Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
schaudernd. Sie hatte noch niemals Rache geschworen. Aber jetzt erschien es ihr völlig normal, völlig logisch. Der Ausdruck »Auge um Auge« kreiste beständig in ihrem Kopf. Wer auch immer Giovanni umgebracht hatte, hatte sie ebenso kaltblütig als Waffe benutzt wie die Bronzeskulptur.
    Und gleichgültig, wieviel Mühe es kostete, wie lange es auch dauern mochte, sie würde dafür sorgen, daß die Täter dafür bezahlen mußten.
    Als sie aus dem Schlafzimmer kam, sah sie, daß Ryan den Tisch auf der Terrasse hatte decken lassen. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Luft war frisch. Der Tisch stand unter der hellgrün und weiß gestreiften Markise und war mit Kerzen geschmückt.
    Offensichtlich wollte er alles tun, damit sie sich besser fühlte. Sie war ihm dankbar dafür, und deshalb tat sie so, als würde es ihr gefallen.
    »Das sieht hübsch aus.« Mühsam brachte sie ein Lächeln zustande. »Was gibt es zu essen?«
    »Zuerst eine Minestrone, dann Steaks. Es wird uns guttun. Setz dich und iß.«
    Sie zog einen Stuhl heran, und es gelang ihr sogar, einen Löffel mit Suppe zum Mund zu führen. Fast blieb sie ihr im Hals stecken, aber Miranda zwang sich zu schlucken. Und Ryan hatte recht, die heiße Flüssigkeit brachte den Eisklumpen in ihrem Magen zum Schmelzen.
    »Ich muß mich bei dir entschuldigen.«
    »In Ordnung. Ich lehne die Entschuldigung einer Frau nie ab.«
    »Ich habe dir gegenüber mein Wort gebrochen.« Sie sah ihm in die Augen. »Ich hatte sogar niemals vor, es zu halten. Ich habe mir eingeredet, man brauche ein Versprechen, das man einem Mann wie dir gibt, nicht zu halten. Das war falsch, und es tut mir leid.«
    Die einfachen Worte und der ruhige Ton berührten Ryans Herz. »Wir haben unterschiedliche Ziele. Das ist eben so. Und doch haben wir auch eine gemeinsame Absicht. Wir wollen die echten Skulpturen finden. Und jetzt wirft uns jemand
Steine in den Weg. Es wäre vielleicht klüger, wenn du dich aus der Sache zurückziehst. Der Beweis, daß du recht gehabt hast, ist nicht so wichtig wie dein Leben.«
    »Ein Freund mußte deshalb sein Leben lassen.« Sie preßte die Lippen zusammen, zwang sich dann aber, noch einen Löffel Suppe zu sich zu nehmen. »Ich will mich nicht zurückziehen, Ryan. Ich könnte mit der Schuld nicht leben. Ich habe nicht viele Freunde. Das liegt sicher an mir. Ich komme nicht gut mit anderen Menschen aus.«
    »Du bist zu hart mit dir. Wenn du nicht so zurückhaltend bist, kommst du auch gut mit anderen zurecht. So wie mit meiner Familie.«
    »Da bin ich doch auch gar nicht offen gewesen. Sie haben nur nicht darauf geachtet. Ich beneide dich um sie.« Mirandas Stimme zitterte ein wenig. Sie schüttelte den Kopf und aß noch einen Löffel Suppe. »Diese bedingungslose Liebe zueinander, diese Freude, die ihr alle aneinander habt! So etwas kann man sich nicht kaufen.« Sie lächelte ein wenig. »Und stehlen auch nicht.«
    »Aber man kann es sich schaffen. Man muß es nur wollen.«
    »Jemand muß deine Anstrengungen aber auch würdigen.« Seufzend trank sie einen Schluck Wein. »Wenn meine Eltern und ich ein besseres Verhältnis zueinander hätten, würden wir beide nicht hier sitzen. Darauf läßt es sich wirklich reduzieren. Kaputte Familienverhältnisse äußern sich nicht nur in lauten Stimmen und erhobenen Fäusten. Manchmal zeigen sie sich auch in äußerst distanzierter Höflichkeit.«
    »Hast du ihnen jemals gesagt, was du empfindest?«
    »Nicht so, wie du dir das wahrscheinlich vorstellst.« Miranda sah an Ryan vorbei über die Stadt, wo die Lichter leuchteten und am klaren Himmel langsam der Mond aufging. »Ich weiß gar nicht, ob ich bis vor kurzem überhaupt wußte, was ich empfand. Und jetzt spielt es keine Rolle mehr. Es spielt nur noch eine Rolle, ob wir herausfinden, wer Giovanni umgebracht hat.«
    Ryan beließ es dabei und kümmerte sich vorübergehend lieber um die praktischen Dinge des Lebens. Er hob den Deckel von der Platte mit den Steaks und bot ihr eins an. »Niemand
kann besser mit einem Stück Rindfleisch umgehen als die Florentiner. Erzähl mir von Giovanni.«
    Es war, als hätte ihr jemand mit der Faust in den Magen geschlagen. Schockiert starrte sie ihn an. »Wie meinst du das?«
    »Erzähl mir, was du von ihm weißt und wie du ihn kennengelernt hast.« So würde sie am leichtesten zu den Details kommen, die er eigentlich hören wollte.
    »Er ist – er war genial. Ein Chemiker. Er ist hier in Florenz geboren und kam vor ungefähr zehn Jahren zu

Weitere Kostenlose Bücher