Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
brechen und mit Miranda für ein paar Wochen auf die Westindischen Inseln fliegen. Sonne, Sand und Sex. Es würde ihr sicher guttun.
Und ihm konnte es auch nicht schaden.
Annie McLeans Wohnung hätte in Ryans Wohnzimmer gepaßt, aber sie hatte wenigstens Aussicht auf den Park. Zumindest wenn sie sich weit genug aus ihrem Schlafzimmerfenster lehnte, sich den Hals verrenkte, bis er weh tat, und die Augen zusammenkniff. Ihr jedoch reichte es.
Die Möbel mochten aus zweiter Hand sein, aber die Wohnung war in hellen Farben eingerichtet. Der Teppich war ebenfalls gebraucht, aber er war frisch gereinigt, und sie liebte die dicken Rosenblüten auf seinem Rand.
Die Regale hatte sie selbst zusamengebaut, sie dunkelgrün gestrichen und mit den Büchern vollgestopft, die sie im alljährlich stattfindenden Ausverkauf der Bücherei erworben hatte.
Es waren größtenteils Klassiker. Bücher, die sie in der Schule nie gelesen hatte, und nach deren Erforschung sie sich jetzt sehnte. Immer, wenn sie ein oder zwei Stunden frei hatte, kuschelte sie sich unter der grünblau gestreiften Decke zusammen, die ihre Mutter gehäkelt hatte, und tauchte ein in die Welt von Hemingway, Steinbeck oder Fitzgerald.
Vor zwei Jahren hatte sie sich zu Weihnachten einen CD-Spieler geschenkt und angefangen, die unterschiedlichsten Musikrichtungen zu sammeln.
In ihrer Jugend hatte Annie keine Zeit für Bücher und Musik gehabt. Die Schwangerschaft, die Fehlgeburt und das gebrochene
Herz noch vor ihrem achtzehnten Geburtstag hatten ihre persönliche Entwicklung in eine andere Richtung gedrängt. Sie war entschlossen gewesen, etwas aus sich zu machen und etwas für sich ganz allein zu haben.
Dann war sie auf das aalglatte Geschwätz dieses Taugenichtses Buster hereingefallen.
Hormone und das Bedürfnis, ein Heim und eine Familie zu haben, hatten sie diese unmögliche Ehe mit dem meistens arbeitslosen Mechaniker eingehen lassen, der eine Schwäche für Bier und Blondinen hatte.
Sie hatte ein Kind gewollt. Vielleicht, um das verlorene zu ersetzen.
Lebe und lerne, war bald ihre Devise geworden. Sie hatte beides getan. Jetzt war sie eine unabhängige Frau mit einem eigenen Geschäft.
Annie hörte den Meinungen und Ansichten ihrer Gäste gern zu und verglich sie mit ihren eigenen. So erweiterte sie ihren Horizont. In den sieben Jahren, die sie Annie’s Place nun besaß, hatte sie wahrscheinlich mehr über Politik, Religion, Sex und wirtschaftliche Zusammenhänge gelernt als jeder Collegeabsolvent.
Und wenn sie sich in manchen Nächten sehnlichst jemanden wünschte, der ihr zuhörte, sie festhielt und mit ihr lachte, so war dies nur ein kleiner Preis, den sie für ihre Unabhängigkeit zahlte.
Sie wußte aus Erfahrung, daß Männer gar nicht hören wollten, was eine Frau zu sagen hatte. Sie wollten einfach nur jemanden, der ihnen den Rücken kratzte und mit ihnen ins Bett ging.
Allein war sie viel besser dran.
Eines Tages würde sie sich vielleicht ein Haus mit einem Garten kaufen. Und sie würde einen Hund haben. Sie würde weniger arbeiten und vielleicht einen Geschäftsführer für die Bar einstellen. Und dann würde sie Urlaub machen. Zuerst natürlich in Irland. Sie wollte die grünen Hügel sehen – und die Pubs.
Aber noch steckte ihr die Demütigung in den Knochen, nicht genug Geld zu haben, Türen vor der Nase zugeschlagen
zu bekommen, wenn sie um ein Darlehen bat, gesagt zu bekommen, sie sei ein Risiko.
Das wollte sie nie wieder durchmachen.
Also steckte sie ihren Gewinn in das Lokal, und was sie darüber hinaus abzweigen konnte, legte sie in Fonds und Aktien an. Sie brauchte keine Reichtümer, aber arm wollte sie nie wieder sein.
Annies ganzes Leben war davon bestimmt gewesen, daß ihre Eltern immer am Rande der Armut gelebt hatten. Sie hatten für sie getan, was sie konnten, aber ihrem Vater war das Geld immer durch die Finger geronnen.
Als sie vor drei Jahren nach Florida gezogen waren, hatte Annie sie zum Abschied geküßt, ein paar Tränen vergossen und ihrer Mutter fünfhundert Dollar zugesteckt. Sie hatte hart dafür gearbeitet, aber sie wußte, daß ihre Mutter das Geld brauchen würde, wenn ihr Vater wieder einmal einen seiner Träume vom schnellen Reichtum verwirklichen wollte.
Sie rief sie jeden Sonntagnachmittag an, wenn die Tarife ermäßigt waren, und schickte ihrer Mutter alle drei Monate einen Scheck. Sie versprach, sie bald zu besuchen, war aber in den vergangenen drei Jahren nur zweimal bei ihr
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