Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Miranda verschränkte die Arme vor der Brust, drehte ihm den Rücken zu und starrte in den Regen.
Wer auch immer die Sicherheitsanlage installiert hatte, hatte die schöne alte Tür nicht mit Bolzen verschandeln wollen. Auf den Messinggriffen saßen traurig blickende Cherubim, die zu der mittelalterlichen Architektur paßten und eine Reihe wirkungsvoller, aber ästhetisch unauffälliger Riegel bewachten.
Ryan konnte nur nach Gefühl arbeiten. Das Rauschen des Regens hinderte ihn daran, das schwache Klicken des Schlosses zu hören, als es einrastete. Die soliden britischen Schlösser gaben jedoch nach, Stück für Stück.
»Bring die Tasche«, sagte er zu Miranda, als er die schwere Tür schließlich aufzog.
Mit seiner Taschenlampe leuchtete er zur Treppe. »Du wirst deinem Freund erklären, daß ich dir helfe. Und ich nehme die Skulpturen wieder mit. Das heißt, wenn er überhaupt da ist.«
»Er hat gesagt, daß er hier ist. Er hat es mir versprochen.«
»Dann arbeitet er anscheinend gern im Dunkeln.« Ryan leuchtete geradeaus. »Das ist dein Labor, nicht wahr?«
»Ja.« Sie runzelte die Stirn. Es war stockdunkel. »Er ist wahrscheinlich noch nicht da.«
»Und wer hat dann den Alarm abgestellt?«
»Ich... Wahrscheinlich ist er im Chemielabor. Das ist sein Bereich.«
»Wir überprüfen das gleich. Doch zuerst wollen wir nachsehen, ob deine Unterlagen noch in deinem Büro sind. Hier durch?«
»Ja, durch die Türen und dann links. Das war nur für eine Weile mein Büro.«
»Hast du die Daten auf der Festplatte gespeichert?«
»Ja.«
»Dann kriegen wir sie auch.«
Die Türen waren nicht verschlossen. Ryan hatte ein ungutes Gefühl. Zur Vorsicht schaltete er die Taschenlampe aus. »Bleib hinter mir.«
»Warum?«
»Nur so.« Er trat durch die Tür, wobei er Miranda mit seinem Körper schützte. Ein paar Sekunden lang lauschte er, und als er nichts hörte als das Rauschen des Regens, schaltete er das Licht ein.
»O Gott.« Instinktiv packte sie ihn an der Schulter. »O mein Gott.«
»Ich dachte immer, Wisenschaftler seien so ordentlich«, murmelte Ryan.
Es sah aus, als habe jemand einen Wutanfall gehabt oder eine wüste Party gefeiert. Die Computer waren zerschmettert, und der Fußboden war übersät mit den Glassplittern der Monitore und der Teströhrchen. Die Arbeitstische waren umgestürzt worden, und überall waren Papiere verstreut. Die Mikroskope lagen auf einem Haufen zusammen, und der stechende Geruch von Chemikalien erfüllte die Luft.
»Ich verstehe das nicht. Was soll das?«
»Das war kein Einbruch«, stellte Ryan fest. »Jemand, der an die Unterlagen wollte, hätte die Computer nicht zerstört. Es sieht so aus, Dr. Jones, als ob dein Freund nur einen kurzen Besuch abgestattet hätte.«
»Giovanni würde das niemals tun.« Miranda drängte sich an Ryan vorbei. »Das müssen Vandalen gewesen sein, vielleicht Jugendliche auf Zerstörungstour. Die ganze Ausrüstung, die ganzen Daten!« Sie lief aufgeregt durchs Zimmer. »Alles zerstört, vernichtet!«
»Vandalen?« Er glaubte das nicht. Das hier war in voller Absicht passiert. Und er hatte das Gefühl, daß der Täter sich noch in der Nähe befand.
»Laß uns von hier verschwinden.«
»Ich muß in die anderen Abteilungen, um festzustellen, wie groß der Schaden ist. Wenn sie bis ins chemische Labor vorgedrungen sind...«
Sie brach ab, weil ihr auf einmal die schreckliche Vorstellung durch den Kopf schoß, eine Bande jugendlicher Krimineller habe sich hier an den vorhandenen Chemikalien bedient.
»Du kannst das jetzt nicht überprüfen«, murmelte er und ging ihr nach. Miranda stand bereits schwankend an einer offenen Tür und starrte in das Zimmer.
Giovanni hatte sein Versprechen gehalten und war gleich hierhergefahren. Er lag auf dem Rücken, den Kopf in einer dunklen, glänzenden Pfütze seltsam verdreht. Seine weit geöffneten Augen waren auf die Dunkle Lady gerichtet. Sie lag neben ihm, die anmutigen Hände und das lächelnde Gesicht voller Blut.
»O Gott.« Ryan zog Miranda weg und drehte sie zu sich um, um ihr den Anblick zu ersparen. »Ist das dein Freund?«
»Ich... Giovanni.« Ihre Pupillen waren vor Entsetzen und Schock geweitet.
»Nimm dich zusammen. Du mußt dich zusammennehmen, Miranda, weil wir vielleicht nicht viel Zeit haben. Unsere Fingerabdrücke sind auf der Skulptur, verstehst du?« Und inzwischen war aus der Fälschung eine Mordwaffe geworden. »Und nur diese Fingerabdrücke wird die Polizei finden. Wir stecken in
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