Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
dann wären wir keinen Schritt weiter. Es war deine Aufgabe, die Skulptur aus dem Bargello herauszuholen, meine ist es, zu entscheiden, wie ich beweisen kann, daß sie eine Fälschung ist.«
»Du hast sie jemandem von Standjo gegeben.« Ryan trat so weit zurück, daß er ihr Gesicht in die Hände nehmen konnte. »Bist du wirklich so dumm?«
»Ich habe sie jemandem gegeben, dem ich vertraue, jemandem, den ich seit Jahren kenne.« Sie holte tief Luft, um es ihm in vernünftigem Ton zu erklären. »Er wird die Tests machen. Morgen rufe ich ihn an, und er sagt mir die Ergebnisse.«
Ryan verspürte das heftige Bedürfnis, ihren Kopf gegen die Mauer zu schlagen, nur um zu sehen, wie hart er wirklich war. »Sieh es doch mal logisch, Dr. Jones. Die Dunkle Lady ist eine Fälschung. Und jemand von Standjo muß sie gemacht haben. Jemand, der wußte, wie die Testergebnisse aussehen würden, wie man die Skulptur echt genug aussehen lassen kann, damit sie die ersten Überprüfungen übersteht, jemand, der wahrscheinlich eine Quelle hat, die für die echte Skulptur exzellent bezahlt.«
»Er würde das nie tun. Seine Arbeit bedeutet ihm sehr viel.«
»Und meine bedeutet mir sehr viel. Laß uns gehen.«
»Wohin?«
Er zog sie quer über den Platz zu dem Motorrad, während die ersten dicken Regentropfen fielen. »Zum Labor, mein Schatz. Wir werden uns mal darum kümmern, welche Fortschritte dein Freund macht.«
»Verstehst du denn nicht? Wenn wir ins Labor einbrechen, sind die Tests in Frage gestellt. Niemand wird mir glauben.«
»Du vergißt, daß ich dir bereits glaube. Das ist ein Teil des Problems. Und jetzt steig auf, sonst lasse ich dich hier stehen und kümmere mich allein um die Angelegenheit.«
Miranda dachte kurz nach und entschied dann, daß ein wütender Ryan, der in das Labor eindrang, das letzte war, was Giovanni gebrauchen konnte. »Laß ihn die Tests durchführen.« Sie fuhr sich durch die nassen Haare. »Nur so sind sie gültig.«
Er startete das Motorrad. »Steig auf!«
Sie gehorchte, und während Ryan losfuhr, versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen, daß er schon zur Vernunft kommen würde, wenn sie erst einmal in Standjo wären.
Einen halben Block vom Institut entfernt stellte er das Motorrad am Straßenrand ab. »Sei still«, sagte er und holte irgendwelche
Beutel aus den Satteltaschen, »und tu, was ich dir sage. Halte das hier.« Er gab ihr einen der Beutel, ergriff sie am Arm und führte sie die Straße entlang.
»Wir gehen von hinten hinein, nur für den Fall, daß jemand so neugierig ist und in den Regen hinausschaut. Wir gehen direkt über dem Fotolabor zur Treppe.«
»Woher kennst du die Räumlichkeiten?«
»Ich informiere mich immer vorher. Ich habe Pläne des ganzen Gebäudes auf Diskette.« Er zog sie zur Hinterseite des Gebäudes, dann holte er ein Paar chirurgische Handschuhe heraus. »Zieh sie an.«
»Das wird doch nicht...«
»Ich sagte, sei still und tu, was ich dir sage. Du hast mir schon mehr Ärger als nötig gemacht. Ich werde die Alarmanlage in diesem Bereich ausschalten, was bedeutet, daß du ganz dicht bei mir bleiben mußt, wenn wir drin sind.«
Ryan zog seine eigenen Handschuhe an. Der Regen, der jetzt schwer auf sie niederrauschte, schien ihm nichts auszumachen. »Wenn wir in einen anderen Bereich des Gebäudes eindringen müssen, werde ich mich drinnen um die Alarmanlage kümmern. Das ist einfacher. Es gibt keine Wachleute, alles ist elektronisch gesichert, also ist es unwahrscheinlich, daß wir jemand anders als deinem Freund begegnen.«
Miranda wollte erneut protestieren, schloß jedoch rechtzeitig den Mund. Wenn sie erst einmal drin waren, würde Giovanni ihr schon beistehen. Zusammen konnten sie sicher mit diesem Dieb fertig werden.
Ryan trat an die Tür und setzte seine Tasche ab. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er den Kasten neben der Tür. »Der Alarm ist ausgeschaltet«, murmelte er. »Dein Freund scheint ziemlich sorglos zu sein, Dr. Jones. Er hat das System nicht von innen wieder eingeschaltet.«
Ein Schauer durchlief sie. »Wahrscheinlich hat er es nicht für nötig gehalten.«
»Hmm. Die Tür ist allerdings verschlossen. Aber das passiert automatisch, sobald sie zugefallen ist. Wir regeln das schon.«
Er entrollte einen weichen Lederstreifen und versuchte, so gut er konnte, seine Werkzeuge vor dem Regen zu schützen.
»Ich brauche nicht lange, aber halte trotzdem deine Augen offen.«
Ryan summte vor sich hin, eine Passage aus Aida.
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