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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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war nicht ich. Es gibt nur eine Person, die ein Interesse daran hat. Aber ihr werdet nichts beweisen können. Das ist alles, Schwesterchen. Ich habe meine Seele erleichtert und Dir alles ehrlich erzählt, nun zerreiße ich diesen Brief.«
    »Aber sie hat ihn nicht zerrissen.« Iwan schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist das eine Fälschung? Vielleicht hat Ferdinand ihn geschrieben, um den Verdacht von sich abzulenken?«
    »Ich habe ihn in einem Fotoalbum in der Wohnung der Ermordeten gefunden. Die Graphologen sind sich sicher, dass Olga ihn geschrieben hat, es gibt genügend Schriftmuster von ihr. So, das wars, Iwan. Du fährst jetzt in das Café, in dem das Opfer den Betriebsausweis verloren hat, ja? Viel Glück.«

Zehntes Kapitel
    Die Haushälterin Raïssa wollte mitteilen, dass das Essen fertig war, obwohl sie wusste, dass niemand etwas davon anrühren würde. Olegs neue Frau Xenia ernährte sich nur von Obst und Käse, und Oleg ließ man nach der gestrigen Party lieber in Ruhe. Er würde erst am Abend Appetit bekommen, frühestens gegen zehn. Raïssa ging hinaus vor die Tür, blieb eine Weile auf der Treppe stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, und betrachtete nachdenklich den formlosen Körper in der Hängematte.
    »Fläzt sich rum wie ein Schwein«, murmelte sie und seufzte. »Ich habs satt. Ich kündige, Ehrenwort.«
    Das sagte sie jedes Mal, wenn sie Oleg so sah, aber sie arbeitete nun schon fünfundzwanzig Jahre bei den Solodkins, in diesem Jahr hätte sie Jubiläum feiern können.
    Sie erinnerte sich an Oleg als düsteren dicken Jugendlichen mit ungesundem, aufgedunsenem Gesicht und tiefer Bassstimme. Er war launisch, frech und unglaublich gefräßiggewesen. Wenn er Besuch hatte, kannte die Schweinerei keine Grenzen. Die schicke Wohnung verwandelte sich innerhalb weniger Stunden in einen Saustall. Die Eltern verließen seelenruhig das Haus. Sie verwöhnten den Jungen so sehr, dass sich Raïssa Sorgen machte: Was würde einmal aus ihm werden?
    Die Solodkins bezahlten ihre Haushälterin sehr gut und hatten ihr dank guter Beziehungen zur Stadtverwaltung eine Zweizimmerwohnung in einem Neubau besorgt, so dass Raïssa mit Mann und Tochter aus der Gemeinschaftswohnung ausziehen konnte. Zu Fest- und Feiertagen wurde Raïssa mit teuren Geschenken bedacht und außerdem von Galina Solodkina hin und wieder mit passablen abgelegten Kleidungsstücken versorgt. Also duldete sie schweigend und beseitigte brav den Dreck des kleinen Ferkels, das vor ihren Augen zu einem großen Schwein heranwuchs.
    Gleich nach dem Schulabschluss begann Oleg ein Studium an der Fakultät für Drehbuchautoren der Filmhochschule. Die Verhandlungen mit den entscheidenden Leuten der Hochschulleitung wurden auf der Datscha der Solodkins geführt. Raïssa wusste, was das für Gäste waren. Während sie Lachs und Stör auf Tellern arrangierte und ein Spanferkel mit Knoblauch einrieb, lauschte sie den Gesprächen im Esszimmer und fragte sich, wozu es überhaupt Aufnahmeprüfungen gab, wenn es so einfach war. Die Filmhochschule wurde dem Jungen auf dem silbernen Tablett serviert.
    Im dritten Studienjahr verliebte sich Oleg. Er wurde plötzlich gesprächig. Als er eines Tages nach Hause kam und Fischsuppe aß, erzählte er Raïssa ausführlich von seiner irrsinnigen Liebe zu einer gewissen Lena von der Schauspielfakultät.
    »Verstehst du, sie macht mich total verrückt«, brummte er, den Blick auf den Teller gesenkt und mechanisch die Suppe löffelnd. »Sie ist natürlich keine Schönheit. Aber ich krieg am ganzen Körper eine Gänsehaut, wenn ich sie sehe. Besonders mag ich ihren Geruch. Sie riecht nicht nach Parfüm,sie riecht nach Frau. Sogar jetzt, wenn ich von ihr rede, krampft sich mein Magen zusammen.«
    »Ist dir schlecht?«, erkundigte sich Raïssa besorgt. Sie hatte den Fisch auf dem Markt gekauft, und da sie einen Schnupfen hatte, war ihr möglicherweise entgangen, dass er nicht mehr frisch war.
    »Nein, mir ist nicht schlecht. Im Gegenteil. Ich werde sie heiraten.«
    Und das tat er. Die Eltern nahmen es erstaunlich gelassen, als hätte sich nichts verändert. Raïssa beobachtete das Ganze lange schweigend, bis sie es nicht mehr aushielt und Olegs Mutter vorsichtig fragte, ob es ihr nichts ausmache, sich jeden Morgen anzusehen, wie das riesenhafte fremde Mädchen mit ungewaschenen Haaren im Nachthemd durch die Wohnung lief, stinkende Papirossy rauchte, sich laut und grob mit Oleg zankte, die übrigen Familienmitglieder total

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