Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
vermisse das Essen meiner Mutter.«
Er strahlte Miranda an und überholte einen anderen Wagen. »Außerdem muß ich, bevor wir nach Italien fliegen, noch ein paar Dinge mit meiner Familie regeln. Meine Schwester wird Schuhe haben wollen«, murmelte er. »Sie will immer Schuhe haben. Sie ist süchtig nach Ferragamo.«
»Du stiehlst Schuhe für deine Schwester?«
»Bitte .« Ernsthaft beleidigt runzelte er die Stirn. »Ich bin doch kein Ladendieb.«
»Entschuldige bitte, aber Stehlen ist Stehlen. Und für mich gibt es keinen Grund, nach Brooklyn zu fahren. Warum setzt du mich nicht einfach an dem Hotel ab, in dem ich übernachte?«
»Du wohnst nicht im Hotel. Du wohnst bei mir.«
Ruckartig wandte sie ihm den Kopf zu. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das tue ich ganz sicher nicht.«
»Und außerdem fährst du mit nach Brooklyn, weil wir, wie du anscheinend vergessen hast, an der Hüfte zusammengewachsen sind, bis die Geschichte vorbei ist. Wo ich hingehe, gehst auch du hin ... Dr. Jones.«
»Das ist lächerlich.« Und es war unbequem. Sie brauchte Zeit für sich allein, Zeit, um alles ordentlich zu Papier zu bringen. Um es abzuwägen und zu überdenken. Er hatte ihr bis jetzt keine Minute zum Nachdenken gelassen. »Du hast selbst gesagt, daß ich viel zu tief in der Sache drinstecke, um nicht zu kooperieren. Wenn du mir nicht vertraust, verkomplizierst du alles nur unnötig.«
»Dir zu vertrauen würde die Dinge unnötig kompliziert machen«, berichtigte er sie. »Dein Problem ist, daß du ein Gewissen
hast. Und von Zeit zu Zeit schaltet es sich ein und versucht dich zu überreden, die Polizei anzurufen und alles zu gestehen.« Er tätschelte ihre Hand. »Sieh mich einfach als bösen Engel an, der dir über die Schulter guckt und dem guten Engel eins überzieht, wenn er etwas über Aufrichtigkeit und Wahrheit von sich gibt.«
»Ich werde nicht bei dir wohnen. Ich habe nicht vor, mit dir zu schlafen.«
»Ach, was du nicht sagst. Und ich dachte, wir wollten zusammenziehen.«
Das Lachen in seiner Stimme machte sie wütend. »Du weißt sehr gut, daß du mit mir schlafen willst.«
»Davon habe ich mein ganzes Leben lang geträumt, und nun ist der Traum zerstört. Ich weiß gar nicht, wie ich weiterleben soll.«
»Ich verachte dich«, zischte sie, und weil er abermals nur lachte, starrte sie aus dem Fenster und redete für den Rest der Fahrt kein Wort mehr mit ihm.
Miranda wußte nicht, was sie erwartet hatte, aber auf jeden Fall nicht dieses hübsche, zweistöckige Haus in einer ruhigen Gegend.
»Hier bist du aufgewachsen?«
»Hier? Nein.«
Ryan lächelte über das Erstaunen in ihrer Stimme. Sie hatte wahrscheinlich erwartet, daß er sie in einen schmutzigen Slum bringen würde, wo die Leute herumschrien und es nach Knoblauch und Abfall roch.
»Meine Familie ist vor ungefähr zehn Jahren hierhergezogen. Komm, sie erwarten uns, und Mama hat wahrscheinlich schon die Antipasti vorbereitet.«
»Was meinst du mit erwarten?«
»Ich habe angerufen und Bescheid gesagt, daß wir kommen.«
»Du hast angerufen? Und wer bin ich deiner Ankündigung nach?«
»Das muß jeder für sich selbst beantworten.«
»Was hast du ihr gesagt?« fragte Miranda und hielt ihn davon ab, ihr die Tür zu öffnen.
»Daß ich zum Abendessen eine Frau mitbringe.« Ryan hatte sich über sie gebeugt, um die Beifahrertür zu öffnen, und blieb in dieser Position, sein Gesicht ganz nahe an ihrem. »Komm schon, sei nicht so schüchtern. Sie sind ganz unkompliziert.«
»Ich bin nicht schüchtern.« Aber ihr war leicht übel, wie immer, wenn sie neue Menschen kennenlernen sollte. In diesem Fall, sagte sie sich, ist das allerdings absurd. »Ich will nur wissen, wie du erklärt hast ... Hör auf damit«, sagte sie, als sie bemerkte, daß sein Blick auf ihrem Mund ruhte.
»Hmmm.« Er hätte wirklich am liebsten ganz langsam in diese widerspenstige Unterlippe gebissen. »Entschuldige, ich war abgelenkt. Du riechst... interessant, Dr. Jones.«
Der Augenblick erforderte, daß sie handelte und sich bewegte – und die lächerliche Phantasie verdrängte, die ihr in den Sinn kam, nämlich ihn bei den Haaren zu packen und seinen Mund zu sich heranzuziehen. Statt dessen schob sie ihn beiseite, öffnete die Tür und sprang hinaus.
Er schmunzelte und stieg auf seiner Seite aus. »Hey, Remo!«
Der große braune Hund, der im Garten geschlafen hatte, stand auf, bellte einmal kurz und tief und sprang dann begeistert an Ryan hoch. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher