Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
zu tun, um abends auszugehen.«
»Du arbeitest zuviel und pflegst dich nicht genug. Ich bin dein Freund, also muß ich mich wohl um dich kümmern.«
»Ich verspreche dir, daß ich mir vom Zimmerservice ein üppiges Mahl servieren lasse, wenn ich heute abend in meinem Zimmer arbeite.«
Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. Genau in diesem Moment ging die Tür auf. Elise zog die Augenbrauen hoch und preßte mißbilligend die Lippen zusammen.
»Es tut mir leid, wenn ich dich störe, Miranda, aber die Direktorin möchte, daß du um halb fünf zu einem Gespräch über deine Fortschritte in ihr Büro kommst.«
»Natürlich, Elise. Weißt du, ob Richard einen Moment Zeit hat?«
»Wir stehen alle zu deiner Verfügung.«
»Genau das habe ich ihr auch gesagt.« Giovanni grinste, offenbar immun gegen Elises frostige Miene, und schlüpfte aus dem Zimmer.
»Miranda....« Nach kurzem Zögern trat Elise näher und schloß die Tür hinter sich. »Ich hoffe, du bist nicht beleidigt, aber ich glaube, ich sollte dich warnen, daß Giovanni...«
Amüsiert über Elises offensichtliches Unbehagen verzog Miranda leicht die Mundwinkel. »Giovanni?«
»Er ist brillant bei seiner Arbeit, ein wertvoller Mitarbeiter von Standjo. Aber er ist ein Casanova.«
»Das würde ich nicht sagen.« Miranda setzte ihre Brille auf und zog sie auf die Nasenspitze, um sich die Patina genau anzusehen. »Ein Casanova gebraucht Frauen. Giovanni hingegen gibt.«
»Das mag ja stimmen, aber er flirtet mit jeder Frau hier.«
»Auch mit dir?«
Elise runzelte ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen. »Gelegentlich. Ich toleriere das als Teil seiner Persönlichkeit. Aber Flirts und verstohlene Küsse gehören nicht ins Labor.«
»Gott, du hörst dich an wie meine Mutter.« Nichts hätte Miranda mehr irritieren können. »Aber ich werde daran denken,
Elise, wenn Giovanni und ich das nächste Mal wilden Sex im Labor haben.«
»Ich habe dich gekränkt«, seufzte Elise und hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Dabei wollte ich doch nur... Er kann eben so charmant sein. Ich bin ja selbst beinahe darauf hereingefallen, als ich hier ankam. Ich war damals so deprimiert und unglücklich.«
»Ach ja?«
Bei Mirandas eisigem Tonfall straffte Elise ihre schmalen Schultern. »Ich habe nicht gerade einen Luftsprung vor Freude gemacht, als ich mich von deinem Bruder scheiden ließ, Miranda. Es war eine schmerzliche und schwierige Entscheidung, und ich kann nur hoffen, daß sie richtig war. Ich habe Drew geliebt, aber er...« Ihre Stimme versagte, und sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann nur sagen, daß es für uns beide eben nicht gereicht hat.«
Als sie den feuchten Schimmer in Elises Augen sah, schämte sich Miranda. »Es tut mir leid«, murmelte sie. »Es ist alles so schnell gegangen. Ich habe nicht geglaubt, daß es dir etwas ausmacht.«
»Doch, das hat es. Und es ist mir immer noch nicht gleichgültig.« Elise seufzte und drängte die Tränen zurück. »Ich wünschte, es wäre anders gewesen, aber es war eben so. Ich muß mein Leben leben.«
»Ja.« Miranda zuckte mit den Schultern. »Andrew ist es schlechtgegangen, und es war leichter für mich, dir die Schuld zu geben. Aber wahrscheinlich ist es nie nur die Schuld eines einzelnen, wenn eine Ehe auseinanderbricht.«
»Wir haben beide irgendwie nicht zur Ehe getaugt, und deshalb war es letztendlich wohl besser, sie zu beenden, als ständig etwas vorzutäuschen.«
»Wie meine Eltern?«
Elise riß die Augen auf. »Oh, Miranda, ich wollte nicht...«
»Ist schon in Ordnung. Du hast ja recht. Meine Eltern leben schon seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr unter demselben Dach, aber keiner von beiden denkt daran, die Ehe zu beenden. Andrew mag verletzt sein, aber alles in allem ziehe ich deine Entscheidung vor.«
Miranda gestand sich ein, daß sie selbst diesen Weg auch gewählt hätte – wenn sie jemals den Fehler begangen hätte zu heiraten. Scheidung war eine menschlichere Alternative als die blasse Illusion einer Ehe.
»Soll ich mich für all die bösen Gedanken entschuldigen, die ich im letzten Jahr über dich gehabt habe?«
Elise lächelte. »Lieber nicht. Ich verstehe deine Loyalität Drew gegenüber. Ich bewundere das. Schließlich weiß ich, wie nahe ihr euch seid.«
»Wir treten zwar gemeinsam auf, gehen aber getrennt zur Therapie.«
»Wir sind nie wirklich Freundinnen geworden. Wir waren Kolleginnen, dann Verwandte, aber Freundinnen sind wir nie geworden, obwohl wir so viel
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