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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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beruhigen – sie saßen allesamt im Krankenhauspark und machten sich Sorgen. Außerdem wollte sich Borodin dafür einsetzen, dass Kolja, sobald er wieder gesund sei, in das Ermittlerteam einbezogen wurde, das an diesem Fall arbeitete.
    »Ehrlich gesagt, sehen meine Vorgesetzten bis jetzt kein Material für eine Anklage«, bekannte Borodin, »aber ich denke, nach der Geschichte mit dir sieht die Sache anders aus. Trotzdem hoffe ich, dass wir ihn fassen, bevor du wieder gesund bist.«
    Das Mondlicht wurde blasser und kühler. Der Himmel im Osten hellte sich auf, leise zwitscherten die ersten Vögel. Eine Schwester kam herein, gab dem alten Mann eine Spritze, blickte auf den schlafenden Kolja, seufzte und murmelte: »Gott sei Dank, der Junge hat Glück gehabt. Ein Stück weiter links, und der Stich wäre ins Herz gegangen, ein Stück weiter rechts, und die Wirbelsäule hätte was abgekriegt. Oderdas Auto hätte ihn überfahren können, aber er hat Glück gehabt – Gott sei Dank.«
     
    Die Tür stand weit offen. Xenias Herz machte einen schmerzhaften Satz; ihr schien, der Weißblonde sei in der Wohnung, habe sich mit seiner Pistole versteckt und warte auf sie. Sie meinte sogar Geräusche zu hören – Rascheln, Atmen, Dielenknarren.
    He, nicht durchdrehen, ermahnte sie sich.
    Sie schloss sämtliche Türen zu und legte den Riegel vor, wusch endlich Mascha, brachte sie ins Bett und schaukelte sie, aber die Kleine dachte nicht mehr an Schlaf. Es war schon fast Morgen. Mascha jammerte, Tag und Nacht waren durcheinander geraten, und nach all der Aufregung konnte sie sich nun nicht beruhigen. Als sie endlich eingeschlafen war, klingelte es an der Tür, doch kaum entfernte sich Xenia vom Bett, ertönte erneut leises Weinen.
    »Also, was war los bei Ihnen?«
    Sie waren zu dritt, einer in Uniform, zwei Männer in Zivil, aber mit typischen Milizionärsgesichtern.
    »Augenblick.« Xenia lief in Maschas Zimmer und kehrte mit ihr auf dem Arm zurück. Die drei Männer sahen sich mit professionellem Blick im Flur um.
    Xenia begann zu erzählen, stockend und verworren. Mascha rieb ihr Gesicht an ihrer Brust und schluchzte leise.
    »Sie haben also nicht gehört, wie er in die Wohnung eingedrungen ist. Das Baby wurde wach, Sie gingen ins Bad und entdeckten dort einen unbekannten Mann, der sich wusch. Aber wieso wusch er sich? Wenn er eingebrochen ist, um zu stehlen, warum sollte er sich dann waschen?«
    »Das hat mich auch erst gewundert, aber andererseits dachte er schließlich, es wäre niemand in der Wohnung, darum hatte er es nicht besonders eilig.«
    »Woher wissen Sie, dass er dachte, es wäre niemand in der Wohnung? Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Natürlich nicht.« Xenia verzog das Gesicht. Die seltsamen Fragen verwirrten sie, aber sie glaubte, die Milizionäre wollten sich nur ein klares Bild machen. »Er hat natürlich gar nichts zu mir gesagt. Ich habe ihm ein Spray ins Gesicht gesprüht.«
    »Sie gingen also mit einem K.o.-Gas ins Bad?«
    »Aber nein! Ich griff nach einem Deospray auf dem Regal. Er wollte mich töten, verstehen Sie das denn nicht!«
    »Aber Sie sagten doch gerade, er hätte gedacht, es wäre niemand in der Wohnung. Das passt nicht zusammen, Fräulein, das passt überhaupt nicht zusammen.«
    »Ach, was weiß ich, was er dachte!« Xenia wurde wütend. »Ich hab ihm das Deo ins Gesicht gesprüht, die Badtür von außen abgeschlossen, das Licht ausgeschaltet und bin aus der Wohnung gerannt. Und dann hab ich gesehen, wie er aus dem Haus kam, mit einer Pistole in der Hand. Wir hatten uns auf der Rutsche versteckt, er entdeckte uns und kam mit der Pistole direkt auf uns zu. Er war schon auf der Treppe, aber die Stufen brachen durch, und dann hat eine Sirene ihn verscheucht.«
    »Moment« – der Milizionär runzelte die Stirn –, »zu der Pistole kommen wir noch. Haben Sie überprüft, ob etwas fehlt?«
    »Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen.«
    »Na, Sie sind ja komisch, junge Frau.« Der Mann in Zivil, der die seltsamen Fragen stellte, lachte schief. »Normale Menschen sehen in einer solchen Situation als Erstes nach, was gestohlen wurde. Legen Sie mal das Kind hin und überprüfen Sie, ob etwas fehlt oder nicht. Vor allem Geld und Schmuck.«
    Xenia gehorchte und legte Mascha ins Bett. Natürlich ertönte sofort ein erschöpftes, schwaches, aber empörtes Weinen.
    »Gleich, meine Kleine, ich komme gleich wieder.« Sie ging ins Zimmer ihrer Schwiegermutter und schaute sich um. Esschien alles unverändert. Wo

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