Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
sie an. »Ich will nicht.«
»Du gehst duschen, und ich mache Frühstück.« Als er den Kopf wieder auf die Tischplatte legen wollte, zog sie ihn einfach an den Haaren hoch. »Du bekommst nur, was du verdienst.«
»Annie, du reißt mir den Kopf ab!«
»Wenn ich das könnte, ginge es dir beträchtlich besser. Beweg deinen Hintern und geh dich waschen – und sieh zu, daß du dir die Zähne putzt. Du hast es nötig.«
»Allmächtiger! Was tust du eigentlich hier?« Andrew hätte nicht geglaubt, daß ihm bei seinem Kater etwas peinlich sein könnte, aber plötzlich fühlte er förmlich, wie ihm die Röte den Brustkorb hinaufkroch. »Geh weg!«
»Ich habe dir schließlich den Schnaps verkauft.« Annie ließ seine Haare los, und sein Kopf fiel schwer auf den Tisch zurück. Er jaulte auf. »Ich war wütend auf dich, also habe ich dich weitertrinken lassen. Und deshalb mache ich dir jetzt ein anständiges Frühstück, passe auf, daß du dich fertigmachst und zur Arbeit gehen kannst. Und jetzt geh duschen, sonst schleppe ich dich eigenhändig nach oben und setze dich in die Badewanne.«
»Okay, okay.« Alles andere war besser als diese ständige Nörgelei. So würdevoll, wie es seine Boxershorts zuließen, stand Andrew auf. »Ich möchte nichts essen.«
»Du ißt das, was ich dir vorsetze.« Annie wandte sich zum Tresen und begann, die Tüte auszupacken. »Und jetzt verschwinde. Du riechst wie der Fußboden in einer zweitklassigen Bar.«
Sie wartete, bis er davongeschlurft war, dann schloß sie die Augen und lehnte sich an den Tresen.
Oh, er hatte so mitleiderregend ausgesehen! So traurig und elend. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen und
ihm das ganze Gift aus dem Körper gestreichelt. Gift, dachte sie schuldbewußt, das ich ihm verkauft habe, weil ich wütend auf ihn war.
Es war im Grunde nicht der Alkohol. Es war sein Herz, und sie wußte nicht, wie sie es erreichen konnte. Ob sie es vielleicht schaffen würde, wenn sie ihn weniger gern hätte?
Die Rohre rauschten, während er duschte, und sie mußte lächeln. Er ist genauso wie das Haus, dachte sie. Ein bißchen heruntergekommen, ein bißchen ramponiert, aber hinter der Fassade erstaunlich solide.
Er hatte nur nie verstanden, daß Elise, trotz ihres Verstandes und ihrer Schönheit, nicht die Richtige für ihn gewesen war. Sie waren ein aufsehenerregendes Paar gewesen, intelligent und außergewöhnlich, aber das war alles nur Fassade. Sie hatte ihn nicht verstanden, nicht sein Bedürfnis nach liebevoller Zuwendung, und nicht den Schmerz in seinem Herzen, der daher rührte, daß er sich für nicht liebenswert hielt.
Er brauchte einfach viel liebevolle Pflege.
Und die kann ich ihm geben, stellte Annie fest und krempelte die Ärmel hoch. Wenn sie schon sonst nichts tun konnte, so konnte sie ihm wenigstens wieder auf die Füße helfen.
Schließlich, so sagte sie sich, stehen Freunde einander bei.
Die Küche duftete appetitlich, als Andrew zurückkam. Wenn nicht Annie dagewesen wäre, hätte er sich vermutlich in seinem Zimmer eingeschlossen. Aber die Dusche hatte geholfen, und die Tabletten hatten den Kater gelindert. Ihm war zwar immer noch leicht übel, aber es ging ihm schon deutlich besser.
Er räusperte sich und rang sich ein Lächeln ab. »Riecht toll.«
»Setz dich«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen.
»Okay. Es tut mir leid, Annie.«
»Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen, du solltest dich bei dir selbst entschuldigen. Du bist derjenige, der sich Schaden zufügt.«
»Tut mir trotzdem leid.« Er blickte auf die Schüssel, die sie vor ihn hinstellte. »Haferflocken?«
»Die behältst du wenigstens bei dir. Sie sind gut für den Magen.«
»Bei Mrs. Patch mußte ich auch immer Haferflocken essen«, sagte er und dachte an die Frau, die für sie gekocht hatte, als er ein Junge war. »Jeden Morgen vor der Schule, das ganze Jahr über.«
»Mrs. Patch wußte eben, was gut für dich war.«
»Sie hat immer ein bißchen Ahornsirup hineingetan.«
Leise lächelnd öffnete Annie eine Schranktür. Sie kannte seine Küche genauso gut wie ihre eigene. Sie stellte die Sirupflasche vor ihn auf den Tisch und einen Teller mit getoasteten Brotscheiben daneben. »Iß jetzt.«
»Ja, Ma’am.« Vorsichtig nahm er einen Löffel voll, als sei er noch unsicher, ob er es bei sich behalten würde. »Es schmeckt gut. Danke.«
Als sie sah, daß es ihm langsam besserging und seine Gesichtsfarbe zurückkehrte, setzte sie sich ihm gegenüber.
Weitere Kostenlose Bücher