufenster, konnte ihn jedoch nicht entdecken, und das machte ihr noch mehr Angst.
    Sie fürchtete sich so sehr, dass sie sogar ihre Eltern anrufen wollte. Sie hatte sie seit fast zwei Monaten nicht gesehen, seit einem schlimmen Streit, an dem beide Seiten schuld waren.
    »Was außer dem Geld bindet dich an diese Familie?«, hatte ihre Mutter mit solcher Verachtung gefragt, dass Xenia sie am liebsten geschlagen hätte. Das tat sie auch, wenngleich nicht physisch, sondern mit Worten: »Ich will nicht in der Scheiße leben wie ihr, so kann ich mein Kind nicht großziehen. Ihr seid Bettler, ihr seid schlimmer als Penner, trotz eurer Doktortitel.«
    »Du hast dich verkauft. Weißt du, wie man das nennt?«, fragte ihre Mutter mit eisigem Lächeln. Xenia stockte der Atem – das war ein Schlag in die Magengrube.
    »Meinst du nicht, dass du mir wehtust, Mama?«, fragte Xenia, an ihren Tränen würgend.
    »Nicht mehr, als du dir selbst wehgetan hast. Ich sage nur, was du selber genau weißt.«
    »Ich will nicht ehrlich sein und dafür bettelarm«, schrie Xenia. »Ja, ich liebe ihn nicht, na und?«
    »Wenn du ihn nicht liebst, dann verlass ihn.«
    »Wo soll ich denn hin? Zu euch? Lieber sterbe ich!«
    Der Vater hatte schweigend auf dem Balkon gestanden und geraucht. Natürlich hatte er alles gehört, denn die Tür war offen. Er rauchte stinkende Belomor-Papirossy. Xenia hatte ihm zwei Stangen Parlament-Zigaretten mitgebracht. Überhaupt hatte sie die Eltern mit Geschenken überschüttet. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter hatte sie für ihre Mutter ein wunderschönes Sommerkostüm aus hellblauem Leinen gekauft und Parfüm, für den Vater ein Hemd und eine Krawatte von Versace. Galina geizte nicht, sie wollte die neuen Verwandten für sich einnehmen. Xenia war mit dem Taxi gekommen, mit einer riesigen Tasche, die außer den Markenklamotten Büchsen mit schwarzem Kaviar sowie abgepackten Stör und Lachs enthielt. Mit Mühe hatte sie die Tasche bis zur Wohnung geschleppt. In der Babytrage schlief die winzige, gerade einen Monat alte Mascha. Xenia hoffte sehr, ihre Eltern milder zu stimmen, sie sollten sich über die Geschenke freuen und vor allem die Enkelin bewundern. Aber sie blieben unbeugsam.
    »Nimm das ganze Zeug wieder mit! Und merk dir: Du kannst nur unter einer Bedingung herkommen: Wenn du hierbleiben willst«, sagte der Vater.
    Natürlich ließ sie die Geschenke da, die Tasche blieb im engen Flur stehen – ihre Eltern hatten nicht einmal einen Blick hineingeworfen.
    Danach hatte sie einige Male angerufen, aber wenn Xenia die Stimme ihrer Mutter hörte, verkrampfte sich ihre Kehle, und sie brachte kein Wort heraus.
    »Du musst uns verstehen«, brummte der Vater unsicher. »Stell dir vor, was du empfinden würdest, wenn Mascha eines Tages genauso handelte? Ich bitte dich sehr: Komm her, Mama und ich möchten so gern unser Enkelkind sehen.«
    Ohne sich recht bewusst zu sein, was sie tat, kaufte Xenia an einem Kiosk einen Chip, ging in eine Telefonzelle und wählte die Nummer ihrer Eltern. Das Amtszeichen löste in ihr unerträgliche Wehmut aus. Die Eltern waren nicht zu Hause. Sie hatte niemanden auf der ganzen Welt, nur den weißblonden Bastard, der sie verfolgte.
    Schließlich entdeckte sie ihn. Er stand vor dem Schaufenster eines Sportgeschäfts und wartete, dass sie den Hörer auflegte.
     
    Als Warja auf Pnyrjas Haus zufuhr, schaltete

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