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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ertönte Kreischen und Lachen, die gesunden, hübschen Kinder tobten weiter.
    Schwarzweißer Schnee lief über den Bildschirm. Xenia trank ihren Most in einem Zug aus. Ihr Mund war ganz trocken. Ihr Herz schlug wie verrückt.
    Sie wusste, dass Oleg vor ihr schon einmal verheiratet gewesen war, mit einer gewissen Lena. Sie hatten nicht lange zusammengelebt und sich im Guten getrennt. Aber sie hatten kein Kind gehabt. Danach hatte es weitere Frauen gegeben, aber Oleg sprach nie darüber, tat das Ganze mit groben, ungeschickten Scherzen ab.
    »Das hat dich nicht zu interessieren«, lautete die schroffe Antwort der Schwiegermutter auf Xenias Frage nach OlegsVergangenheit. »Geh einfach davon aus, dass er vor dir niemanden hatte. Lena war eine unverschämte Schlampe. Er hat einiges durchgemacht mit Frauen, der Ärmste. Er ist so naiv, so hilflos, ein Glück, dass wir jetzt dich haben.«
    »Und Kinder?«
    »Was denn für Kinder? Gott behüte! Was für Kinder?«
    Die schwachsinnige kleine Lussja hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Oleg.
     
    Nach dem Besuch im Leichenschauhaus empfand Borodin die abgasgeschwängerte, staubige Luft der Straße geradezu als erfrischend. Er atmete tief ein, kniff die Augen zusammen und versuchte, das bedrückende Gefühl von Verwirrung und Hilflosigkeit loszuwerden, das ihn seit drei Tagen beherrschte, seit er die gestickten Kirschen auf den winzigen Lavendelsäckchen in der Wohnung der ermordeten Lilja Kolomejez gesehen hatte.
    Er ermittelte seit vielen Jahren in Mordfällen und war an den Anblick von Leichen gewöhnt, aber ein zufälliges Detail aus dem Alltag des Opfers verfolgte ihn manchmal lange.
    Als Ilja Borodin, ein dünner, dunkelhaariger Zweiundzwanzigjähriger mit leuchtenden blauen Augen und breitem, strahlendem Lächeln, während seines Jurastudiums zum ersten Mal im Leichenschauhaus war, fiel er nicht in Ohnmacht und begann nicht zu stottern, wie einige seiner Kommilitonen. Natürlich wurde er blass und musste schlucken, aber mehr nicht. Er war darauf vorbereitet, dass der Tod, besonders ein gewaltsamer, schlimm aussieht. Doch wie ein Stromschlag durchfuhr es ihn, als er die himmelblauen Schleifen im dicken roten Haar eines toten siebenjährigen Mädchens sah. Ihm wurde schwindlig, und es kostete ihn eine ungeheure Anstrengung, die anderen nicht merken zu lassen, dass dem sonst so gelassenen Ilja Borodin schlecht geworden war. Manchmal träumte er von diesen Zöpfen mit den Schleifen, sah geschickte Frauenhände, die sie flochten, und das Mädchen,wie es in den Spiegel schaute, lächelte und Grimassen schnitt.
    Beim Anblick der Lavendelsäckchen bei Lilja Kolomejez hatte er wieder an das rothaarige Mädchen mit den Zöpfen und den hellblauen Schleifen denken müssen.
    Die Junidämmerung war in einen bläulich schillernden durchsichtigen Schleier gehüllt. Borodin lief gemächlich über einen weichen Teppich aus grauweißem Pappelflaum, kniff die Augen gegen die zwischen zwei weißen Neungeschossern untergehende Sonne zusammen und suchte nach einem wenigstens vorläufigen Resümee.
    Seit dem Mord waren drei Tage vergangen. Das psychologische Täterprofil in Borodins Kopf stützte sich einzig auf das betrunkene Geschwafel der Obdachlosen Sima und seine eigenen Emotionen, nicht aber auf Fakten und gesunden Menschenverstand. Wie konnte man bei einem feuerspeienden Ungeheuer mit roten Hörnern und Quiekstimme von Fakten und gesundem Menschenverstand reden?
    In den drei Tagen konnte nicht herausgefunden werden, wo genau Ljussja lebte und wer Mama Isa war. Offenbar gab es nirgends eine Patientenakte von Ljussja Kolomejez. Außer der Geburtsurkunde existierten keinerlei Papiere, und in keiner der Moskauer psychiatrischen Betreuungsstellen war sie erfasst. Von ihrer Geburt an bis zum heutigen Tag war sie bei ihrer Tante Lilja Kolomejez gemeldet.
    Lilja hatte schon als Kind in dieser Wohnung gelebt, mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Olga. Der Vater hatte die Familie verlassen, als die Mädchen noch klein waren. Die Mutter war ein halbes Jahr nach Olgas Selbstmord an Leukämie gestorben.
    Das war alles an Informationen. Von Lussja selbst war nichts zu erfahren. Sie wiederholte beharrlich, sie habe Tante Lilja getötet, weil sie, Ljussja, böse sei. Manchmal weinte sie und bat um Zwiebeln, um sich den Kopf damit einzureiben; bei jeder Gelegenheit stand sie vorm Spiegel und betrachtete lange ihrGesicht, versuchte die Pickel abzukratzen und weinte. Fragen nach dem Mann, der sie mit Blumen

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