Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
und Beine mit duftender Körperlotion ein. Sie war an einem äußerst attraktiven Mann interessiert, und er war an ihr interessiert. Er genoß ihre Gesellschaft, schätzte ihre Arbeit und fand sie sowohl auf körperlicher als auch auf intellektueller Ebene attraktiv.
Er erschien nicht so furchterregend, wie viele andere Männer es aufgrund ihrer Position oder ihrer Persönlichkeit waren. Er war charmant, erfolgreich, geradezu faszinierend – und er war kultiviert genug, um sie nicht gleich am ersten Abend ins Bett zu locken.
Wäre ich mitgegangen? fragte sich Miranda, als sie den beschlagenen Spiegel abrieb. Normalerweise hätte sie entschieden mit Nein geantwortet. Sie neigte nicht dazu, überstürzte Affären mit Männern zu beginnen, die sie kaum kannte. Sie neigte überhaupt nicht dazu, Affären zu haben. Es war schon über zwei Jahre her, seit sie das letzte Mal einen Liebhaber gehabt hatte, und diese Geschichte war so jämmerlich zu Ende gegangen, daß sie beschlossen hatte, selbst oberflächliche Beziehungen zu vermeiden.
Aber gestern abend... Ja, dachte sie, ich hätte mich überreden lassen. Gegen alle Vernunft hätte ich mich davontragen lassen. Aber voller Respekt vor ihr hatte er gar nicht erst gefragt.
Immer noch summend wählte sie ihre Kleidung für den heutigen Tag aus – ein Wollkostüm mit kurzem Rock und langem Jackett in Stahlblau, einer Farbe, die ihr schmeichelte. Sie schminkte sich sorgfältig und ließ ihre Haare offen. Und in einem letzten weiblichen Aufbegehren gegen die tobenden Elemente schlüpfte sie in hochhackige Pumps.
Als sie in der eisigen Dunkelheit das Haus verließ, sang sie immer noch.
Andrew erwachte mit einem mächtigen Kater. Da er sein eigenes Jammern nicht ertragen konnte, versuchte er, es zwischen den Kissen zu ersticken. Sein Überlebenswille war jedoch stärker als das Elend, und keuchend fuhr er wieder hoch. Dabei hielt er sich den Kopf fest, damit er ihm nicht von den Schultern fiel.
Langsam und vorsichtig tastete er sich schließlich aus dem Bett. Als Wissenschaftler war ihm klar, daß seine Knochen nicht auseinanderfallen konnten, aber er fürchtete, sie könnten die Gesetze der Physik widerlegen und es trotzdem tun.
Alles war Annies Schuld, stellte er fest. Sie war am Abend zuvor so ärgerlich auf ihn gewesen, daß sie zugelassen hatte, daß er sich sinnlos betrank. Er hatte damit gerechnet, daß sie ihn, wie sonst auch immer, davon abhalten würde. Aber nein, jedesmal, wenn er es verlangte, knallte sie einen neuen Drink vor ihn auf die Theke.
Er konnte sich dunkel daran erinnern, daß sie ihn am Ende in ein Taxi gesetzt und irgend etwas Giftiges gemurmelt hatte wie, sie hoffe, ihm sei kotzübel.
Sie hat ihren Willen bekommen, dachte Andrew, während er die Treppe hinuntertaumelte. Wenn er sich noch elender fühlen würde, wäre er tot.
Als er sah, daß bereits frisch gekochter Kaffee auf ihn wartete, weinte er fast vor Liebe und Dankbarkeit zu seiner Schwester. Mit zitternden Händen schüttelte er vier extra starke Excedrin aus der Packung und spülte sie mit dem heißen Kaffee, der ihm die Zunge verbrannte, hinunter.
Nie wieder, schwor er sich und preßte die Handballen gegen seine schmerzenden, blutunterlaufenen Augen. Nie wieder würde er derart maßlos trinken. Doch sogar im Moment des Schwurs durchschauerte ihn das Verlangen nach nur einem einzigen Glas. Nur ein einziges Glas, damit seine Hände aufhörten zu zittern, damit sich sein Magen beruhigte.
Er widerstand dem Wunsch jedoch, indem er sich sagte, daß es einen Unterschied gab zwischen übermäßigem Alkoholgenuß und Alkoholismus. Wenn er um sieben Uhr morgens trinken würde, wäre das Alkoholismus. Um sieben Uhr abends war es in Ordnung. Er konnte warten. Auch zwölf Stunden.
Das Schrillen der Türglocke fuhr wie ein Messer durch seinen Kopf. Fast hätte er aufgeschrien. Statt zur Tür zu gehen, setzte er sich an den Küchentisch, legte den Kopf darauf und betete um Linderung.
Er war fast eingedöst, als sich die Hintertür öffnete und einen eisigen Lufthauch samt einer ärgerlichen Frau hineinließ.
»Hab’ ich mir doch gedacht, daß du dich irgendwo zusammengerollt hast und dich selbst bemitleidest.« Annie stellte eine Einkaufstüte auf den Tisch, stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn finster. »Sieh dich doch mal an, Andrew! Ein Häufchen Elend. Halb nackt, unrasiert, blutunterlaufene Augen und ungewaschen. Geh dich duschen!«
Er hob den Kopf und blinzelte
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