Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Verbrechen Ähnlichkeit mit diesem Fall aufwiesen.
Vor Jahren hätte eine solche Überprüfung noch Wochen gedauert. Jetzt aber lag bereits eine Aufstellung vor ihm, bei deren Anblick er seine Angelpläne vergaß, sich in seinem Stuhl zurücklehnte und sie studierte.
Es gab sechs vergleichbare Fälle in einem Zeitraum von sechs Jahren und ungefähr doppelt so viele, die zumindest so ähnlich waren, daß sie eine Erwähnung verdienten.
New York, Chicago, San Francisco, Boston, Kansas City, Atlanta. In jeder dieser Städte hatte ein Museum oder eine Galerie
einen Einbruch angezeigt, bei dem ein Kunstgegenstand gestohlen worden war. Der Wert der Kunstwerke reichte von hunderttausend bis zu über einer Million Dollar. Nie war etwas beschädigt worden, nie war etwas durcheinandergebracht, nie Alarm ausgelöst worden. Jedes Stück war von der entsprechenden Versicherung bezahlt worden, und es hatte keine Verhaftungen gegeben.
Schlau, dachte er. Der Kerl war schlau.
Bei dem übrigen Dutzend gab es ein paar Varianten. Der Täter hatte zwei oder mehr Stücke gestohlen, und in einem Fall ließ sich im Kaffee eines Wachmannes ein Schlafmittel nachweisen, und das Sicherheitssystem war einfach dreißig Minuten lang ausgeschaltet worden. In einem anderen Fall hatte es eine Verhaftung gegeben. Ein Wachmann hatte versucht, eine Kamee aus dem fünfzehnten Jahrhundert zu versetzen. Er wurde verhaftet und gestand, behauptete aber, er habe die Kamee erst nach dem Einbruch an sich genommen. Das Landschaftsgemälde von Renoir und das Porträt von Manet, die auch gestohlen worden waren, wurden nie gefunden.
Interessant, dachte Cook noch einmal. Das Profil, das sich in seinem Kopf darstellte, schloß Pfandleihen bisher nicht mit ein. Vielleicht sollte er die Wachleute doch noch einmal überprüfen. Das war sicher der Mühe wert.
Und es konnte auch nicht schaden, wenn er nachprüfte, wo sich die Jones zur Zeit der anderen Diebstähle aufgehalten hatten. Irgendwie, so stellte er fest, hatte auch dies alles etwas mit Angeln zu tun.
Als Miranda am Sonntag morgen die Augen aufschlug, fiel ihr als erstes die Dunkle Lady ein. Sie mußte sie unbedingt noch einmal sehen, sie noch einmal überprüfen. Wie sollte sie sonst jemals erfahren, warum sie sich dermaßen geirrt hatte?
In den letzten Tagen war sie zu der schmerzlichen Schlußfolgerung gekommen, daß sie sich geirrt haben mußte. Wie war das Ganze sonst zu erklären? Sie kannte ihre Mutter zu gut. Um Standjos Ruf zu retten, hatte Elizabeth garantiert jede Einzelheit des zweiten Tests in Frage gestellt. Sie mußte also den absoluten Beweis für seine Richtigkeit erhalten haben.
Mit weniger hätte sie sich nie zufriedengegeben.
Miranda konnte dies nur akzeptieren und ihren Stolz bewahren, indem sie nichts mehr zu dem Thema sagte, bis sich die Aufregung wieder gelegt hatte.
Sie stellte fest, daß sie etwas Besseres mit ihrer Zeit anfangen konnte, als zu grübeln, und zog ihren Trainingsanzug an. Ein paar Stunden im Fitneßclub würden die düsteren Gedanken vielleicht vertreiben.
Als sie zwei Stunden später wieder nach Hause kam, traf sie auf Andrew, der seinen Kater auskurierte. Sie wollte gerade nach oben gehen, als es an der Tür läutete.
»Geben Sie mir Ihre Jacke, Detective Cook«, hörte sie Andrew sagen.
Cook? Am Sonntag nachmittag? Miranda fuhr sich durch die Haare, räusperte sich und setzte sich hin.
Als Andrew Cook hereinführte, lächelte Miranda ihn höflich an. »Haben Sie Neuigkeiten für uns?«
»Nichts Bestimmtes, Dr. Jones. Lediglich ein oder zwei lose Enden.«
»Setzen Sie sich doch.«
»Tolles Haus.« Mit geschultem Blick musterte Cook den Raum, während er zu einem Stuhl ging. »Es steht wirklich sehr majestätisch hier oben auf den Klippen.« Altes Geld, dachte er, hat seinen eigenen Geruch, sein eigenes Aussehen. Hier waren es Bohnerwachs und Zitronenöl. Geerbte Möbel, verblichene Tapeten und deckenhohe Fenster mit burgunderroten Seidenvorhängen.
Klasse und Privileg und dennoch genug Privates, um es wie ein richtiges Heim aussehen zu lassen.
»Was können wir für Sie tun, Detective?«
»Es gibt einen kleinen Anhaltspunkt, an dem ich arbeite. Könnten Sie mir wohl sagen, wo Sie beide letztes Jahr in der ersten Novemberwoche waren?«
»Letzten November?« Das war eine komische Frage. Andrew kratzte sich am Kopf. »Ich war hier in Jones Point. Ich bin letzten Herbst nicht verreist. Oder?« fragte er Miranda.
»Nicht daß ich wüßte. Warum
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